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Zeit der Heimkehr

Zeit der Heimkehr

Titel: Zeit der Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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wegholen.«
    »Richtig.« Jon-Tom erhob sich und brach aus dem verbliebenen Buschwerk hervor. »Und vergiß nicht, Mudge: kein unnötiges Blutvergießen!«
    Der Waschbär sah erst den Menschen mit gefurchter Stirn an, dann den Otter. »Redet der immer so einen komischen Kram?«
    »Beachte ihn einfach nich. Er kann nichts dafür. Der arme Kerl is das Opfer von 'ner völlig verqueren Ethik.«
    Eng zusammen bleibend, traten sie auf die Lichtung hinaus.
    Von Sasheem oder dem Rest der Mannschaft war keine Spur zu sehen. Wahrscheinlich schliefen die an Bord der Ketsch oder im Hauptgebäude, überlegte Jon-Tom.
    Weegee war bewußtlos, erschöpft und benommen, schließlich hatte sie viel zu viele Stunden mit dem Kopf nach unten gehangen. Mudge begrüßte sie mit jener zärtlichen Serie von Schnellküssen, die für Otter typisch waren, während er ihr eine Pfote über den Mund legte, um sie daran zu hindern, überrascht aufzuschreien. Sie biß ihn sanft. »Wird langsam Zeit, daß du kommst.«
    Mudge bearbeitete die Knoten an ihren Handgelenken und Fußknöcheln. »Wo'er warste dir denn so sicher, daß ich käme?«
    »Weil ich deine einzige wahre Liebe bin. Das hast du mir an Bord mindestens vier Dutzend Male gesagt.«
    »Stimmt. Aber ich 'ab 'n schrecklich kurzes Gedächtnis.«
    »Mir reicht es.« Mudge griff nach seinem Messer, um den Hauptstrick zu kappen, doch sie protestierte sofort. »Lieber nicht, es sei denn, du kannst mich auch auffangen. Wenn ich auf meinen Hintern falle, bricht der wahrscheinlich in tausend Stücke, nach all der Kloppe, die er in den letzten zwei Tagen abbekommen hat.«
    »Drecksäcke!« Mit der Spitze seiner Klinge löste er die Knoten. Jon-Tom machte dem Ganzen ein Ende, während der Otter sie sanft auf die Beine stellte. Ihre Muskeln waren so verkrampft, daß sie kaum stehen konnte, vom Gehen ganz zu schweigen. Als sie gerade um ihr Gleichgewicht kämpfte, kam ein alter Seehund aus dem Hauptgebäude gehumpelt. Ihm fehlte ein Bein, und er ging gebückt mit Hilfe einer Krücke. Jon-Tom erkannte in ihm eines der Mitglieder der Piratenmannschaft von ihrem früheren Aufenthalt auf Corrobocs Schiff; es war derjenige gewesen, der den glücklosen Kapitän vor der Gefahr hatte warnen wollen, die Jon-Tom und seine Begleiter dargestellt hatten. Zum Rückzug blieb keine Zeit. Der Veteran erspähte sie und schrie schon mit vollen Kräften seiner alten Lunge: »Auf, alles auf! Bei meinem Schwanz, die Wasserratte und der Magier sind hinter uns her!«
    Mudge lehnte Weegee gegen den Waschbär, riß seinen Langbogen vom Rücken und schoß dem Alarmschlagenden einen gefiederten Pfeil in die Kehle. Zu spät. Der Warnschrei nützte keinem von Weegees herumliegenden Peinigern etwas, weil Vorsicht, ein heimtückisch gekrümmtes kleines Messer verwendend, unter den Betrunkenen schnell die Runde machte und ihnen die Kehlen durchschnitt.
    Der einzige Überlebende war ein Luchs, der unbemerkt unter einem Busch in Ohnmacht gefallen war. Er griff nach dem zurückweichenden Jon-Tom, der daraufhin zu Boden ging.
    »Tolpatschiger Mann«, tadelte Weegee ihn, »los, auf die Beine!«
    Es war nicht mehr genügend Zeit, denn nun strömten Piraten aus dem Lagerhaus.
    »Hier entlang, und zwar schnell, sonst sind wir verloren.« Heftig winkte Vorsicht ihm aus dem Unterholz zu.
    Jon-Tom rollte sich auf die Knie und stand auf, den Rammholzstab abwehrbereit vor sich gehalten. Weegee und Vorsicht waren bereits in der Vegetation verschwunden, und auch Mudge war nicht weit von ihnen entfernt. Nun stand er also allein mitten auf der Lichtung.
    Große Ruhe überkam ihn. Vielleicht war es besser, wenn es auf diese Weise endete. Mudge hatte ihm so oft geholfen, daß es nur recht und billig war, wenn Jon-Tom dem Otter einen letzten Dienst erwies. Schließlich war es ja ihre Welt und nicht die seine. Es war besser, daß Mudge und Weegee ihr Leben dort ausleben konnten, wo sie hingehörten, als sich für einen Fremden zu opfern. Er betätigte den verborgenen Druckknopf am Griff des Stabs, worauf sechs Zoll Stahl aus dem unteren Ende hervorschnellten.
    »Kommt schon! Worauf wartet ihr noch?«
    Die heranstürmenden Korsaren blieben stehen und beäugten ihn mißtrauisch. »Den kenne ich.« Der Sprecher war ein muskulöser Biber mit einer Augenklappe über der linken Augenhöhle. »Das ist der Bannsänger, ist das.« Aus den Reihen der Umstehenden ertönte ein Murmeln des Wiedererkennens. Niemand wollte der erste sein, den großen Menschen

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