Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
den Verdacht hegte, er habe ihr dieses Geständnis nur gemacht, um ihr Interesse zu wecken.
    Die Karosse war vor ihrem hübschen kleinen Haus vorgefahren. „Ich bin gewarnt“, erklärte sie leicht belustigt. „Sie können mir getrost Ihr Gesicht zeigen, und ich verspreche, nicht mit einem spitzen Schrei in Ohnmacht zu sinken.“
    Wieder lachte er. „Ich fürchte, ich kenne Sie noch nicht gut genug, Lady Miranda, und möchte unsere flüchtige Bekanntschaft nicht aufs Spiel setzen.“
    Sie wurde hellhörig. „Noch nicht gut genug?“, wiederholte sie gedehnt.
    „Bitte verstehen Sie mich nicht falsch“, meinte er beschwichtigend, schien erneut ihre Gedanken lesen zu können. „Ich möchte lediglich Ihr Freund sein.“
    „Ein Freund, den ich nicht sehen darf?“
    „Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? Ich gebe nächste Woche eine musikalische Soiree in meinem Haus am Cadogan Place, zu der ich Sie herzlich einlade. Wenn Sie mir die Ehre erweisen, meine Einladung anzunehmen, erhalten Sie Gelegenheit, mein entstelltes Gesicht zu sehen. Aber bitte, ziehen Sie nicht wieder falsche Schlüsse. Vierundzwanzig Gäste haben mir bereits ihre Zusage gegeben. Ihr Erscheinen wäre mir wirklich eine große Freude.“
    Sie sollte ablehnen, durfte kein Risiko eingehen. Aber seine Worte klangen höchst verlockend, und was hatte sie schon zu verlieren?
    „Ich hatte eigentlich vor, in den nächsten Tagen aufs Land zu reisen, Mylord …“
    „Lässt sich Ihre Abreise nicht um ein paar Tage verschieben? Sie würden mir wirklich eine Freude machen.“
    „Ich werde darüber nachdenken.“ Die Verlockung war groß. Es war so lange her, dass sie sich mit Menschen außerhalb ihres kleinen Kreises unterhalten hatte. Und irgendwie fühlte sie sich seltsam zu diesem Mann hingezogen. Auch er war ein Außenseiter. Andererseits wäre sie eine Närrin, sich erneut in Gefahr zu begeben.
    Der Earl schien ihr zauderndes Schweigen als Zustimmung zu nehmen. „Ich schicke Ihnen meinen Wagen, da es wohl eine Weile dauern wird, bis Ihre Kutsche repariert ist. Nächsten Mittwoch um neun Uhr abends.“
    „Ich denke darüber nach“, wiederholte sie unschlüssig. Der Diener hatte den Wagenschlag geöffnet, aber das graue Tageslicht reichte nur bis zu den glänzend polierten schwarzen Stiefeln des Earls.
    Er nahm ihr Zögern gelassen. „Sie können kommen oder nicht, wie es Ihnen beliebt. Wie Ihre Entscheidung auch ausfällt, meine Diener werden umgehend Ihre Pferde zurückbringen, und ich kümmere mich persönlich um die Reparatur Ihrer Kutsche. Jedenfalls freue ich mich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, und es war mir eine Ehre, Ihnen zu Diensten gewesen zu sein.“
    Zu ihrem Erstaunen nahm er ihre Hand und hob sie im Dunkel des Wagens an seine Lippen. Die Berührung seines Mundes auf ihrer bloßen Haut fühlte sich befremdlich an … verstörend. Wo in aller Welt waren nur ihre Handschuhe geblieben? Verwirrt entfloh sie seiner Nähe, wäre beinahe auf dem schmalen Treppchen ins Stolpern geraten und glaubte, sein leises Lachen aus dem Schatten zu hören.
    „À bientôt“, murmelte ihr geheimnisvoller Retter.
    Und im nächsten Moment fuhr die Karosse an.
    Lucien de Malheur, Earl of Rochdale lehnte sich sinnend in die weichen Polster zurück und trommelte mit den Fingern gegen sein lahmes Bein. Er rühmte sich seiner Fähigkeit, sich mühelos jeder Veränderung anzupassen. Und die zehn Minuten, die er in Miranda Rohans Gesellschaft verbracht hatte, hatten etwas in ihm verändert.
    Sie war hübsch, was ihn nicht verwundern sollte, da sie ihm stets als ansehnlich geschildert worden war. Zugegeben, sie hatte brünettes Haar, während in dieser Saison Blondinen bevorzugt wurden. Aber ihre braunen Augen hatten eine ungewöhnliche Strahlkraft. Sie hatte eine dunkle melodische Stimme und einen vollen weichen Mund, der gerne lächelte.
    Und das erstaunte ihn, da sie die letzten zwei Jahre in völliger Isolation verbracht hatte, ohne große Hoffnung, dass sich daran in Zukunft etwas ändern würde. Er hatte sie sich bedrückter, ja mutlos vorgestellt.
    Lady Miranda Rohan würde sich nicht als leichte Beute erweisen, was die Herausforderung, sie endgültig zu Fall zu bringen, umso verlockender machte. Er hatte eine Rechnung mit den Rohans zu begleichen, und bisher war die Sippe nur mit einem blauen Auge davon gekommen. Der gesellschaftliche Ruin ihrer einzigen Tochter hatte die Familie nicht aus dem Gleichgewicht bringen können.
    Das sollte sich

Weitere Kostenlose Bücher