Zeit der Finsternis
gezerrt und von Randall und Mathilda aus dem Zimmer geschleift.
Bevor die Tür geschlossen wurde, sah ich noch, wie Damian auf Julian zutrat und schluchzte auf.
Ohne Gegenwehr ließ ich mich von den beiden in den Raum zurückbringen, in dem Damian mich festhielt. Randall öffnete die Tür und Mathilda stieß mich hinein. "Was hast du dir nur dabei gedacht!", knurrte Randall und verpasste mir eine schallende Ohrfeige. Ich taumelte einen Schritt zurück und sank kraftlos zu Boden. Statt etwas zu erwidern, blickte ich ihn nur stumm an. Randall schüttelte verächtlich den Kopf. "Und das ist also Damians tolle neue Wunderwaffe. Das ich nicht lache!"
Mathilda umschloss sanft seinen Oberarm und zog ihn mit sich. "Lass sie, Damian wird sich schon darum kümmern.", versuchte sie ihn zu beruhigen. Und er ließ sich tatsächlich von ihr durch die Tür schieben.
Das Geräusch des Riegels ließ mich wissen, dass ich nun wieder eingesperrt worden war und darauf warten musste, bis Damian seinen Zorn an mir auslassen und mich für mein Verhalten bestrafen würde.
Ich hatte ihm nicht gehorcht.
Für einen Moment kam die Erinnerung daran zurück, wie es war, freie Entscheidungen zu treffen. Ich wollte mir selbst das Leben nehmen, weil mir bewusst war, dass Julian so oder so sterben musste. Es war meine einzige Chance und ich hatte es vermasselt. Ich hatte mein Herz verfehlt.
Jetzt musste ich weiterleben und Julian würde sterben. Wahrscheinlich hatte Damian das nun selbst erledigt.
***
Ich lag schwer atmend auf dem Rücken und starrte ins Leere. Julian war tot. Dessen war ich mir sicher, denn Damian hatte keinen Grund gehabt, ihn nach seiner Folter am Leben zu lassen. Ich konnte mir auch keine Gewissheit mehr verschaffen, denn seit Damian mich gezwungen hatte, die Gefühle für Julian zu unterdrücken, war es mir nicht mehr möglich, ihn mittels Visionen zu sehen.
Die Wunde unter meinem Herzen hatte sich langsam wieder verschlossen, doch trotzdem fühlte es sich an, als würde immer noch das Messer an dieser Stelle stecken.
Ich zuckte bei dem Geräusch der Tür zusammen und setzte mich ruckartig auf. Damian trat ein, einen merkwürdigen Ausdruck auf dem Gesicht. Sofort begann mein Herz schneller zu schlagen und ich wich unwillkürlich zurück. Seine gesamte Aura jagte mir eiskalte Schauer über den Rücken.
Wortlos kam er auf mich zu und setzte sich neben mich. Ich spürte, wie sich mein ganzer Körper versteifte.
"Ich glaube, ich habe die Liebe, die Julian und dich verbindet ein wenig unterschätzt.", begann er plötzlich zu sprechen, ohne mich anzusehen. Ich schluckte nur. Er drehte den Kopf und sah mir direkt in die Augen. Sein stechender Blick schien mich zu durchbohren und ich konnte ihm nur mit größter Anstrengung standhalten.
"Weißt du Tamara, ich hatte eigentlich gehofft, dass du Julian einfach komplett vergisst, deine Gefühle für ihn einfrierst, wenn ich dich dazu zwinge. Doch...offensichtlich ist das nur bedingt möglich. Deshalb...habe ich dafür gesorgt, das du keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden musst." Bei seinen Worten begann mein Körper zu beben, so stark, dass sogar der Lattenrost unter der Matratze begann nachzuschwingen und das komplette Bett wackelte. Ich biss die Zähne zusammen, doch auch mein Kiefer zitterte. Eine Träne drückte an die Oberfläche und rann mir über die Wange.
Damians Blick ruhte weiterhin auf mir. "Wenn ich dich so ansehe, bin ich froh, dass ich mir aussuchen kann, wen ich lieben will." Ich horchte auf, ohne meine verkrampfte Haltung aufzugeben.
Er nahm mein Kinn sanft in seine Hand, wischte mit seinem Daumen die Träne weg und kam mir ganz nahe. Ich war außerstande zurückzuweichen, weil er mich nicht ließ.
Sein warmer Atem streifte meine feuchte Wange und ließ mich erneut erzittern.
"Du bist für mich bestimmt Tamara, das spüre ich. Seit du von meinem Blut getrunken hast.", hauchte er flüsternd. "Du musst es nur zulassen...jetzt wo Julian mir nicht mehr im Weg steht. Befreie dich von ihm und ich verspreche dir, du kannst wieder glücklich werden. Überleg mal, wir beide, die stärksten aller Vampire, herrschen Seite an Seite - nichts und niemand könnte uns mehr aufhalten." In seinen Augen blitzten Begehren und Machthunger gleichermaßen auf und machte mir deutlich, wie sehr er schon verblendet war.
Ich reckte mein Kinn nach oben, schob mein Gesicht noch näher an seines heran, woraufhin er scharf Luft einsog, weil er meine Reaktion missverstand und flüsterte jedes
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