Zeit der Hoffnung - Key of Knowledge (02 Key)
der Tasche. »Es ist schon toll«, meinte sie mit einem Blick auf das Haus. »Wenn man hier wohnt, könnte man zum Beispiel eine klassische Corvette haben und sie in eine große, geheizte Garage stellen, wie sie es verdient. Ob Rowena und Pitte wohl auch Auto fahren?«
»Du kommst auf Ideen!«
»Nein, denk doch mal drüber nach. Es gab sie schon, als noch kein Mensch an den Verbrennungsmotor gedacht hat. Sie können alles tun, was sie wollen, aber ob sie wohl jemals Fahrstunden gehabt oder sich mit Versicherungsfragen herumgeschlagen haben?«
Sie steckte die Bürste in ihre Tasche und musterte Jordan. Seine Haare waren ebenfalls vom Wind zerzaust, und trotzdem wirkten sie nicht ungepflegt, sondern sexy.
»Wie mögen sie wohl leben?«, fuhr sie fort. »Wir wissen eigentlich nicht, was sie im normalen Leben so tun. Sehen sie fern? Spielen sie Canasta? Machen sie Einkaufsbummel? Was ist mit Freunden? Haben sie überhaupt welche?«
»Wenn sie welche hätten, würden sie ständig wechseln. Menschliche Freunde haben die ärgerliche Angewohnheit zu sterben.«
»Das stimmt«, erwiderte sie leise. »Sie sind bestimmt sehr einsam. Sie haben so viel Macht, dass sie nicht zu uns gehören. Und dieses prächtige Haus ist noch lange nicht ihr Zuhause. Mitleid mit Göttern zu haben ist irgendwie komisch, oder?«
»Nein, eher einfühlsam. Und genau das wird dir helfen, den Schlüssel zu finden. Je mehr du über sie weißt, desto näher kommst du deinem Part in dem Rätsel.«
»Möglich.« Die Eisentore schwangen auf. »Das ist vermutlich unsere Einladung.«
Sie fuhr im Dämmerlicht auf das große Gebäude zu.
Der alte Butler, den Dana den Leichenbestatter getauft hatte, eilte herbei, um ihr die Wagentür zu öffnen. »Willkommen. Ich kümmere mich um das Auto, Miss.«
»Danke.« Sie fixierte ihn und versuchte, sein Alter zu schätzen. Siebzig? Achtzig? Dreitausendzwei? »Ich weiß gar nicht Ihren Namen«, sagte sie zu ihm.
»Oh, ich bin Caddock, Miss.«
»Caddock. Ist das ein schottischer oder irischer Name?«
»Walisisch. Ursprünglich stamme ich aus Wales, Miss.«
Wie Rowena, dachte sie. »Arbeiten Sie schon lange für Pitte und Rowena?«
»Ja, in der Tat.« Er schien ihr zuzuzwinkern. »Ich bin schon seit einigen Jahren in ihren Diensten.« Nickend spähte er an Dana vorbei. »Das ist ein wunderschöner Anblick, nicht wahr?«
Dana drehte sich um und starrte auf den riesigen Hirsch, der zwischen Rasen und Wald stand. Sein Leib schien im sanften Dämmerlicht weiß zu schimmern, und sein Geweih glänzte silbrig.
»Das ist ein traditioneller Symbolismus«, erklärte Jordan, obwohl ihn das prächtige Tier enorm faszinierte. »Der Suchende sieht zu Beginn seiner Suche einen weißen Hirsch oder Hasen.«
»Malory hat ihn ebenfalls gesehen«, murmelte Dana. Ihr wurde die Kehle eng. »Damals, als wir am ersten Abend hierher gekommen sind. Zoe und ich nicht.« Sie trat neben Jordan. »Bedeutet das, dass Malory schon für den ersten Schlüssel vorbestimmt war? Dass es mit unserer Wahl der Scheiben gar nichts zu tun hatte? Dass es nur Show war?«
»Oder ein Ritual. Du musstest dich ja sogar entscheiden, überhaupt eine Scheibe zu ziehen. Entweder entscheidest du dich, dem Tier zu folgen, oder du wendest dich von ihm ab.«
»Aber ist es denn real? Steht der Hirsch wirklich dort drüben, oder stellen wir ihn uns nur vor?«
»Auch das musst du entscheiden.« Er wartete, bis der Hirsch in der Dunkelheit verschwunden war, dann drehte er sich wieder um.
Der alte Mann und das Auto waren verschwunden. Jordan zuckte zusammen, gab sich jedoch dann gelassen und steckte die Hände in die Taschen. »Du musst zugeben, das ist irre.«
Die Eingangstüren öffneten sich, und Rowena trat heraus. Das Licht der Eingangshalle fiel über ihre leuchtenden Haare und glitzerte auf ihrem langen, silbernen Kleid. »Wie schön, euch zu sehen.« Sie streckte die Hand aus. »Ich habe mich gerade so nach Gesellschaft gesehnt.«
7
Pitte stand bereits im Salon und sah in seinem schwarzen Hemd und der schwarzen Hose genauso lässig elegant wie Rowena aus.
Dana fragte sich, ob sie wohl die ganze Zeit einfach nur herumsaßen und schön aussahen. Wahrscheinlich sollte sie auch darüber mal nachdenken. Und ob sie wohl Tage hatten, an denen ihre Frisur nicht saß, an denen sie Verstopfung hatten oder ihnen die Füße wehtaten?
Oder waren solche Dinge zu weltlich für Götter, die in der Welt der Sterblichen lebten?
»Wir hatten es uns gerade am Kamin
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