Zeit der Finsternis
wie Andrew! Aber im Vergleich zu diesem miesen Verräter, war ich noch am Leben!
Hektisch versuchte ich, meine Fesseln abzustreifen.
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Seiteneingangs und ich hielt inne. Das Gift, mit dem mich Damian betäubt hatte, schien anders zu wirken als das Betäubungsmittel, das wir benutzten. Mein Verstand war nämlich noch extrem benebelt. Eine Gestalt erschien im Türrahmen und beugte sich zu mir hinunter.
"Tamara?!", brachte ich stammelnd über die Lippen, als ich ein Gesicht erblickte.
"Valentina, schnell komm her! Ich hatte recht, da war ein Geräusch vor der Tür - es ist Julian! Er lebt!", schrie die Gestalt mit Tamaras Gesicht so laut, dass mir die Ohren dröhnten.
"Julian! Ich bin´s Caroline! Ich bin nicht Tamara!" Ihre besorgte Stimme drang an mein Ohr. "Was haben sie nur mit dir gemacht?!"
Langsam erkannte ich, dass es sich tatsächlich um Caroline handelte und gleich darauf erschien Valentina über mir. Mein Körper wurde angehoben und nach drinnen getragen. Sie brachten mich in das Zimmer, in dem ich seit drei Monaten lebte und legten mich vorsichtig auf das Bett. Ich stöhnte vor Schmerzen auf, als meine verletzte Schulter das Laken berührte.
Valentina trat mit einem Messer in der Hand neben mich und ich zuckte unwillkürlich zusammen. "Keine Sorge, ich will dir bloß helfen.", erklärte sie, sichtlich verwirrt über meine Reaktion, nahm meine Hände und schnitt die Fesseln durch. Caroline strich mir beruhigend über das Gesicht. "Keine Sorge Julian, was immer passiert ist, es ist vorbei. Du bist in Sicherheit.", murmelte sie und blickte mich besorgt an.
Valentina verließ den Raum und kam ein paar Sekunden später mit Verbandzeug, einer Waschschüssel und frischen Sachen durch die Tür. Sie ging um das Bett herum und betrachtete die Wunde an meiner Schulter, die immer noch so sehr schmerzte und nicht verheilen wollte.
"Es scheint, als würde da etwas drinstecken. Ich werde mir das mal ansehen.", erklärte sie und berührte vorsichtig meine Schulter. Ein stechender Schmerz ließ mich aufkeuchen und zusammenzucken. Sie hielt inne und sah mich fragend an. Doch ich nickte ihr zu. "Mach weiter.", erwiderte ich flüsternd und biss die Zähne zusammen.
Caroline erhob sich von der Bettkante. "Ich hole dir erstmal was zu trinken."
Während sie den Raum verließ, setze sich Valentina auf meinen Arm und hielt eine Klemmzange, wie man sie für Operationen benutzte in der Hand. "Nur zur Vorsicht.", entgegnete sie schmunzelnd als ich sie irritiert ansah. "Nicht das du mir versehentlich eine verpasst."
Dann drang sie mit dem metallenen Besteck vorsichtig in die die Wunde ein. Das Pochen in meinem Arm raubte mir den Atem, doch ich hielt still und starrte verbissen an die Decke. "Gleich hab ich es.", versuchte Val mich zu beschwichtigen, während sie mich weiter malträtierte. Ich biss mir auf die Lippen und stöhnte, doch schon im nächsten Moment hielt Valentina triumphierend ein Stück Metall mit der Zange hoch. Es musste abgebrochen und in meinen Knochen stecken geblieben sein, als Damian den Schürhaken herausgezogen hatte.
"Danke Val", keuchte ich noch immer.
"Keine Ursache! Ich denke, jetzt wird es ganz normal verheilen." Sie blickte zur Tür, durch die Caroline gerade mit einem Glas kam. Erst jetzt bemerkte ich meinen Hunger und die brennende Kehle, die sich anfühlte, als hätte ich glühende Kohlen verschluckt. Ich setzte mich auf, als sie mir das Glas reichte und führte es zitternd an meine Lippen. Mit wenigen Zügen trank ich es leer.
Valentina zuckte zusammen und sah sich um. Ich folgte ihrem Blick irritiert und im nächsten Moment begann ihr Handy zu klingeln.
Sie sprang vom Bett, huschte aus dem Zimmer und kam mit dem Telefon an ihrem Ohr wieder zurück. "Ja Max, wir haben Neuigkeiten...Julian lebt und...er ist wieder hier." Ihre Miene wurde ernst, als sie Max das mitteilte. Sie war misstrauisch und da musste ich ihr recht geben. Nur Damian wusste, warum ich noch am Leben war und mir war klar, er hatte das nicht aus einem Anflug von Güte geschehen lassen. Ich erinnerte mich an die letzten Worte, die ich von ihm vernommen hatte:
...weil ich auf den Tag warte, an dem ich dich und deine Schlampe gemeinsam ins Jenseits befördere...
Mein Magen zog sich stechend zusammen.
Ich wurde aus meinem Grübeln gerissen, als Val mir das Handy unter die Nase hielt. "Er will mit dir sprechen.", erklärte sie nur, hockte sich dann wieder auf der Bettkante und ließ ihren Blick
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