Zeit der Eisblueten
merkwürdiges Timing. All das Geld. All die Jahre. Was hat dich davon abgehalten, mich vorher in die Pfanne zu hauen?«
Sheila lehnte sich zurück und schlug ihre schlanken Beine übereinander. Sie antwortete ihm nicht sofort, sondern sah ihn mit unverhohlenem Interesse an, begutachtete sein Hemd, seine Jeans, seine Stiefel. »Ich wollte keine Verwicklungen«, sagte sie schließlich. »Miranda hat diese Farce in Bewegung gesetzt, weil sie wissen wollte, wer ihr Vater ist. Das kann man ihr wohl kaum verübeln.«
Er setzte den Becher an die Lippen. »Gutes Zeug.« Er versuchte, Zeit zu gewinnen, indem er das Etikett der Flasche studierte, wobei er sich unter ihrem durchdringenden Blick vor Unbehagen geradezu wand. Er musste darüber sprechen. Es musste geklärt werden. Da es schwierig werden würde, holte er tief Luft. »Du sollst wissen, dass ich es noch immer nicht akzeptiere. Ich weiß nicht, was du getan hast, um die Sache zu schaukeln, aber es muss eine Erklärung geben. Wir beide hatten nie Geschlechtsverkehr.«
»Ich glaub’s nicht«, lachte Sheila. »Welche Verleugnung.« Ihre Amüsiertheit war echt und ließ sie recht hübsch aussehen. Ihr Gesichtsausdruck milderte sich, und sie blickte ihn fast mitfühlend an. »Du bist Arzt, um Himmels willen. Wenn du dein Sperma nicht freiwillig weitergegeben hättest, wie wäre es mir dann möglich gewesen, an es heranzukommen? Ich fühle mich ziemlich geschmeichelt, dass du mich für solch eine Zauberin hältst.«
Ärgerlicherweise hatte sie recht. So sehr er die verschiedenen Möglichkeiten auch von allen Seiten geprüft hatte, seine Vaterschaft war eindeutig bewiesen worden.
»Ich könnte vielleicht akzeptieren, dass ich mein Sperma weitergegeben habe, wie du es nennst. Die Frage ist nur, wie. Es ist durchaus möglich, dass du auf der Party eine Droge in meinen Drink geschüttet hast.«
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, kam er sich albern vor. Laut vorgebracht, klang es nach einer recht jämmerlichen Theorie.
Sheila schüttelte lächelnd den Kopf. »Das ist eine schlaue kleine Verdrehung. Ich soll dich mit Drogen vollgepumpt und vergewaltigt haben. Ich armes Wesen habe einen bewusstlosen Mann zu sich nach Hause gebracht und dann …«
»Bitte hör damit auf«, unterbrach Dafydd, aber sie war nicht aufzuhalten.
»Und warum sollte ich so etwas tun? Warum, bitte schön, sollte ich ausgerechnet dein Baby haben wollen?«
Ja, das war eine Frage, die er endlos in seinem Kopf herumgewälzt hatte und auf die er keine Antwort finden konnte.
Sie schlug wieder die Beine übereinander, und ihr Jeansrock rutschte ein wenig an ihrem schlanken Schenkel hoch. Sein Blick schweifte unwillkürlich nach unten, und er bemerkte die dunklen Sommersprossen an ihren Beinen, die sich durch die Strumpfhose abzeichneten. Er erinnerte sich, dass er von ihren zahllosen Sommersprossen sowohl fasziniert als auch abgestoßen worden war. Ihr ganzer Körper war damit bedeckt. Plötzlich fragte er sich mit Bangen, woher er so etwas wissen konnte. Wahrscheinlich hatte er sich ihren nackten Körper, ihre Oberschenkel, ihr Gesäß, ihren Rücken lediglich vorgestellt, und zwar sommersprossig. Aber dennoch: Warum sollte er sie in seiner Fantasie nackt ausziehen wollen?
»Wenn du möchtest, erzähle ich dir meine Seite der Geschichte, nur um deine Erinnerung aufzufrischen.«
Sie hielt inne, damit er protestieren konnte, aber er war zu neugierig zu erfahren, was für eine Geschichte sie sich ausgedacht hatte.
»Wir sind zu deinem Wohnwagen zurückgefahren, und ich fühlte mich benebelt. Zuerst hast du dich im Auto von mir masturbieren lassen, und ich gebe zu, dass ich ein wenig damit einverstanden war. Dann hast du mich auf eine Tasse Kaffee zu dir eingeladen – angeblich, weil ich in meinem ›Zustand‹ nicht mehr fahren solle. Ich kann mich sogar noch daran erinnern, dass du etwa dreimal gesagt hast, das sei eine ›ärztliche Anweisung‹. Du warst übrigens selbst ziemlich hinüber. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich mit dem Gesicht nach unten nackt auf einem Bett lag, mit einem Kissen unter den Hüften, und du es mir von hinten besorgt hast. Du hast richtig losgelegt, und du bist ziemlich groß, nicht wahr …« Nachdenklich betrachtete sie seine Leistengegend.
»Ich hab dich mehrere Male gebeten aufzuhören, aber du warst nicht dazu bereit. Einmal hast du sogar versucht, in meinen Hintern einzudringen, aber ich weiß nicht mehr genau, wie weit du gekommen bist. All
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