Zeit der Hingabe
sich ihm heftig zu widersetzen, aber sein Arm hielt sie mit eisernem Griff fest. Und in Wahrheit genoss sie es, seine Hand an ihrer Weiblichkeit zu spüren, seine Finger, die ihre Blütenblätter teilten. Und als sein Daumen eine geheime Stelle umkreiste, bäumte sie sich auf. Eine Woge der Verzückung durchflutete sie, die Sinne drohten ihr zu schwinden.
Er ließ von ihr ab.
Ihre Blicke verschmolzen einen langen reglosen Moment ineinander. Dann zog er seine Hand zurück, setzte Miranda mit geschlossenen Beinen auf seinen Schoß und ordnete ihre Röcke, als sei nichts geschehen. Seine Augen waren schmale Schlitze im Kerzenschein, sie spürte seinen Herzschlag unter ihrer flachen Hand, seinen beschleunigten Atem.
„Ich habe gewonnen“, erklärte er trocken. „Sie sind nass. Ihre Brustspitzen sind hart. Und Sie haben meinen Kuss erwidert.“
Sie befreite sich aus seiner Umarmung, taumelte durchs Zimmer und sank auf einen Stuhl in der Ecke, verblüfft, dass ihre schlotternden Knie sie so weit getragen hatten. „Sie sind ekelerregend. Und ich habe Ihren Kuss nicht erwidert.“
„Sie haben mir Ihre Zunge in den Mund gesteckt, Verehrteste.“ Er klang gelangweilt, ordnete seine Kleider und zog ihren Blick an die Stelle, an die sie nicht einmal denken wollte. „Niemand hat Sie dazu gezwungen. Sie waren erregt, und eine Minute später hätte ich Sie auf diesem Stuhl nehmen können. Ich verspreche, das demnächst nachzuholen. In meinem Haus gibt es eine Menge unbequemer Stühle, mit denen wir experimentieren können.“
Miranda fand keine Worte. Sie hatte sich auf diese anstößige Wette eingelassen und verloren, was sie nicht fassen konnte. Und zu ihrer Schande vermisste sie seine Berührung, seinen Kuss. Vielleicht hatte er ihr heimlich eine Droge eingeflößt. Vielleicht war sie wahnsinnig geworden. Wie dem auch sei: Sie hatte verloren.
Erst jetzt bemerkte sie ihr klaffendes Mieder und knöpfte es mit fliegenden Fingern zu. „Wie dumm von mir, ein Kleid zu tragen, das so leicht zu öffnen ist“, sagte sie, in der Hoffnung, eisig zu klingen.
„Meine Teuerste, ich könnte Sie in Sekundenschnelle auch aus einer förmlichen Hoftracht schälen, wenn ich wollte“, erklärte er seelenruhig und schenkte sich ein Glas Wein ein. Er tat so, als habe es diese fiebernden Momente gar nicht gegeben. Hätte sie den Beweis seiner Erregung nicht verspürt, hätte sie das alles für einen bösen Traum gehalten. „Aber ich finde, wir sollten mit dem Vollzug unserer Leidenschaft warten, bis wir rechtmäßig verheiratet sind. Zunächst wollen wir das Problem mit Ihrer Freundin lösen. Ich habe nie großen Gefallen am Liebesspiel mit zwei Frauen gefunden, wie ich gestehen muss. Ich konzentriere mich lieber auf eine einzige Frau.“
Wieso gelang es diesem Monster immer wieder, sie zu schockieren?
„Jane hat eine fiebrige Erkältung. Schicken Sie das Mädchen mit einer Begleitung nach Hause“, sagte sie tonlos und fügte hinzu: „Tun Sie mir wenigstens diesen Gefallen.“
„Aber liebste Miranda, habe ich je den Wunsch geäußert, Ihnen einen Gefallen zu erweisen?“, fragte er milde.
„Es würde Ihnen das Leben erleichtern.“
„Habe ich ein Interesse zu erkennen gegeben, die Dinge auf einfache Weise zu lösen? Würde ich rasche einfache Lösungen bevorzugen, hätte ich Ihren Bruder Benedick bei meiner Ankunft in England getötet. Er hatte Glück, dass ich mich in den Tropen aufhielt, als meine Schwester starb. Dadurch blieb mir Zeit, meinen anfänglichen Zorn zu bezähmen und einen Plan auszuarbeiten.“
Sie starrte ihn hasserfüllt an, und sich selbst hasste sie noch mehr, da ihre Brustspitzen noch immer prickelten, als sehnten sie sich nach seiner Liebkosung. Sie verschränkte die Hände im Schoß. „Bei Christopher St. John habe ich einen schweren Fehler begangen“, begann sie frostig, „mich nicht gegen ihn gewehrt zu haben, da ich wusste, dass nichts ihn davon abhalten würde, mich zu entehren. Also habe ich die ekelhafte Prozedur über mich ergehen lassen. Erst als ich seine Zudringlichkeiten nicht länger ertragen konnte, setzte ich mich zu Wehr. Ich habe aus meinem Fehler gelernt und lasse nicht zu, dass Sie mir Gewalt antun.“
„Habe ich nicht bewiesen, dass keine Gewalt nötig ist?“ Seine Stimme klang beinahe wie das Schnurren einer Katze. „Seien Sie unbesorgt, Ihre nicht vorhandene Unschuld ist momentan nicht in Gefahr. Wenn ich Sie zum ersten Mal nehme, sorge ich dafür, dass ich meine Sache
Weitere Kostenlose Bücher