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Zeit der Heimkehr

Zeit der Heimkehr

Titel: Zeit der Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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freigelegt. Jon-Tom half dem Waschbären dabei, ihn leise hinzulegen.
    »Ihr solltet euch beeilen.« Der Hengst blickte zu der Feuergrube hinüber. »Ich heiße übrigens Teyva. Beeilt euch, oder sie fressen euch auch noch auf. Das hier ist ein schreckliches Land.«
    »Kommt drauf an, in welchem Teil man lebt.« Vorsicht lehnte sich mit Macht gegen sein Messer.
    »Warum fliegst du nicht einfach davon?« Jon-Tom zeigte auf das schwarze Lederhalsband. »Das kann doch nicht so viel wiegen.«
    Der Hengst blickte zu dem Ring um seinen Nacken herab.
    »Nein, es ist nicht schwer. Ich glaube, es hat vor allem rituelle Bedeutung. Das legen sie Wesen an, die sie auffressen wollen. Der Zaun ist zu hoch für mich, als daß ich darüberspringen könnte.«
    »Ich habe nicht vom Springen geredet, ich habe gesagt, fliegen. Warum fliegst du nicht davon?«
    Teyva senkte den Blick, und seine Stimme wurde leise. »Ich kann nicht.«
    »Noch eine Minute, dann sind wir fertig.« Vorsicht grunzte, während er an dem Pfosten zerrte. »Warum nicht?«
    »Ich kann einfach nicht.«
    Etwas schlug Jon-Tom ins Kreuz, schleuderte ihn durch die Spalte, die er mit Vorsicht geöffnet hatte, hinein in den Korral. Auch der Waschbär wurde neben ihm hineingeworfen. Als sie wieder auf die Beine sprangen, sahen sie ein Dutzend grinsender, wohlbewaffneter Dörfler, die gerade die Pfosten wieder einschlugen. Vorsiehts Messer lag zu Füßen eines muskulösen Wolfs. Der hob es auf und steckte es in seinen Gürtel. Sie hatten sich so leise genähert, daß weder Jon-Tom noch Vorsicht sie gehört hatten, bis sie plötzlich die schweren Füße in ihren Rücken zu spüren bekommen hatten.
    Nun wurden die Pfosten wieder gesichert. Die Zungen der Dörfler hingen heraus, als sie die neuen Gefangenen musterten. Niemand sagte ein Wort.
    »Verdammt leises Volk, das ist sicher.« Vorsicht trat vor.
    »Ich glaube, über diesen Zaun kann ich auch klettern.« Er ging weiter, bis sich plötzlich einen Fuß vor seiner großen Zehe ein Pfeil in den Boden bohrte. Jon-Tom blickte zu den Bäumen hinauf. In dem Geäst war nicht allzuviel zu erkennen. Andeutungen von Bögen und blitzende Augen.
    »Daher kommen die also. Deshalb haben wir auch nicht gehört, wie sie sich von hinten angeschlichen haben. Wahrscheinlich haben sie uns schon beobachtet, seit wir aus dem Fluß gestiegen sind, und mußten sich Mühe geben, um nicht zu lachen.«
    »Verdammt gefährliche Leute, allerdings. Man denkt, niemand hält Wache, dabei halten sie die ganze Zeit Ausschau.«
    »Allerdings lieben sie ihre Beute wohl unversehrt.« Mit einem Nicken wies Jon-Tom auf den Pfeil. »Der hätte auch deinen Fuß durchbohren können.« Er wandte sich von der Korralwand ab.
    »Tu so, als säßen wir in der Klemme, als hätten wir aufgegeben.«
    »Da sitzen wir auch, und vielleicht habe ich es auch.« Schwer ließ sich der Waschbär niederplumpsen.
    »Nicht unbedingt.«
    »Wovon redet ihr da? Ihr seid doch genauso hilflos wie ich«, meinte Teyva.
    »Im unteren Teil meines Stabs ist eine sechs Zoll lange Klinge verborgen.« Jon-Tom gestikulierte mit seinem Rammholzstock. »Und in meinem Gepäck habe ich ein Instrument.«
    »Ich glaube kaum, daß Musik uns helfen wird.«
    »Du verstehst mich nicht. Ich bin Bannsänger.«
    »Hier wirst du dich niemals herausbannsingen, Mensch. Dazu wirst du gar keine Zeit haben.«
    Jon-Tom drehte sich um und musterte die dunklen Umrisse der Bäume. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ist das der Grund, warum du nicht davongeflogen bist? Weil du befürchtest, daß sie dich mit einem Pfeil durchbohren, bevor du über die Baumwipfel gekommen bist?«
    Der Hengst wandte sich ab. »O nein, das macht mir keine Sorgen. Ich könnte schon auf und davon sein, bevor der schnellste von ihnen auch nur gezielt hat. Aber sie sorgen sich deswegen nicht, weil sie nämlich wissen, daß ich nicht von hier wegfliegen kann. Weil sie wissen, was mit mir nicht stimmt.«
    Jon-Tom legte eine Hand auf den gewaltigen Flügel, der zurückgefaltet auf der rechten Flanke des Hengstes lag. Er spürte die Muskeln, das Spiel von Sehnen, die oberschenkeldick waren. Das Pferd sah kräftig genug aus, um sogar noch mit einem auf seinen Rücken geschnallten großen Piano loszufliegen.
    »Für mich siehst du ganz in Ordnung aus. Wenn du dich nicht darum sorgst, abgeschossen zu werden, und wenn dir nichts weiter fehlt, warum, zum Teufel, fliegst du dann nicht aus diesem Hexenkäfig fort?« Vielsagend zupfte er an einem der

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