Zeit der Hingabe
auf? Grollend stieß Jacob sich vom Schanktisch ab.
Aber Jane, seine Jane , lächelte verschmitzt zu ihm auf. „Ich befinde mich in sehr guten Händen, mein lieber Benedick. Darf ich dir meinen Verlobten vorstellen, Mr Jacob Donnelly. Mr Donnelly, dies sind Mirandas Brüder, mit denen ich seit meiner Kindheit befreundet bin. Benedick, Charles und Brandon Rohan.“
Unbehagliches Schweigen senkte sich über die Gaststube, während die drei ihn scharf musterten und mit einem Blick erkannten, dass er nicht in ihre Welt gehörte. Schließlich ergriff der Jüngste das Wort. „Dein Verlobter, Jane? Aber das ist ja gar nicht Mr Bore-well!“
„Nein, das hast du richtig erkannt“, antwortete Jane in aller Ruhe.
„Dem Himmel sei Dank!“, entfuhr es Brandon mit einem Seufzer der Erleichterung. „Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr Donnelly.“
„King Donnelly?“, fragte Benedick eisig.
„Genau der.“
Jacob fragte sich, ob es zu einer Schlägerei mit den drei feinen Pinkeln kommen würde. Nun ja, mit zweien von ihnen. Der Jüngste musterte ihn eher anerkennend.
Lord Benedick starrte ihn jedoch finster an. „Und wieso, wenn ich fragen darf …?“
„Nein, darfst du nicht“, fiel Jane ihm ins Wort mit einer Entschiedenheit, die Jacob gar nicht bei ihr vermutet hätte. „Wir sind zwar wie Geschwister aufgewachsen, aber meine Ehe geht euch nichts an.“
„Hast du nicht gesagt, er sei dein Verlobter?“
„Wir heiraten in den nächsten Tagen“, meldete Jacob sich zu Wort. „Haben Sie Einwände dagegen?“
Benedick schien Einwände zu haben, die Jane allerdings nicht hören wollte. „Schluss damit! Ich bin kein Knochen, um den sich zwei Köter balgen. Statt uns zu streiten, sollten wir Miranda zu Hilfe eilen. Ich nehme an, dass ihr deshalb gekommen seid.“
„Du meine Güte, Janey, aus welchem anderen Grund sollte es uns in diese gottverlassene Gegend verschlagen haben?“, fragte der mittlere der Brüder gereizt. Jacob sah sich in seiner Abneigung gegen vornehme Herren bestätigt, selbst wenn sie mit seiner Liebsten aufgewachsen waren und sie Janey nannten. „Er hat sie vor zehn Tagen entführt“, fuhr Charles fort, „und wer weiß, wie lange unsere Eltern diesen Skandal noch verschweigen können.“
„Es ist unnötig, dass Sie nach Ripton Waters reisen“, verkündete Jacob mit ruhiger Stimme. „Jane und ich wollten ohnehin gerade aufbrechen. Allerdings glaube ich nicht, dass wir dort gebraucht werden. Das glückliche Paar will seine Flitterwochen gewiss ungestört genießen.“
Benedick Rohan bedachte ihn mit einem langen prüfenden Blick. „Ripton Waters, ja? Und wie kommen wir dorthin?“
„Jacob hat recht“, ergriff Jane wieder das Wort. „Ich bezweifle, dass Miranda erfreut wäre, wenn ihre Brüder wie die Berserker in ihr romantisches Liebesnest einfallen. Wir sollten unseren Besuch wenigstens ankündigen …“
„Nein“, lehnte Benedick entschieden ab. „Ich ruhe nicht eher, bis ich mich persönlich davon überzeugt habe, dass unserer Schwester kein Leid zugefügt wurde.“ Dabei beäugte er Jacob nach wie vor mit unverhohlenem Argwohn.
Nicht ohne Grund hatte Jacob sein halbes Leben damit verbracht, Aristokraten zu berauben, sie waren allesamt arrogant und blasiert. Dennoch bemühte er sich, höflich zu sein. „Ich kann Sie nach Ripton Waters bringen, da ich der Einzige bin, der den Weg kennt.“ Er legte eine Pause ein. „Unter der Voraussetzung, dass Sie versprechen, Frieden zu geben, sobald Sie sich davon überzeugt haben, dass Ihre Schwester glücklich ist.“
„Das halte ich für höchst unwahrscheinlich. Unsere Schwester hegt einen tiefen Argwohn gegen alle Männer, und das aus gutem Grund. Sie wird sich nicht mit einem Mann einlassen, der als Skorpion berüchtigt ist.“
„Wenn Sie Ihnen bestätigt, dass sie glücklich mit ihm ist, lassen Sie Lady Miranda dann in Frieden?“
Benedick wandte sich mit einem fragenden Blick an seine Brüder, die zustimmend nickten. „Einverstanden.“ Damit wandte er sich zum Gehen, drehte sich an der Tür noch einmal um und bedachte die Runde mit einem gebieterischen Blick. „Nun? Worauf warten wir?“
Eingebildeter Schnösel, dachte Jacob missmutig. Wenn das allerdings der Preis war, den er für Jane zu zahlen hatte, war er bereit dazu. Er musste ihn ja nicht ins Herz schließen. „Wir kommen gleich nach“, sagte er mit einem liebevollen Blick zu Jane.
Er wartete, bis sie allein waren, bevor er sie in seine Arme
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