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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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um sich gegen mich zur Wehr zu setzen.“
    „Ich setze mich nicht zur Wehr.“ Beim Klang von Mirandas gelassener Stimme wurde Jane schwindelig vor Erleichterung. „Mir bleibt ja keine Wahl.“
    „Ganz recht, Teuerste“, murmelte er. „Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise. Wir werden nicht häufig Rast machen.“ Und dann hörte Jane, wie der Wagenschlag zugeklappt wurde.
    Sie wagte keine Bewegung, um Miranda nicht zu erschrecken. Ihr Schrei würde Aufmerksamkeit erregen, man würde sie aus dem Wagen zerren, und sie wollte um jeden Preis bei Miranda bleiben. Sie hielt sich mucksmäuschenstill, wagte kaum zu atmen, spürte, wie der weich gefederte Wagen sich sanft, beinahe lautlos in Bewegung setzte, als das Sechsergespann anzog.
    Miranda gab keinen Laut von sich, und Jane, in ihrer Ecke zusammengekauert, überlegte fieberhaft, wann und wie sie sich zu erkennen geben sollte. Dieser Entscheidung wurde sie durch ihr nicht zu unterdrückendes, vernehmliches Niesen enthoben.
    „Wer ist da?“, rief Mirandas angstvolle, allerdings leise Stimme. „Zeigen Sie sich! Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir und bin nicht in Stimmung für alberne Spielchen.“
    Jane befreite ihr Gesicht aus der Decke. Das Wageninnere war unbeleuchtet, dennoch konnte sie Mirandas totenbleiches Gesicht erkennen. „Ich bin es nur“, erklärte sie und musste wieder niesen. Dann kletterte sie auf den Sitz neben ihrer liebsten Freundin. „Und …? Werden wir entführt?“
    Miranda wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, tat beides, und nahm Jane in die Arme. Und dann rüttelte sie die Freundin an den Schultern. „Du Närrin. Schlimm genug, dass ich alles vermasselt habe. Ich will nicht auch noch dein Leben ruinieren.“
    „Du bist meine beste Freundin“, erklärte Jane mit bebender Stimme. „Bisher ist mir nicht aufgefallen, dass dein Leben ruiniert wäre.“
    Miranda lehnte sich kopfschüttelnd in die Samtpolster zurück. „Jetzt ist es endgültig ruiniert.“ Jane bemühte sich, eine tapfere Miene aufzusetzen. Und Miranda wusste, dass es ihre Pflicht war, ihre Befürchtungen zu zerstreuen. „Was um Himmels willen hast du hier zu suchen? Du solltest im Bett liegen und deine Erkältung auskurieren, nicht mir nachspionieren. Und wieso hast du dich in der Kutsche versteckt?“
    „Ich hatte mir fest vorgenommen, am Portal zu klopfen und nach dir zu verlangen“, erklärte sie zaghaft. „Aber in letzter Sekunde verließ mich der Mut, und ich versteckte mich in der Kutsche. Ich bin eben ein Angsthase. Brandon kam aus seinem Club zurück, wütend wie ein angeschossener Bär, und ich schlich mich aus dem Haus, weil ich wissen wollte, wo du so lange bleibst, bevor er mich mit lästigen Fragen traktiert.“
    Miranda dachte fieberhaft nach. Um keinen Preis der Welt wollte sie Jane in die missliche Lage hineinziehen, in die sie sich selbst gebracht hatte. „Wir müssen dich nach Hause bringen, bevor wir die Stadt verlassen“, sagte sie und beugte sich vor, um gegen das Dach zu klopfen.
    „Nur, wenn du mit mir kommst.“
    Miranda schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, das ist nicht möglich. Ich bin auf der Flucht mit meinem Geliebten, und so sehr ich dich auch schätze, Jane, du würdest unsere Zweisamkeit nur stören.“ Sie klang ziemlich überzeugend, doch Jane bedachte sie mit einem abschätzenden Blick.
    „Miranda, du bist mein beste Freundin, aber eine überzeugende Lügnerin warst du nie. Bitte mach mir nichts vor. Ich kenne dich zu gut. Was zum Teufel geht hier vor?“
    „Ich bin verliebt, ganz einfach.“ Miranda fürchtete, an ihren Worten zu ersticken und atmete tief durch. „Wundert dich das? Ich bin fasziniert von diesem Mann, seit … seit er mich nach dem Unfall mit der Kutsche gerettet hat.“ Ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren gekünstelt. Sie beugte sich wieder vor, um gegen das Wagendach zu klopfen und bemühte sich um ein verträumtes Lächeln, während sich ihr Inneres vor Zorn und Schmerz verkrampfte.
    Keine Antwort, natürlich nicht. Der Kutscher hatte Anweisung, ihr Klopfen zu ignorieren. Miranda sank in die Polster zurück. Die Karosse fuhr in raschem Tempo, hatte bald die Stadtgrenzen passiert, und sie hatte keine Ahnung, in welche Richtung die Reise ging.
    Jane beobachtete sie argwöhnisch. „Der Earl sagte etwas davon, dass du dich zur Wehr setzen würdest.“
    Verflixt und zugenäht, dachte Miranda am Rande der Verzweiflung. Wozu wäre dieser Lucien de Malheur wohl fähig? Der Mann

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