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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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wölbte eine Hand um ihren Hinterkopf und hielt sie fest.
    Es war ein inniger, wenn auch kurzer Kuss. Als Jacob ihn beendete, saß Jane benommen und wie gelähmt da. „Ich habe nichts Wichtigeres zu tun. Und seien Sie unbesorgt, ich werde Ihnen nicht zu nahe treten. Ich bringe Sie wohlbehalten nach Ripton Waters, und Sie bestimmen die Regeln. Ich werde Sie höflich und respektvoll behandeln. Das wollte ich Ihnen nur zu verstehen geben.“
    Immer noch berauscht von seinem Kuss, versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen. „Ripton Waters? Hält Miranda sich dort auf?“
    Er nickte. „Im Lake District. Bei gutem Wetter schaffen wir die Strecke in zwei Tagen, vielleicht auch in drei. Ich bin bereit, wenn Sie es sind, Mädchen.“
    Es gab keinen Anlass, sich geschmeichelt zu fühlen, aber als er sie Mädchen nannte, breitete sich eine wohlige Wärme in ihr aus, und ihr Herz schlug schneller. „Ich bin bereit“, sagte sie. „Wenn es Ihnen keine Umstände macht.“
    Er lächelte dieses unbefangene verwegene Lächeln, das ihr so gut an ihm gefiel. „Nicht die geringsten Umstände, Miss Jane.“
    Lucien speiste allein im Esszimmer, wo es vor Sauberkeit blitzte. Die Möbel waren poliert, das Silber erstrahlte in neuem Glanz. Die Tafel war mit einer großen Vase voller Narzissen geschmückt. Auch auf der Anrichte standen Vasen mit den gelben Frühlingsboten. Wäre das Gewächshaus nicht seit Jahren dem Verfall überlassen, hätte Miranda wohl das ganze Haus in ein Blumenmeer verwandelt. Ihm reichten schon die paar Osterglocken, um seine schlechte Laune noch zu verstärken. Am liebsten hätte er sämtliche Vasen mit dem Stock zu Boden gefegt und zertrümmert, hielt sich jedoch zurück. Seine Gewissensbisse machten ihn kindisch und unleidlich. Wäre Miranda mit ihrem sonnigen Lächeln zum Essen erschienen, hätte er seine schlechte Laune an ihr ausgelassen.
    Aber sie erschien nicht. Er sah sie erst am nächsten Morgen wieder, als sie in einem kirschroten, mit unzähligen Schleifen versehenen Seidenkleid in sein Arbeitszimmer rauschte. Und sein erster Gedanke bei ihrem entzückenden Anblick war, wie er all diese Schleifen aufreißen und in welchem Winkel er über sie herfallen könnte.
    „Einen wunderschönen guten Morgen, Lucien“, grüßte sie in ihrem gespielt heiteren Tonfall. „Du meine Güte, vergräbst du dich schon wieder in deinem Arbeitszimmer?“
    „Mir gefällt es hier.“ Er musterte sie von Kopf bis Fuß. „Dir nicht?“
    Sie ließ den Blick schweifen. „Ich finde es muffig und düster. Wir könnten den Raum in einem freundlichen Farbton …“
    „Wage es nicht! Sonst züchtige ich dich.“
    „Leere Drohungen, mein Lieber“, entgegnete sie ungerührt und ließ sich anmutig im Sessel nieder. „Ich möchte gern Näheres über den Besuch erfahren, den du erwähnt hast. Welche Garderobe soll ich einpacken? Ist festliche Abendkleidung erwünscht? Werden Gäste erwartet, die ich vielleicht kenne?“
    „So viele Fragen!“ Er lehnte sich bequem zurück. „Also der Reihe nach: Bei diesen kleinen Zusammenkünften ist die Kleiderfrage ohne Bedeutung. Ich habe für dich etwas Passendes bei einer Schneiderin in Auftrag gegeben, die darauf spezialisiert ist.“
    „Eine neue Schneiderin?“, fragte sie verdutzt, dann lächelte sie wieder. „Oh wie schön! Noch mehr neue Kleider! Dabei hast du mir bereits eine komplett neue Garderobe geschenkt. Du bist ein wahrlich spendabler Gönner, Liebster.“
    „Freut mich zu hören, meine Teuerste. Zu deiner zweiten Frage: Ich glaube kaum, dass du Bekannte unter den Gästen finden wirst.“
    „Vergiss nicht, dass ich fast jeden in der Londoner Gesellschaft kenne.“
    „Diese Herren wohl kaum. Selbst eine Dame mit lockerem Lebenswandel wie Lady Miranda Rohan würde sich nicht in diesen Kreisen bewegen.“
    „Sind nur Herren zu diesem Fest geladen?“, fragte sie bang. „Wie in einer Spielhölle?“
    „Manche Herren kommen in Begleitung ihrer Mätressen. Einige bringen ihre Ehefrauen oder Schwestern mit, wenn sie besonders abartig veranlagt sind. Für die meisten Gäste lässt Long Molly etwa ein Dutzend ihrer hübschesten Käfer anreisen.“
    „Gehe ich recht in der Annahme, dass du von Huren sprichst?“
    „Wer sonst könnte die Gäste des Satanischen Bundes unterhalten?“
    Sie ließ sich ihren Schock nicht anmerken, stellte er anerkennend fest. Sie war eine kluge Frau, beinahe zu klug für seinen Geschmack, und hatte wahrscheinlich so etwas bereits

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