Zeit der Hingabe
Panelle, ein Freund Ihres Bruders Benedick. Wir sind uns vor Jahren öfter begegnet und führten einige interessante Diskussionen.“
Ihre Unruhe legte sich. „Natürlich entsinne ich mich, Mr Panelle“, sagte sie lächelnd, obwohl sie noch immer keine Ahnung hatte, wer er war. Aber ihr Bruder hätte ihr gewiss keinen Luftikus vorgestellt, von dem sie Zudringlichkeiten zu befürchten hatte.
Sie spähte seitlich an dem breitschultrigen jungen Mann vorbei, der ihre Sicht blockierte. Der Stuhl im Schatten war mittlerweile leer. „Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich unseren Gastgeber finde? Ich fürchte, wir haben uns verspätet, und ich hatte noch keine Möglichkeit, ihn zu begrüßen.“
„Wir? Habe ich etwa Ihren Begleiter verscheucht? Allerdings sah ich niemanden in Ihrer Begleitung, als Sie engelsgleich durch diese Tür schwebten.“
Der junge Mann war ihr unsympathisch, und sie verspürte keine Lust, ihre Zeit mit einem eitlen Pfau zu verbringen. „Sie haben niemanden verscheucht“, entgegnete sie spitz.
Er neigte sich ihr zu, zu nah für ihren Geschmack. „Darf ich mich Ihnen als Begleiter andienen?“, flüsterte er anzüglich. Miranda wich unwillkürlich zurück.
„Ich fürchte nein. Ich will lediglich Lord Rochdale begrüßen. Vielleicht ergibt sich später eine Gelegenheit für ein Gespräch.“
Er hob mit fleischigen Fingern ihre Hand, drückte einen Kuss darauf, der feucht durch das Glacéleder drang, und legte sie in seine Armbeuge. „Es ist mir eine Ehre, Sie zu ihm zu führen. Ich weiß zwar nicht, warum Sie ihn zu sehen wünschen, aber man will ja schließlich der Höflichkeit Genüge tun, wie? Kommen Sie.“
Er durchquerte den großen Raum in Richtung einiger hoher Glastüren, die vermutlich auf einen Balkon führten. Miranda sah sich gezwungen, ihn zu begleiten, wenn sie keine unnötige Aufmerksamkeit erregen wollte. „Hat er Sie gebeten, mich zu ihm zu bringen?“
„Gewiss“, antwortete Mr Panelle prompt. „Es ist unerträglich heiß hier drin, nicht wahr? Er erwartet Sie draußen auf der Terrasse.“
Verflixt, dachte Miranda, die ihm kein Wort glaubte. Er war ein kräftig gebauter Mann, aber notfalls könnte sie sich wehren und ihn abschütteln. Andererseits könnte sie sich auch irren, und er handelte tatsächlich im Namen des Gastgebers.
Die Nachtluft war angenehm kühl nach dem überheizten Salon. Der Vollmond stand hell am Himmel. Und die Terrasse war menschenleer.
„Lord Rochdale hat es sich wohl anders überlegt“, sagte sie und schaute sich suchend um. „Ich gehe wieder hinein …“
Gregory Panelle schlang die Arme um sie, presste sie an seinen breiten Brustkorb und versuchte sie zu küssen. „Sie wissen doch genau wie ich, dass Lucien nicht hier draußen ist. Und du bist ein verdammt süßes Kätzchen, das ist mir früher gar nicht aufgefallen.“ Er suchte ihren Mund, doch Miranda riss jäh den Kopf zur Seite, und sein nasser Kuss landete an ihrem Hals. Er war sehr stark, sie versteifte sich in seinen Armen und wartete auf eine Chance, sich zu befreien.
„Nun komm schon, sei nicht so zimperlich“, keuchte er, hielt sie mit eisernem Griff umfangen und knetete mit einer Hand unbeholfen ihre Brust. „Wir wissen doch beide, dass du dir dafür nicht zu schade bist. Wenn du nett zu mir bist, hast du es gut bei mir, und ich besorge dir eine hübsche Unterkunft.“
„Ich brauche keine hübsche Unterkunft“, entgegnete sie eisig. „Und wenn Sie Ihre klobigen Hände nicht augenblicklich von mir nehmen, werden Sie es bereuen.“
Er beging den Fehler zu lachen. „Feurige Frauen gefallen mir. Glaube mir, mit einem Kerl wie dem Skorpion willst du nichts zu tun haben. Er ist ein sehr schlechter Mensch.“
„Halten Sie sich etwa für einen guten Menschen?“, fragte sie verächtlich, wartete immer noch gespannt auf den passenden Moment.
„Jedenfalls bin ich längst nicht so schlecht wie Lucien. Und ehrlich gestanden wesentlich besser aussehend. Er ist hässlich wie die Sünde und niederträchtig, wenn er gereizt wird. Der Mann ist skrupellos“, sagte er und drückte seine feisten Finger schmerzhaft in ihre Brust.
„Halten Sie es wirklich für klug, sich den Zorn dieses Unholds zuzuziehen, indem Sie seine Gäste belästigen?“, ertönte eine seidenweiche dunkle Stimme aus der Dunkelheit.
Miranda nutzte ihre Chance. Keineswegs damenhaft, aber ausgesprochen wirkungsvoll stieß sie ihm ihr Knie mit voller Wucht zwischen die Schenkel in die Weichteile, die
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