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Zeit der Eisblueten

Zeit der Eisblueten

Titel: Zeit der Eisblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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doch nicht mein Sohn, oder? Bitte, sag mir die Wahrheit.«
    Sie schwieg, und er wand sich angesichts seiner alles verderbenden Taktlosigkeit. Er hatte nicht derart plump sein wollen, aber in seinem aufgewühlten Zustand gelang es ihm nicht, sich gleichmütig zu geben.
    Er flehte sie erneut an. »Bitte, Uyarasuq, sag es mir.«
    »Ja, Dafydd … Charlie … ist dein Sohn.«
    »O Gott.« Dafydd spürte, wie ihm heiß im Nacken wurde und ihm der Schweiß aus allen Poren seines Körpers trat. »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
    »Ich fand, dass es nicht richtig wäre, dich damit zu belasten. Vielleicht erinnerst du dich nicht, aber du hast einiges unternommen, um seine Entstehung zu verhindern.«
    »Natürlich habe ich das.« Er versuchte, seine Stimme ruhiger und nicht derart aufgeregt klingen zu lassen. »Das diente deiner Sicherheit ebenso wie meiner.«
    »Nun, vermutlich sollte ich mich entschuldigen«, erwiderte sie kühl. »Aber trotz deiner Verhütungsmaßnahmen bin ich schwanger geworden. Es tut mir nicht leid. Charlie ist das Beste, was mir je widerfahren ist.«
    »O bitte … warte.« Was wollte er sagen? Er hatte sich nichts zurechtgelegt. Plötzlich fürchtete er, dass sie auflegte, bevor er auch nur in der Lage war, seine Anteilnahme, sein echtes Interesse zum Ausdruck zu bringen, sein Bedürfnis, etwas über seinen Sohn zu erfahren. Wie anders er sich fühlte als bei der Nachricht über Sheilas Kinder. Diesen Sohn hatte er aus so etwas wie Liebe gezeugt. »Hör bitte, all das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich habe erfahren, dass Charlie … einen schrecklichen Unfall hatte, vor ein paar Monaten. Und dass er ein Bein verloren hat. Ich würde gern …«
    »Wie hast du all das herausgefunden?«, fragte sie scharf.
    »Über das Krankenhaus.« Dafydd verlagerte sein Gewicht. Er hatte noch immer weiche Knie. Die Luft in der Zelle war stickig, und die Hitze der Lampen ließ ihn fast ohnmächtig werden. Sosehr er das Gespräch fortsetzen und Fragen stellen wollte, spürte er, dass er diese Unterhaltung bald abbrechen musste oder umkippen würde. »Jemand im Krankenhaus hat mir von Charlie erzählt. Wie er nach Moose Creek geflogen wurde. Wie tapfer er war …«
    »O ja, die Krankenschwester. Schwester Hailey«, sagte Uyarasuq langsam und leise. Dann schwieg sie kurz. »Sie ist der einzige Mensch, dem ich je erzählt habe, dass du Charlies Vater bist – von meinem Vater und Sleeping Bear abgesehen. Ich hatte ein schlechtes Gefühl, als ich es ihr sagte, weil ich wusste, dass du in Moose Creek gearbeitet hattest. Aber sie schien sich nicht an dich zu erinnern. Vermutlich hat sie dich trotzdem informiert. Das hätte sie nicht tun sollen. Ich habe sie gebeten, es niemandem zu verraten.«
    »Nein, Miss Hailey hat es mir nicht erzählt«, erwiderte Dafydd verwirrt. »Ich habe von Charlie wegen seines furchtbaren Traumas und seiner Verletzungen erfahren. Das Personal spricht noch immer von ihm. Es ist ja auch erst ein paar Monate her, und sie alle erinnern sich mit sehr viel Zuneigung an ihn. Ich bin neugierig geworden, weil ich hörte, dass er aus Black River stammt. Deshalb habe ich in den Krankenhausberichten nach ihm gesucht und herausgefunden, dass er dein Sohn ist. Als ich sein Alter und sein Geburtsdatum las, begriff ich, dass er … trotz der getroffenen Vorkehrungen auch mein Sohn sein könnte. Ich kann nicht leugnen, dass es in gewisser Weise ein Schock war.«
    Uyarasuq schwieg einen Moment lang, und er gab ihr Zeit, seine Worte zu verarbeiten.
    »Aber … dann bist du nicht deshalb nach Kanada gekommen, wegen Charlie? Du warst bereits hier, als du von ihm erfahren hast?« Verständlicherweise war sie verwundert.
    »Nein. Ja. Aber das ist eine andere Geschichte. Im Augenblick interessiert mich nur, dass ich dich sehen und Charlie kennen lernen möchte. Wie geht es ihm? Was macht seine Genesung?«
    »Es geht ihm gut. Wir sind gerade von einem Besuch bei einem Spezialisten in Toronto zurückgekommen, und er hat eine nach dem neuesten Stand der Wissenschaft gefertigte Beinprothese erhalten. Es ist ein ziemlich beeindruckendes Gerät, und er liebt Geräte, also sind sie sofort die besten Freunde geworden.« Sie lachte ihr ganz besonderes Glockenlachen, und Dafydd lachte ebenfalls. Gott sei Dank, sie konnte noch lachen – nach all dem, was sie durchgemacht hatten.
    »Wenn du einverstanden bist, werde ich einen Flug buchen oder ein Flugzeug mieten oder was immer erforderlich ist …« Sofort bremste er sich,

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