Zeit der Jaeger
freiwillig ersparen, weitere Zeit und Mühe an mich zu verschwenden. Aus freien Stücken erkläre ich, dass ich keinen Widerspruch gegen die Anklage erhebe. Wissenschaftlerin Jonnic hat in allen Punkten Recht. Ich bitte um Surkai durch freiwillige Abstufung aus der Wissenschaftlerkaste.«
Schockiertes Schweigen hing in der Luft. Die Spannung war nicht mehr zu steigern. Trotz Kifs katastrophalem Versagen - und obwohl er diese Versammlung zweimal gestört hatte -, empfand Petr eine gewisse Bewunderung für ihn. Angesichts eines Mannes, der gebrochen gewesen war und es geschafft hatte, sich wieder zu finden, einfach, indem er sein Versagen zugab und bereit war, die Konsequenzen zu tragen, wo die meisten anderen wie ein in die Enge gedrängter Diamanthai um ihre Position gekämpft hätten, konnte Petr nicht anders, als aufzustehen. »So sei es«, verkündete er mit respektvoller Stimme. Dann verbeugte er sich tief und hielt die Verbeugung lange.
Überraschung verbreitete sich in der Versammlung, gefolgt von einer Welle der Verbeugungen. Als Letzte verbeugte sich Jonnic, steif, wie gegen ihren Willen. Dann sandte sie eine neue Schockwelle durch die Menge, als sie zwei Schritte auf Kif zutrat und ihn an den Schultern fasste. Sie sagte etwas zu ihm, das nur er hörte. Er wirkte schockiert, dann aber huschte ein leichtes Lächeln über sein Gesicht.
Auch Kif verbeugte sich und machte sich auf den
Weg zur Luke. Seine früheren Kollegen wandten sich wie ein Mann ab. Die versammelten Wissenschaftler respektierten offenkundig Kifs Mut zu dieser Entscheidung, doch er gehörte nicht länger ihrer Kaste an und verdiente auch ihre volle Aufmerksamkeit nicht mehr.
Die Versammlung löste sich auf. Das abrupte Ende des Duells, das noch einige Stunden hätte andauern sollen, führte dazu, dass sich zahlreiche Grüppchen bildeten, die mit nachdrücklicher Gestik debattierten.
»Also, das kam unerwartet«, stellte Jesup fest.
Petr nickte. Er sah es genauso.
»Ich habe nur selten außerhalb der Kriegerkaste eine so ehrenvolle Handlungsweise erlebt. Seine Strafe so frei auf sich zu nehmen - wir können nur hoffen, dass wir ebenfalls zu solcher Würde imstande sind, wenn unsere Zeit kommt, frapos?«
»Pos«, antwortete Petr, auch wenn er sich nicht sicher war, ob Jesup diese Bemerkung als generelle Feststellung gemeint oder speziell auf ihn gemünzt hatte. Er stand auf und stieß sich von seinem Sessel ab, entschlossen, keinerlei Hintersinn in der Bemerkung seines Adjutanten zu hören.
Clan-Seefuchs-Frachtschiff Gleiter in der Leere am Nadirsprungpunkt des Savannah-Systems Präfektur VII, Republik der Sphäre
7. Juni 3134
»Ich verstehe nicht, warum wir keinen Versuch unternehmen, nach unten zu gehen.« Trotz ihrer Lautstärke kam Jesups Stimme kaum gegen den allgegenwärtigen Lärm der Beta-Gemeinschaft an.
Petr musterte seinen Adjutanten auf dem Weg über Marktplatz Beta, als er mit jemandem zusammenstieß. Er drehte sich um und sah eine Frau mit freundlichem Gesicht und dichtem, fast rabenschwarzem Haar, das zu einem strengen Zopf geflochten war. Ihre Uniform trug die Doppelstreifen der Arbeiterkaste, und ihre überhastete Miene ließ ihn vermuten, dass sie Gefahr lief, sich zum Dienst zu verspäten. Als ihr klar wurde, wen sie gerade angerempelt hatte, schluckte sie krampfartig und verbeugte sich tief. Der Ausdruck der Eile auf ihren Zügen machte tiefem Schuldgefühl Platz.
»ObKhan«, stotterte sie. »Ich bitte um Vergebung. Ich Unwürdige habe Sie nicht gesehen.«
Obwohl er zum Krieger geboren, sogar gezüchtet war, und Jahrhunderte der Clantraditionen die Überlegenheit der Kriegerkaste unterstrichen - mit der möglichen Ausnahme der Seefuchs-Händlerkaste -, war sich Petr bewusst, dass es die Pflicht eines obKhans seinem Aimag gegenüber war, Respekt zu zeigen, wo es nötig schien. Er streckte also die Hand aus und hob das Kinn der Arbeiterin an.
»Frau, es besteht kein Anlass für dich, dich vor mir zu verbeugen.« Er lächelte, auch wenn diese Geste seine kalten grünen Augen nicht erreichte. »Du warst offensichtlich darauf konzentriert, rechtzeitig an deinen Dienstplatz zu kommen. Welche größere Ehre könntest du mir und unserem Aimag antun, als deinen Pflichten mit solcher Hingabe nachzukommen?«
Obwohl ein gewisser Zweifel in ihrem Blick blieb, wurde sie rot, bedankte sich hastig und nickte kurz, bevor sie im Getümmel verschwand.
»Ah, welch bewundernswerte Treue«, bemerkte Jesup.
»Du spottest?« Petr
Weitere Kostenlose Bücher