Zeit der Hingabe
Mann in meinen Diensten in einer schlecht sitzenden Livree herumläuft.“
„Ich habe Schneider an der Hand, die notfalls Änderungen vornehmen, ohne Fragen zu stellen.“
„Mein lieber Junge, denkst du etwa, meine Leute würden es wagen, Fragen zu stellen?“
„Nein, aber sie reden hinter deinem Rücken. Meine Leute würden nicht einmal das wagen.“
„Offenbar hast du deine Untergebenen noch besser im Griff.“ Lucien beäugte ihn träge. „Wenn du das Risiko unbedingt eingehen willst, habe ich nichts dagegen. Wenn sie dich schnappen, werde ich jedenfalls aussagen, dich nie zuvor im Leben gesehen zu haben.“
„Wenn etwas schiefgehen sollte, mache ich mich schleunigst aus dem Staub. Ich beantworte nicht gern lästige Fragen und lasse mich nicht festnehmen, da ich eine Abneigung gegen enge Räume habe.“
„Das kann ich dir nicht verdenken. Abgemacht. Ich gebe dir Bescheid, sobald ich eine Einladung erhalte.“ Lucien schwieg abwartend. „Gibt es sonst noch etwas?“
Donnelly nahm die Füße von dem Messinggitter. Er trug braune abgewetzte Lederstiefel, keine schwarzen, glänzend polierten, wie sie von vornehmen Herren bevorzugt wurden. „Wie ich höre, trägst du dich mit Heiratsabsichten.“
Lucien zog eine Braue hoch. Erstaunlich, wie schnell Donnelly an diese Information gelangt war. Er hatte seine Pläne mit keinem Wort erwähnt, nur einige diesbezügliche Vorkehrungen getroffen. Aber der König der Diebe hatte seine Informanten über die ganze Stadt verteilt. Und Jacob war ein schlauer Bursche. Wäre er als Aristokrat geboren, hätten ihm die höchsten Positionen in der Gesellschaft offengestanden. Ungeachtet seiner dunklen Herkunft hatte er sich aus eigener Kraft hochgearbeitet und es zu großem Reichtum gebracht: ein Mann, der jedes Ziel erreichte.
„Du scheinst hellseherische Gaben zu besitzen. Vermutlich willst du mir schon gratulieren“, sagte Lucien gedehnt. „Aber das wäre verfrüht. Ich fürchte, die Dame hat noch keine Ahnung, was ihr blüht.“
Jacob lachte trocken. „Das halte ich für keine gute Idee. Ich weiß, hinter wem du her bist und warum. Lass die Finger davon! Rache ist der Feind jeder Vernunft. Und ich bin dein Geschäftspartner. Mir gefällt das nicht. Hast du nicht schon genug getan? Vergiss die Dame.“
„Als mein Geschäftspartner geht dich mein Privatleben verdammt noch mal nichts an“, entgegnete Lucien in seinem samtweichen Tonfall. „Es ist Zeit, dass ich heirate und einen Erben in die Welt setze, und Lady Miranda ist die passende Kandidatin für mich.“
„Du hast dich nie zuvor mit Heiratsplänen getragen. Wieso jetzt?“
„Mein lieber Junge“, antwortete Lucien herablassend. „Denkst du wirklich, ich würde meine Heiratspläne mit deinesgleichen diskutieren?“
Donnelly quittierte seine Arroganz mit einem herzhaften Lachen. „Mit wem denn sonst? Ich bin der einzige Mensch, zu dem zu Vertrauen hast. Ein bisschen wenigstens.“
„Ich vertraue dir ebenso, wie du mir vertraust.“
Donnelly grinste. „Sag ich doch. Dein Vertrauen hält sich in Grenzen. Ehrlich gestanden traue ich dir ebenso sehr, wie ich jedem anderen traue. Es ist nur so, dass ich von Natur aus kein sonderlich vertrauensseliger Mensch bin.“
„Deshalb verstehen wir uns so gut. Sei wegen Lady Miranda unbesorgt. Sie wird es nicht bereuen. Wenigstens nicht zu Anfang. Und wer kann schon wissen, dass ihr Leben besser verlaufen würde, wenn sie eine andere Wahl träfe?“
„Du wirst dafür sorgen, dass ihr keine andere Wahl bleibt, hab ich recht?“
„Immerhin habe ich ihr einiges zu bieten“, erklärte Lucien mit einem liebenswürdigen Lächeln. „Ich mache sie zur Countess.“
Donnelly erhob sich kopfschüttelnd. „Ich halte sie nicht für eine Frau, die großen Wert auf derlei Äußerlichkeiten legt. An deiner Stelle würde ich es mir zweimal überlegen.“
„Alle Frauen legen Wert auf derlei Äußerlichkeiten, Jacob. Mach dir keine Sorgen um mich. Wir alle tun gelegentlich Dinge, die nicht besonders klug sind. Ich sollte mich von Lady Miranda fernhalten. Du solltest dein Geschick als Dieb nicht auf die Probe stellen und die Aufgabe deinen Handlangern überlassen. Aber wo bliebe dann der Spaß im Leben?“
Donnelly nickte. „Der Punkt geht an dich. Allerdings hat die Sache einen Haken. Dir steht ein beträchtlicher Anteil des Gewinns aus meinen Spielen zu. Während ich nur Kopfschmerzen bekomme, wenn du das Mädchen heiratest.“
„Du solltest dich glücklich
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