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Zeit der Eisblueten

Zeit der Eisblueten

Titel: Zeit der Eisblueten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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das Gleiche getan. Wir haben uns gut verstanden.«
    Dafydd erstarrte. Das war eine Neuigkeit, mit der er überhaupt nicht gerechnet hatte: Isabel und Sheila tauschten miteinander Informationen aus. Vielleicht war das der Grund für Isabels Anruf bei Leslie gewesen. Und obwohl Isabel alles Recht der Welt hatte zu sprechen, mit wem sie wollte, fühlte er sich verraten. Sie war sich so verdammt sicher, dass er sie unablässig belogen hatte, dabei war sie ihm gegenüber selbst nicht aufrichtig gewesen. Sie hatte hinter seinem Rücken mit Sheila gesprochen und dabei zugelassen, dass diese ihr Denken vergiftete.
    »Wie kannst du es wagen, meine Frau in die Sache reinzuziehen?«, fragte Dafydd eisig. Er lehnte sich zurück, um die maximale Distanz zu Sheila zu wahren. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte sich einen weiteren Drink eingegossen, aber sie fesselte ihn durch ihre schiere Nähe an seinen Platz.
    Er konnte ihren Atem riechen. Er war warm und aromatisch. Ihre kleinen, gleichmäßigen Zähne glitzerten weiß, und ihre Kehle war milchig. Er konnte sich vorstellen, die Hände um ihren weichen, schlanken Hals zu legen und fest zuzudrücken. Ihm schoss durch den Kopf, dass er, wenn er je Sex mit Sheila gehabt hätte, ihr hätte wehtun, ihr das Grinsen aus dem Gesicht treiben und ihren sommersprossigen Körper mit blauen Flecken hätte bedecken wollen. Allein der Gedanke erschreckte ihn.
    »Hör mal.« Sie musste seine Gedanken gelesen haben, da sie mit der Hand durch die Luft fuhr, als wolle sie seine Feindseligkeit fortwischen. »Wir sollten uns nicht streiten. Was bringt das? Die Sache ist doch ziemlich klar, oder nicht? Ich beabsichtige nicht, völlig unvernünftig zu sein. Es wäre nett, wenn du die Zwillinge ein wenig kennen lernen würdest, und sobald die Vereinbarungen für regelmäßige Zahlungen getroffen sind, kannst du nach Wales zurückkehren und dein Leben weiterleben. Alles, worum ich dich künftig bitten werde, ist ein monatlicher Scheck über eine angemessene Summe … wobei zu bedenken ist, dass du mir für die vergangenen Jahre noch einiges schuldest.« Sie lächelte nun bemüht versöhnlich.
    »Rechne mit nichts, Sheila«, entgegnete Dafydd. »Wenn ich die Kinder sehe, werde ich entscheiden, ob ich die Ergebnisse des DNA-Tests akzeptiere. Nach dem Foto, das du mir geschickt hast, zu urteilen, sehen sie mir überhaupt nicht ähnlich.«
    »Sei nicht albern«, sagte sie, stand auf und begann, sich ihren rostfarbenen Mantel überzuziehen. Er wirkte teuer – nicht, als stamme er von The Bay. »Ich habe einen neuen Anwalt«, erklärte sie, »in Inuvik. Sein Name ist Michael McCready. Du kannst dich mit ihm unterhalten. Er ist wirklich gut und ein netter Mensch.« Sie reichte ihm die Visitenkarte des Anwalts.
    Dafydd stand auf, um sie hinauszubegleiten. »Wann sehe ich sie?«
    »Wie wär’s mit Samstag? Dann hätte ich genug Zeit, sie darauf vorzubereiten. Komm zum Lunch.« An der Tür drehte sie sich noch einmal zu ihm um. »Tu mir den Gefallen und sprich nicht mit den Leuten über unsere Angelegenheiten und erzähl niemandem, warum du hier bist. Du kannst Tillie mitteilen, dass wir über eine mögliche ärztliche Vertretung irgendwann in der Zukunft sprechen. Nicht, dass es mir viel ausmachen würde. Es wäre bloß für uns alle viel einfacher, wenn wir all den Klatsch vermeiden könnten. Denk an die Kinder … erspar es ihnen.«
    Mal sehen, dachte Dafydd, als er die Tür hinter ihr schloss. Sie wird mich nicht daran hindern, ein paar Nachforschungen anzustellen.
    Es war heller Tag, als Tillie an die Tür klopfte. Dafydd war, voll bekleidet, in dem Lehnstuhl eingeschlummert. Als er durch das hartnäckige Klopfen aufwachte, wusste er nicht, wo er sich befand oder wer er war. Der Jetlag und eine allgemeine Erschöpfung hatten schließlich ihr Recht gefordert, und eine halbe Flasche Southern Comfort hatte das Ihre dazu beigetragen.
    Die schiere Unwirklichkeit, dort zu sein, wo er war, die ihm aufgebürdeten Erwartungen, der Verlust seines geordneten Lebens, seiner Ehe – all das sickerte wieder in sein Bewusstsein. Es glich dem langsamen Rinnen des Sandes in einem Stundenglas, der den empfindungslosen, leeren Raum mit Furcht füllte. Er taumelte auf das Klopfen zu.
    »Dr. Woodruff«, rief Tillie durch die Tür, »ich schließe die Küche jetzt. Wenn Sie wollen, mach ich Ihnen noch schnell was.«
    »Nein danke, Tillie. Ich esse später«, erwiderte er.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. »Aber

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