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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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schloss und sie mitten auf den Mund küsste, obwohl einer der Rohan-Brüder jeden Augenblick noch einmal hereinstürmen könnte. „Glaube mir, es geht ihr gut“, sagte er zuversichtlich. „Der Skorpion würde ihr niemals wehtun. Er ist nämlich nicht halb so bösartig, wie er tut.“
    „Dein Wort in Gottes Ohr“, sagte Jane zweifelnd.
    „Ich kenne ihn fast mein ganzes Leben, Liebes, und weiß genau, wozu er fähig ist – und wozu nicht. Die beiden verbringen ihre Nächte und Tage in Glückseligkeit im Ehebett. Und er wird mir keineswegs dankbar sein, dass ich ihm ihre drei Brüder ins Haus schleppe.“
    „Aber ich muss Miranda sehen“, beharrte sie leise. „Nicht dass ich an deinen Worten zweifle, aber ich will mich von ihr verabschieden, bevor wir nach Schottland reisen. Und ich will dich ihr vorstellen.“
    „Gut, dann fahren wir“, sagte er und küsste sie wieder. Und er konnte nur hoffen, dass sein Vertrauen in seinen alten Freund gerechtfertigt war.
    In der Spätnachmittagssonne warf das Haus lange Schatten. Höchste Zeit, den Rasen mähen zu lassen, dachte Lucien zerstreut, während er durch das hohe Fenster auf dem Treppenabsatz Miranda beobachtete, die durch das hohe Gras schlenderte. Die schrägen Sonnenstrahlen ließen ihr brünettes Haar rötlich aufleuchten, das ihm einst reizlos erschienen war.
    Sie näherte sich dem Bootssteg, stellte er mit einem Anflug von Besorgnis fest. Aber sie würde nicht noch einmal die Dummheit begehen, sich auf die morschen Planken hinauszuwagen, nachdem sie schon einmal eingebrochen war.
    Nein, sie setzte ihren Weg fort, stieg mit einem Strauß leuchtend gelber Narzissen im Arm in das alte am Ufer liegende Boot und setzte sich auf die Ruderbank. Wartete sie auf ihn?
    Nach St. Johns Besuch waren ihm vor Erleichterung beinahe die Knie schwach geworden. Er hatte geahnt, dass diese Jammergestalt mühelos abzuspeisen wäre. Lucien hätte auch das Zehnfache der Summe bezahlt für die Garantie, dass Miranda nie das Ausmaß seiner perfiden Machenschaften erfuhr.
    Früher oder später wäre er wahrscheinlich gezwungen, den Mann töten zu lassen. Ein Erpresser würde niemals aufhören, und außerdem ging es ihm gegen den Strich, dass ein schleimiger Wurm wie St. John glaubte, ihn übertrumpfen zu können. Aber im Moment war er ihn los, und zu gegebener Zeit würde Jacob einen Mann finden, der die Sache erledigte, sauber und in aller Stille. Es war ja nicht so, dass St. John ein Segen für die Menschheit wäre.
    Nein, alles nahm schließlich doch noch einen glücklichen Verlauf. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, Lucien war rettungslos an die Frau verloren, die am Seeufer auf ihn wartete. Die Rohans konnten ihren Triumph über ihn genießen statt umgekehrt, und es war ihm völlig einerlei. Solange Miranda ihm gehörte, war alles andere unwichtig.
    Was für ein strahlend schöner Tag, dachte Miranda zerstreut. Ein Tag wie geschaffen für die Liebe. Keineswegs ein Tag, um zu entdecken, dass der Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, den sie heiraten wollte, ein ekelerregender, heimtückischer, verlogener, ehrloser Schweinehund war. Gewiss kein Tag, um einen Mord zu begehen, und dennoch war sie erfüllt von eiskalter Mordlust.
    Auf ihrem Weg zum See begann sie Narzissen zu pflücken, lud sich den Arm damit voll, nur um sich zu beschäftigen.
    Sobald er gegangen war, hatte es sie nicht länger im Bett gehalten. Sie hatte sich angekleidet und auf die Suche nach ihm begeben, hatte ihn nicht in seinen rosafarbenen Gemächern gefunden und bereits mit dem Gedanken gespielt, ihn nackt in seinem Bett zu erwarten.
    Aber Geduld gehörte nicht zu ihren Stärken. Also hatte sie ihre Suche fortgesetzt. Und dann hatte sie ihn gehört, im Gespräch mit einem Besucher im grünen Salon. Gerade wollte sie die Tür öffnen, da hatte sie die Stimme des Besuchers erkannt und war zur Salzsäule erstarrt.
    Wie absurd, hatte sie in der ersten Sekunde gedacht, das konnte nur Einbildung sein. Und dann hatte sie das Wort Erpressung gehört – gesprochen mit der Stimme, die ihr einst so verhasst gewesen war.
    Nein, ihr tödlicher Hass galt nicht Christopher St. Johns Stimme, sondern der gedehnten sarkastischen Stimme des Mannes, der noch vor wenigen Stunden in ihrem Bett gelegen und ihr seine Liebe gestanden hatte.
    Diesen Mann wollte sie töten.
    Es genügte ihr nicht, ihm einen Dolch in die Brust zu stoßen. In kopfloser Hast war sie durch die Flure geeilt und hatte unter all den Waffen an den

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