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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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ändern.
    Die ganze Sippschaft hatte die Stadt verlassen und hielt sich in Yorkshire auf, drei Tagesreisen entfernt. Und sie war geblieben. Allein. Ohne Aufsicht. Schutzlos.
    Es war ein Leichtes gewesen, einen von Jacob Donnellys Leuten damit zu beauftragen, die Karriole der Dame zu manipulieren. Damit hatte er zwar einen gefährlichen Unfall riskiert, aber die Chance hatte er sich nicht entgehen lassen können, und er war ihr selbstredend als tadelloser Gentleman zu Hilfe geeilt. Das Unschuldslamm hatte keinen Verdacht geschöpft.
    Und nun befand er sich in der glücklichen Lage, das besudelte Täubchen unter seine Fittiche zu nehmen. Bislang hatten die Rohans die Schande ihrer Schwester in der ihnen eigenen hochmütigen Selbstherrlichkeit schweigend hingenommen. Nicht anders hätte Lucien gehandelt, wäre er je so dumm gewesen, sich bei seinen illegalen und unmoralischen Aktivitäten erwischen zu lassen.
    Lady Mirandas Bruder Benedick hatte keine Ahnung, dass ein Halbbruder seiner einstigen Verlobten in der tropischen Inselwelt von Jamaika lebte. Ein Halbbruder, der wild entschlossen war, Rache zu üben. Benedicks Schwester als Mittel zum Zweck zu benutzen, erschien ihm als perfekte ausgleichende Gerechtigkeit, und Lucien liebte die Gerechtigkeit.
    Im Übrigen fand er Geschmack an Lady Miranda. Ursprünglich hatte er lediglich vorgehabt, sie kennenzulernen, um danach Pläne zu schmieden, in welcher Form er seine Vendetta auszuführen gedachte. Vendetta  – der Begriff hatte es ihm angetan. Dieser unversöhnliche Hass, mit dem alte italienische Familien sich wegen einer Kränkung Jahrhunderte lang verfolgten und gegenseitig niedermetzelten. Von einer ähnlichen, gleichwohl kultivierteren Form der Vendetta sah Lucien sich getrieben.
    Ein Blick in ihr von Wind und Regen rosiges Gesicht hatte genügt, um zu erkennen, dass es ein Fehler gewesen war, die Aufgabe, Lady Miranda zu Fall zu bringen, einem anderen übertragen zu haben.
    Aber damals hatte er noch nicht geahnt, welch amüsante Methoden es gab, Miranda in die Falle zu locken.
    Mittlerweile wusste er genau, auf welche Weise er die Rohans außer Gefecht setzen würde. Diesmal würden die Brüder ihrer entzückenden Schwester nicht mehr zu Hilfe eilen können.
    Er würde sie heiraten.
    Diesen Entschluss fasste er auf halbem Wege zu seinem Haus am Cadogan Place, und er lachte laut.
    Der Gedanke, Lady Miranda in den Fängen des Skorpions zu wissen, würde die ganze Sippschaft in den Wahnsinn treiben. Man hatte sie liebevoll beschützt und sie nach ihrem törichten Fehltritt von dem Spott der Gesellschaft abgeschirmt. Aber vor ihrem rechtmäßig angetrauten Ehemann konnte niemand sie beschützen.
    Je länger er darüber nachdachte, desto verlockender erschien ihm der Gedanke. Allerdings hatte er nicht die Absicht, der Kleinen körperliche Schmerzen zuzufügen. Nein, wenn ihm der Sinn nach körperlicher Gewalt stand, konnte er seinen Neigungen bei den Zusammenkünften des Satanischen Bundes nachgehen. Dort bot sich ihm eine reiche Auswahl an Damen, denen Schmerzen ein Höchstmaß an erotischem Lustgewinn verschafften.
    Nein, Miranda sollte im Ehebett keine körperlichen Schmerzen erleiden. Er würde lediglich ihre Seele verwunden und ihren Willen brechen. Ihre Augen würden ihren strahlenden Glanz verlieren, und allen Rohans würde das Lachen vergehen.
    Es war eine praktische Überlegung, die mehrere Probleme löste. Seit einer Weile trug er sich mit dem Gedanken, eine Braut zu finden. Mit Mitte dreißig war es Zeit, sich zu vermählen, und Miranda Rohan erschien ihm die geeignete Wahl zu sein.
    Er würde dafür sorgen, dass sie ihm rasch hintereinander Kinder gebar, und wenn sie die Geburten überlebte, wollte er sie auf seinem Landsitz im Lake District unterbringen, so weit entfernt von ihrer Familie wie möglich. Pawlfrey House war der geeignete Ort; ein düsteres uraltes Herrenhaus in einem nebeligen windgepeitschten Tal im Nordwesten des Königreichs. Das abweisende alte Gemäuer könnte auch die geschickteste weibliche Hand nicht in ein gemütliches Heim verwandeln, und seine Nachkommen würden in dem unwirtlichen regnerischen Klima keine glückliche Kindheit verbringen. Vermutlich würde er ihr die Kinder wegnehmen, um sie in einem wärmeren Klima groß werden zu lassen.
    Miranda sollte allerdings in dem Haus bleiben, durfte ihre Familie nie wieder sehen, und die Schuld der Rohans wäre beglichen. Dann erst konnte Genevieve in Frieden ruhen, sein Rachedurst

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