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Zeit der Eisblueten

Zeit der Eisblueten

Titel: Zeit der Eisblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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Stunde geschlafen und immer wieder über seine Entdeckung nachgedacht. Die Vorstellung, dass Sleeping Bear jene wunderbare junge Frau während ihres Besuchs geschwängert haben könnte, erschien Dafydd völlig absurd. Sosehr er sich wegen seiner Vorurteile tadelte, konnte er kein Bild heraufbeschwören, wie sich die beiden in den Armen lagen. Bear war alt genug, ihr Großvater, sogar ihr Urgroßvater zu sein. Natürlich konnte es einen anderen Mann gegeben haben, obwohl sie erklärt hatte, sie sei seit langem mit niemandem mehr zusammen gewesen. Aber war es nicht naiv von ihm, ihren Worten zu glauben? Warum sollte eine junge Frau keine Liebhaber gehabt haben? Die andere Möglichkeit, die ihn schwindelig werden ließ, bestand darin, dass er selbst den Jungen gezeugt hatte. O Gott, war das wirklich möglich? Die Daten sprachen dafür.
    Wie so oft im Laufe der Jahre tauchten, gespeichert im Netzwerk seiner Sinne, die Einzelheiten seines Liebesspiels mit Uyarasuq vor ihm auf. Sie hatte gemeint, es sei eine »sichere« Zeit in ihrem Zyklus, aber er wusste, wie absolut unzuverlässig so etwas war. Deshalb hatte er ein Kondom benutzt. Das leichte Perlen ihres Lachens und seine eigene Fröhlichkeit angesichts der zwangsläufigen Schwierigkeiten, einem steifen Penis eine Gummihülle überzuziehen – er erinnerte sich noch genau daran. Aber Kondome versagen, sie platzen oder reißen. Nicht oft, aber es kommt vor. Vor allem, wenn sie schon alt sind … Ihre Enge, seine Größe … sie hatte es ihm in der Dunkelheit abgezogen …
    Dafydd versuchte, seinen inneren Aufruhr zu unterdrücken, und barg das Gesicht in der Beuge seiner Arme. Er wollte jetzt nicht darüber nachdenken, nicht hier, in Gegenwart der Kinder.
    Er schaute zu ihnen hinunter. Inzwischen bewarfen sie einander mit Schneebällen. Miranda kreischte und lachte, Mark war still und ging konzentriert vor.
    Warum sollte Uyarasuq es ihm nicht mitgeteilt haben? Und warum hatte Sleeping Bear es ihm nicht mitgeteilt? Vielleicht hatte er es versucht. Er musste unbedingt mit Joseph Kontakt aufnehmen und ihm weitere Fragen zu Bears dringendem Wunsch stellen, Dafydd einen Brief zu schreiben. Vielleicht hatte Bear ihm genau diese Nachricht übermitteln wollen. Aber er war alt und müde und konnte nicht mehr schreiben, und Joseph zeigte keine Bereitschaft, es für ihn zu tun. Deshalb entschied Bear, dem Jungen einen Teil seines Geldes zu vererben: weil er sich für das, was geschehen war, verantwortlich fühlte, oder wegen seiner starken Bindungen an die Familie. Oder weil er seinen eigenen Enkel nicht leiden konnte. O Gott, was sollte er unternehmen? Er musste es herausfinden. Unbedingt.
    Er spürte eine Hand auf seiner Schulter.
    »Warum sitzt du hier herum?« Miranda sah ihn prüfend an. »Manchmal bist du ganz schön flau. Entschuldige, ich hab bloß Spaß gemacht. Ein wenig Dampf abgelassen. Du hast es doch nicht ernst genommen, oder?« Sie rieb ihre vereisten Fäustlinge gnadenlos an seinen Wangen, und er packte ihre Handgelenke und versuchte, ihr etwas Schnee in den Kragen ihres Schneeanzugs zu schieben.
    »Daaaad«, kreischte sie. Sie ließ keine Gelegenheit aus, ihn Dad zu nennen. Es schien ihr so viel zu bedeuten, dass sie endlich einen Vater hatte, obwohl er nicht die Illusion hegte, dass sie ihn um seiner selbst willen liebte. Gewiss, sie waren Freunde geworden, und sie begriff, dass er solide, verlässlich, großzügig war. Und mit der Zeit würde sie vielleicht das Gefühl entwickeln, dass er wirklich der Vater war, nach dem sie sich gesehnt hatte.
    Zum Glück war sie ein ausgeglichenes, normales junges Mädchen – trotz ihrer Mutter. Mark dagegen war eine ganz andere Persönlichkeit, weitgehend unzugänglich. Was würden sie empfinden, wenn sie erfuhren, dass sie möglicherweise einen Bruder hatten …
    »O Gott«, stöhnte Dafydd laut auf.
    »Gott … was?« Miranda versuchte, sich seinem Griff an ihrem Ärmel zu entwinden.
    »Wir sind … spät.«
    »Spät für was? Du hast noch nicht mal deine Uhr um, du Dummkopf.«
    »Wen nennst du einen Dummkopf?« Dafydd drückte ihr eine weitere Handvoll Schnee an den Kragen. Dann rief er Mark zu, er solle sich beeilen.
    Sie rannten den Hügel hinauf, um sich aufzuwärmen, und stiegen in den großen, Unmengen von Benzin verschlingenden Buick, den Martha ihm mit einem »Riesenrabatt« vermietet hatte. Dann fuhr er zurück zu Tillies Hotel.
    Tillie war nicht schockiert gewesen, als er ihr anvertraute, dass Mark und Miranda

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