Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
nicht überschreiten können. Es hat sich etwas geändert - das wissen wir, weil er Malory und Flynn in Träume hineinziehen und Flynn etwas zuleide tun konnte. Vorher jedoch konnte oder wollte er es nicht.«
»Erzähl ihnen, was er dir getan hat.«
Jordan sagte das im Befehlston, und Dana lag schon eine wütende Erwiderung auf der Zunge, aber Rowena ergriff sie am Arm.
»Kane? Was ist passiert?«
Sie erzählte es ihnen, wobei sie merkte, dass dieses Mal ihre Stimme ruhig blieb. Offensichtlich ließ die Angst nach, je größer die Distanz wurde.
Das änderte sich allerdings wieder, als sie den Anflug von Furcht auf Rowenas Gesicht sah.
»Es war doch keine wirkliche Bedrohung, oder?« Danas Haut prickelte. »Ich meine, ich hätte doch nicht ertrinken können, als ich ins Meer gesprungen bin. Das Meer gab es doch in Wirklichkeit gar nicht.«
»Doch«, korrigierte Pitte sie. Seine Miene wirkte grimmig. Das Gesicht eines Soldaten, dachte Dana, der die Schlacht von einer Anhöhe aus beobachtete und auf den richtigen Zeitpunkt wartete, um sein Schwert zu ziehen.
Und sie kämpfte wohl bereits auf dem Schlachtfeld.
»Zuerst ist es in deiner Fantasie entstanden, dann in deiner Angst. Doch das macht es nicht weniger real.«
»Aber es ergibt keinen Sinn«, beharrte sie. »Als Malory in ihrer Fantasie war und das Bild malte, konnten wir sie sehen. Wir haben sie doch alle gesehen. Sie stand lediglich im Speicher.«
»Ihr Körper und ein Teil ihres Bewusstseins - sie ist stark - blieben da. Aber der Rest …« Rowena zog scharf die Luft ein. »Ihr übriges Sein war auf der anderen Seite. Und wenn ihr ein Leid zugefügt worden wäre«, erklärte Rowena, »dann wäre es ihr als ganzem Menschen geschehen.«
»Wenn sie sich in der einen Existenz in die Hand geschnitten hätte«, warf Jordan ein, »dann hätte sie in der anderen geblutet.«
»Er könnte es verhindern.« Offensichtlich besorgt stand Rowena auf, um die Weingläser erneut zu füllen. »Wenn ich dir zum Beispiel eine harmlose Fantasie schenken möchte, dann lasse ich dich träumen und wache dabei über dich. Aber Kane tut nichts Harmloses. Er will terrorisieren und erschrecken.«
»Warum hat er mir dann nicht einfach den Kopf unter Wasser gedrückt?«
»Es gibt Grenzen. Um die Illusion zu erhalten, darf er deinen Körper nicht berühren. Und da dein Geist die Illusion entstehen lässt, kann er dich auch nicht zwingen, dich selbst zu verletzen. Er kann lügen, ja, er kann dich täuschen und erschrecken, er kann dich sogar überreden, aber er kann nicht erreichen, dass du etwas gegen deinen Willen tust.«
»Deshalb ist sie auch wieder in der Realität angekommen.« Genau diese Bestätigung hatte Jordan gesucht. »Indem sie sich dafür entschied, dass das Ganze ein Trick war, hat sie die Welt verändert. Aus dem Paradies wurde ein Alptraum.«
»Ihr Wissen und ihre Angst und Kanes Wut. Ja, das stimmt«, erwiderte Pitte. »Die Frucht, die du fallen gelassen hast«, sagte er zu Dana. »Du hast erkannt, dass sie in der Mitte verfault war. Das war nicht dein Paradies, sondern dein Gefängnis.«
»Und als sie ins Meer gesprungen ist, statt sich ihm auszuliefern und die Fantasie anzuerkennen, hat sie das Ganze durchbrochen«, ergänzte Jordan. »Also ist ihre Waffe gegen ihn, sie selber zu bleiben.«
»Genau«, stimmte Pitte zu.
»Das ist zu simpel«, widersprach Rowena. »Er ist gemein und verführerisch. Wir dürfen ihn nicht unterschätzen.«
»Aber er hat sie unterschätzt. Ist doch so, Große, oder?«
»Ich kann für mich selber sorgen«, erwiderte Dana, aber so selbstbewusst, wie sie sich gab, war sie nicht mehr. »Müssen wir nicht eher aufpassen, dass er Zoe etwas antut?«
»Sie ist im Moment kein Thema für ihn. Aber wir sollten trotzdem Vorsichtsmaßnahmen ergreifen«, sagte Rowena nachdenklich. »Bis zu einem gewissen Maß können wir sie beschützen, bevor ihre Zeit beginnt.«
»Wenn sie beginnt«, korrigierte Pitte sie.
»Er ist von Natur aus pessimistisch.« Rowena lächelte. »Ich habe mehr Vertrauen.« Sie trat zum Sofa und setzte sich mit der fließenden Anmut, die manchen Frauen angeboren zu sein scheint, auf die Armlehne. Dann beugte sie sich zu Dana und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen.
»Du erkennst die Wahrheit, wenn du sie hörst. Du magst dich davon abwenden und deinen Verstand davor verschließen, weil du, so wie mein Mann pessimistisch ist, eigensinnig von Natur aus bist. Aber wenn du sie hören willst, hörst du sie klar
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