Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
und deutlich. Das ist deine Gabe. Er kann dich nur täuschen, wenn du es zulässt. Wenn du akzeptierst, was du bereits weißt, hast du auch den Rest.«
»Könntest du dich vielleicht ein bisschen spezifischer ausdrücken?«
Rowena verzog lächelnd die Mundwinkel. »Für den Moment hast du genug zum Nachdenken.«
Als sie später alleine waren, kuschelte Rowena sich an Pitte und blickte verträumt in die Flammen. Dort sah sie Dana, die sicher durch die Nacht auf das stille Tal zufuhr.
Rowena bewunderte Kompetenz, bei Göttern wie bei Sterblichen.
»Sie macht ihm Sorgen«, sagte sie leise.
Pitte wandte den Blick zu den Bildern im Feuer. »Wem? Dem Seelenräuber oder dem Geschichtenerzähler?«
Rowena rieb ihre Wange an Pittes Schulter. »Beiden natürlich. Und beide haben sie verletzt, allerdings nur einer mit Absicht. Aber die Klinge eines Geliebten schneidet tiefer als die eines Feindes. Sie bereitet Kane Sorgen, aber der Mann sorgt sich um sie.«
»Sie empfinden etwas füreinander.« Pitte fuhr mit den Lippen über Rowenas Haare. »Er sollte mit ihr schlafen, damit alte Wunden heilen können.«
»Typisch männlich. Immer glaubt ihr, dass Sex alles heilen könnte.«
»Aber das stimmt doch.« Pitte schubste sie leicht, und auf einmal lagen sie auf dem großen Bett, das sie miteinander teilten.
Sie zog spöttisch die Augenbrauen hoch. Ihr silbernes Kleid war verschwunden, und sie trug nur noch ihre Haut. Solche Dinge, das wusste sie, gehörten zu seinen verspielteren, interessanteren Angewohnheiten.
»Sex ist nicht genug.« Sie breitete die Arme aus, und unzählige Kerzen flammten auf. »Nur Wärme, mein Liebster, mein einziger Geliebter, kann ein verwundetes Herz heilen.«
Dann setzte sie sich auf und hieß ihn willkommen.
Dana war kaum in ihrer Wohnung - Jordan hatte sie an der Tür weggewedelt -, hatte sich gerade an den Computer gesetzt und wollte sich auf Othello konzentrieren, als es erneut klopfte.
Da sie dachte, Jordan sei zurückgekehrt, ignorierte sie es.
Sie würde jetzt zwei Stunden arbeiten und dann über den Besuch bei Rowena und Pitte nachdenken. Und sie wollte darüber nachdenken, was auf der Heimfahrt zwischen Jordan und ihr nicht gesagt worden war. Und wenn sie schon über Jordan nachdenken musste, dann würde sie das ganz sicher nicht tun, wenn er dabei war.
Wieder klopfte es, drängender als zuvor. Entschlossen konzentrierte sie sich auf das Stück.
Aber dann hörte sie das Bellen.
Ihr wurde klar, dass sie nicht in Ruhe arbeiten konnte, wenn sie die Tür nicht öffnete, also stand sie auf und ging hin. »Was zum Teufel macht ihr beide hier?« Sie warf Flynn einen finsteren Blick zu und kraulte Moe hinter den Ohren. »Hat Malory dich hinausgeworfen? Mein armes Schätzchen.« Ihr mitleidiger Tonfall wurde eisig, als sie sich aufrichtete und sich an ihren Bruder wandte. »Du willst doch nicht etwa hier schlafen?«
»Nein, das habe ich nicht vor.«
»Was ist dann in der Tüte?«
»Sachen.« Er drückte sich an seiner Schwester vorbei. »Ich habe gehört, du hattest gestern einen harten Abend.«
»Es war eine Erfahrung, und ich habe jetzt keine Lust, dir davon zu erzählen. Es ist nach zehn. Ich will noch ein bisschen arbeiten, und dann gehe ich ins Bett.«
Und dabei würde sie, genau wie letzte Nacht, überall in der Wohnung das Licht anlassen, dachte sie.
»Gut. Hier sind seine Sachen.«
»Wessen Sachen?«
»Moes. Morgen bringe ich den großen Sack Hundefutter vorbei, aber fürs Frühstück hat er genug dabei.«
»Wovon redest du eigentlich?« Sie lugte in die Tüte, die er ihr in die Arme gedrückt hatte, und sah einen zerkauten Tennisball, ein zerfetztes Seil, eine Schachtel Hundekuchen und ungefähr fünf Pfund Trockenfutter.
»Was zum Teufel ist das?«
»Seine Sachen«, wiederholte Flynn geduldig und wehrte Moe ab, der an ihm hochsprang. »Moe ist dein neuer, zeitweiliger Mitbewohner. Okay, ich muss jetzt gehen. Bis morgen.«
»O nein, du gehst jetzt nicht.« Dana deponierte die Tüte auf einem Stuhl und lief hinter ihrem Bruder her. An der Tür holte sie ihn ein und versperrte ihm den Weg. »Du verlässt meine Wohnung nicht ohne diesen Hund.«
Flynn lächelte sie unschuldig an. »Du hast doch gerade gesagt, dass ich nicht hier schlafen dürfte.«
»Richtig, das darfst du nicht. Aber er genauso wenig.«
»Oh, sieh mal. Jetzt hast du seine Gefühle verletzt.« Bekümmert blickte er zu Moe, der gerade versuchte, seinen Kopf in die Tüte zu schieben. »Ist
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