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Zeit der Finsternis

Zeit der Finsternis

Titel: Zeit der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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Wort langsam, überdeutlich und bestimmt: "Lieber. Würde. Ich. Sterben."
Damian zog entrüstet seinen Kopf zurück und in seinen Augen funkelte der Zorn auf. Zurückweisung konnte er nicht ertragen, doch das war mir egal. Sollte er mich töten.
Am besten jetzt, hier, auf der Stelle! Dann wäre ich wenigstens endlich wieder mit Julian vereint.
Doch diesen Gefallen tat er mir nicht. Stattdessen sprang er auf, schritt energisch zur Tür, drehte sich davor noch einmal um und zischte: "Dafür wirst du leiden, Tamara!" Ehe er herumwirbelte und die Tür zuschlug.

Ich sank in mich zusammen, stieß einen tiefen Seufzer aus und ließ den Tränen, die nach draußen drängten, freien Lauf. Ich war nicht mehr in der Lage sie zu unterdrücken, so aussichtslos und verzweifelt war meine Situation mittlerweile.

Kapitel 10: Julian - Hoffnung

    Mein Körper hing schlaff in den Ketten und ich musste mit ansehen, wie sie Tamara - deren Wunde immer noch blutete - hinauszerrten.
Sie hatte versucht sich zu töten - meinetwegen! Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie sehr sie unter der Situation litt.
Angestrengt hob ich den Kopf und sah in Damians Gesicht, als er direkt vor mich trat. Mir schossen brennend Tränen in die Augen. Meine Zunge klebte an meinem ausgetrockneten Gaumen fest, als ich versuchte, zu schlucken.
Ich stand auf der Schwelle des Todes und Tamara würde für immer gezwungen sein, Damian zu dienen. Mit Melissas Tod war unser Schicksal bereits besiegelt worden.

"Eigentlich", begann Damian flüsternd und hob mit seinen Fingern meinen Kopf noch weiter an, "würde ich dir jetzt gerne das Herz herausreißen. Aber - zu sehen, wie sehr Tamara leidet wenn du leidest - gibt mir mehr Genugtuung, als wenn ich dich sofort töten würde. Ich meine, wo bliebe denn da der Spaß?"
Die Art, wie er mich dabei ansah, verriet mir, dass er in all den Jahrhunderten mit uneingeschränkter Macht, langsam dem Wahnsinn verfallen war.
"Es muss schrecklich sein, nach fünfhundert Jahren immer noch so einsam zu sein.", presste ich hervor.
Damian betrachtete mich einen Moment lang und seine Miene nahm einen zornigen Ausdruck an. Er holte mit der Hand aus und schlug mir ins Gesicht. Ein klatschendes Geräusch hallte von den nackten Wänden wider und mein Hirn dröhnte, von der Wucht, mit der er mich getroffen hatte. Der Geschmack meines eigenen Blutes breitete sich in meinem Mund aus.
Damian kam mir so nahe, dass seine Lippen fast mein Ohr berührten. "Ich werde dich am Leben lassen. Aber nicht, weil ich so unglaublich gütig bin, sondern weil ich auf den Tag warte, an dem ich dich und deine Schlampe gemeinsam ins Jenseits befördere. Und zuvor darf sie dabei zusehen, wie ich dir deine Eingeweide herausreiße!"
Als er Tamara eine Schlampe nannte, kochte in mir eine übermächtige Wut hoch. Mit letzter Kraft warf ich mich gegen die Ketten und stieß einen knurrenden Laut aus. "Du hast nicht das Recht, so über sie zu sprechen! Du bist der allergrößte Abschaum!"
"Ach Julian, Julian, Julian...du bist einfach unverbesserlich." Er schnalzte mit der Zunge und grinste amüsiert, während er eine Spritze aus seiner Manteltasche hervor zog. Nachdenklich hielt er sie gegen das Licht und betrachtete die Flüssigkeit, mir der sie gefüllt war.
"Bestell Max einen schönen Gruß von mir - und sag ihm, wir sehen uns bald wieder!", hauchte er, dann spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem Hals. Brennend fraß sich die Injektion in mein Gewebe. Ich konnte noch fühlen, wie meine Gliedmaßen taub wurden, dann sackte mein Kopf nach vorne und vor meinen Augen wurde es schwarz.

    ***

Ich fand mich auf einer Straße wieder, die mit einer leichten Schneedecke überzogen war. Große weiße Flocken schwebten auf mich herab, bedeckten meine Haare, blieben an meinen Wimpern hängen und brachten mich zum blinzeln. Mein Körper schmerzte auf eine Art und Weise, wie ich schon lange keinen Schmerz mehr empfunden hatte. Zwar waren die Wunden, die meinen Oberkörper bedeckten zum Teil schon geheilt, aber trotzdem konnte ich noch jeden einzelnen Stich, jeden Schnitt spüren, den Damian mir zugefügt hatte. In meiner rechten Schulter fühlte ich außerdem ein extrem unangenehmes pulsieren.
Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich mich zu orientieren. Über mir erhoben sich die verschwommenen Umrisse eines hohen Gebäudes.
Ich robbte unter größter Anstrengung in Richtung der Eingangstür und erkannte auf einmal, wo ich mich befand. Man hatte mich vor der Agentur abgelegt,

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