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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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wäre gestillt, und er würde vermutlich wieder auf Weltreise gehen. Für seinen Geschmack waren auch die milden und sonnigeren Gegenden dieses verdammten Inselreiches zu abweisend und kalt.
    Er dachte an den Duft, der Lady Mirandas Haut entströmte, als er ihr die Hand geküsst hatte. Der Plan war perfekt. Er konnte seine verbotenen Neigungen ausleben, und niemand würde davon erfahren, bis es zu spät war.
    Keine heimliche Entführung, keine geheuchelten Liebesschwüre. Er wollte ihre Verbindung als Geschäftsvereinbarung deklarieren, worüber er sie zunächst natürlich im Unklaren lassen würde. Allerdings befürchtete er, dass Lady Miranda nicht auf Schmeicheleien hereinfallen würde. Es würde einige Zeit dauern, bis er ihr Vertrauen gewann, und Zeit war sein Feind. Sobald die Rohans erfuhren, mit wem Miranda Umgang pflegte, würden sie Schritte dagegen unternehmen, und er hasste den Gedanken, etwas Übereiltes tun zu müssen.
    Doch das Glück war eindeutig auf seiner Seite. Und wann hätte er je versäumt, die Gunst der Stunde zu nutzen? Das Mädchen würde ihm völlig vertrauen und ihm aus der Hand fressen, lange bevor ihre Familie Wind davon bekam, dass sie in Gefahr schwebte.
    Vermutlich würde sie den Gedanken, ihn zum Liebhaber zu nehmen, voll Abscheu von sich weisen. Tant pis. Sie würde lernen, wenn nicht ihn, so doch die Dinge, die er mit ihr vorhatte, zu lieben. Wenn er sich Mühe gab, konnte er ein wunderbarer Liebhaber sein. Und das Mädchen war jede Mühe wert.
    Es regnete in Strömen, als er sein Haus erreichte. Sein Hinken verstärkte sich, wenn er schnelle Schritte machte, deshalb stieg er gemächlich die Marmorstufen zum Portal hinauf, ohne darauf zu achten, dass er völlig durchnässt wurde. Er war ein Mann, der den Stürmen des Lebens trotzte.

3. Kapitel
    S ie würde seine Einladung selbstverständlich ausschlagen, beschloss Miranda mit leisem Bedauern. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihre Pferde zurückgebracht waren und den Unfall mit dem gebrochenen Rad unverletzt überstanden hatten, zog sie sich in ihre Privatgemächer zurück und ließ sich ein Bad bereiten. Im heißen Wasser wärmte sie ihre durchfrorenen Glieder und ließ diese seltsame Begegnung noch einmal Revue passieren. Eine Begegnung, die sie einigermaßen aufgewühlt hatte.
    Alles, was sie über Lucien de Malheur gehört hatte, waren Gerüchte, verschleierte Anspielungen und Mutmaßungen. Sie wusste lediglich, dass er trotz seines französischen Namens einem uralten normannischen Adelsgeschlecht entstammte, dessen Linie bis zum Domesday Book zurückreichte, das von Wilhelm dem Eroberer im Jahr 1086 geschaffen wurde, womit er seine normannischen Ritter als Lehnsherren über die angelsächsische Bevölkerung einsetzte. Niemand wagte es, über die Familie die Nase zu rümpfen – mochten die letzten Generationen dieses Geschlechts auch noch so tief gesunken sein. So wenig Anteil Cousine Louisa auch am Gesellschaftsleben nahm, konnte Miranda damit rechnen, von ihr allerlei Wissenswertes über die Familie zu erfahren.
    „Ach ja, die de Malheurs!“, begann Louisa dann auch mit einem tiefen Seufzer. „Habe ich dir je erzählt, dass ich vor Jahren unsterblich in den Onkel des derzeitigen Earls verliebt war? Daraus wurde natürlich nichts trotz seines erlauchten Titels. Damals war die Familie völlig verarmt, der gesamte Besitz war durch Spielschulden vergeudet, und ich hatte nur eine bescheidene Mitgift. Das war im Grunde genommen mein Glück. Die ganze Familie war ziemlich verrückt. Aber ich werde mich hüten, dir die skandalösen Geschichten über sie zu erzählen, da du trotz deiner unrühmlichen Vergangenheit erschreckend unschuldig bist, mein Kind. Natürlich habe ich damals nichts darauf gegeben, schließlich war ich ein naives Unschuldslamm und von dem gut aussehenden Mann und seiner dramatischen Familiengeschichte völlig hingerissen. Gütiger Himmel, alle Männer dieser Familie sahen fabelhaft gut aus, das kannst du mir glauben.“ Louisa war richtig ins Schwärmen geraten. „Mit Ausnahme des jetzigen Earls, natürlich. Wobei ich nicht glauben kann, dass er tatsächlich ein solches Ungeheuer ist, wie man behauptet.“
    „Hast du ihn denn nie kennengelernt?“, fragte Miranda.
    „Guter Gott, nein, Kind! Er kam nie nach London. Nachdem die de Malheurs ihr ganzes Vermögen verloren hatten, kehrten sie England den Rücken und ließen sich auf irgendeiner Insel in der Neuen Welt nieder, wo nur nackte Wilde und

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