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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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gut mache. Ich wollte Ihnen nur einen kleinen Vorgeschmack auf das geben, was ich mit Ihnen vorhabe.“
    Ungeweinte Tränen schnürten ihr die Kehle zu. Er hatte ihre Unerfahrenheit schamlos ausgenutzt. Der Schuft wusste über die Empfindungen einer Frau weit besser Bescheid als sie, die im Körper einer Frau lebte. Er wusste genau, wie und wo er sie zu berühren hatte, wie er sie küssen und das Feuer ihrer Sinnlichkeit entfachen konnte, während sie geglaubt hatte, unanfechtbar zu sein.
    Sie raffte den Rest ihrer gedemütigten Würde zusammen. „Setzen wir unsere Reise noch in dieser Nacht fort?“
    „Ja. Und ich werde mit Ihnen und Miss Pagett in der Kutsche reisen. Mein Bein fängt an zu schmerzen, und mir liegt daran, mein Eheleben bei guter Gesundheit zu beginnen. Keine Sorge, Teuerste. Ich werde Miss Pagett nicht davon unterrichten, dass ich Sie beinahe zur Erfüllung gebracht habe.“
    Sie hätte ihm jeden erreichbaren Gegenstand an den Kopf geworfen, konnte aber nichts Passendes entdecken.
    Er erhob sich, und sie stellte fest, dass er keinen Stock benutzte. Er zog lediglich das lahme Bein unmerklich nach, bewegte sich jedoch mit katzenhafter Geschmeidigkeit, die seine vermeintliche Behinderung Lügen strafte.
    „Wie schlimm ist Ihr Bein eigentlich? Sie sind offenbar kein Krüppel, wie Sie bisher vorgaben.“
    „Sie werden feststellen, meine Liebe, dass kaum etwas an mir so ist, wie es den Anschein hat. In jungen Jahren habe ich mir den Fuß gebrochen, und der Bruch ist schlecht verheilt. Das stört mich nicht weiter.“
    „Und warum setzen Sie die Reise dann nicht im Sattel fort?“
    „Weil ich nicht den Wunsch habe“, erklärte er honigsüß. „Geben Sie auf, Miranda. Sie haben die Wette verloren und verschwenden nur Ihre Zeit damit, mich zu bekämpfen.“
    „Es liegt nicht in meiner Natur, aufzugeben.“
    Er war vor sie hingetreten und blickte sinnend auf sie herab. „Und das ist der Grund, warum ich Sie unwiderstehlich finde.“
    Lucien trat ins Freie und atmete tief die kühle Nachtluft ein. Erstaunlich, wie sehr Miranda Rohan ihn zu erregen vermochte. Seine Finger kribbelten vor Verlangen, sie zu berühren. Sich vorhin zu beherrschen, hatte ihn schier übermenschliche Kraft gekostet.
    Er hätte sie nehmen sollen. Sie war keine unberührte Unschuld. Dafür sollte er Christopher St. John und dessen stümperhaften Bemühungen dankbar sein. Sie hatte sich instinktiv an ihm gerieben, als er sie geküsst hatte, war unter seinen Liebkosungen schier zerflossen. Er lechzte danach, sich in ihren heiß pochenden Schoss zu versenken, sie an den Hüften zu halten und zu stoßen, bis ihm die Sinne schwanden.
    Zum Teufel, er musste aufhören, daran zu denken. Er konnte schließlich nicht ständig mit einem Steifen in der Hose herumlaufen. Andererseits war auch etwas anrüchig Lüsternes an diesem Zustand der Erregung in Erwartung von Mirandas Hingabe. Diese kurze Episode war ein köstlicher Vorgeschmack auf spätere Wonnen.
    Es gab eine alte Redewendung: Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt genießt. Wer hätte gedacht, dass seine späte Rache so prickelnd und vielversprechend sein würde?
    Jane Pagett stellte eine Komplikation dar, aber auch damit würde er fertig werden. Im Moment war er jedenfalls todmüde und wollte auf der Fahrt ausgiebig schlafen. Es war noch eine lange Wegstrecke bis zum Lake District und seinem abgeschiedenen Herrensitz Ripton Waters. Aber am Ende der beschwerlichen Reise konnte er damit rechnen, seinen Rachefeldzug zu seiner vollen Zufriedenheit zu beenden. Jetzt wollte er sich seinen wohlverdienten Schlaf gönnen.
    Miranda bestieg seufzend die Kutsche. So bequem die Reisekarosse auch ausgestattet war, so geschickt der Fahrer den Wagen auch lenken mochte, der Gedanke, erneut endlos lange Stunden eingepfercht zu sein, verursachte ihr Kreuzschmerzen. Jane kauerte bereits in einer Ecke; ein Häufchen Elend mit roter Nase und verquollenen Augen. Sie hatte endlich begriffen, welches Unglück sie mit ihrem gedankenlosen Tun über sich gebracht hatte. Miranda setzte sich neben sie und drückte ihr mitfühlend die Hand, und Jane schenkte ihr ein klägliches Lächeln. Dann schwankte der Wagen leicht, als der Earl einstieg, auf der Bank gegenüber Platz nahm und seine langen Beine von sich streckte.
    Der Wagenschlag klappte zu, es wurde dunkel, und die Pferde zogen an.
    „Miranda, meine Liebe.“ Seine leise Stimme aus der Dunkelheit klang wie das Zischen einer Schlange. „Setzen

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