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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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    Als er durch die Korridore der Wissenschaftlerquartiere zum Hauptkonferenzraum ging, begleitete ihn ein Tumult von Stimmen. An der Luke fasste er einen Handgriff, dann zog er die Knie an, schlug einen Salto durch die Öffnung und setzte mit einer halben Drehung die Beine auf die Schottwand. Er pausierte kurz, um sich zu vergewissern, dass der Weg frei war, nun stieß er sich ab und schoss auf die Zentralempore am Scheitelpunkt der Kuppel zu.
    Mit der Leichtigkeit langjähriger Übung packte er die Stange in der Armstütze des obKhan-Throns, der nur für solche Gelegenheiten benutzt wurde, drehte sich noch einmal vollständig herum, um seinen
    Schwung restlos zu verbrauchen, und senkte sich gekonnt auf den Sessel. Sensoren, in die Oberfläche eingearbeitet, reagierten auf seine Gegenwart und initiierten eine statische Ladung, die leicht aber nachdrücklich an seiner Uniform zog und verhinderte, dass er davonschwebte.
    In der Kuppel drängten sich Wissenschaftler in den Overalls der Seefuchs-Clanner. Sie alle wurden von statischer Ladung an ihren Plätzen gehalten. Die Schulterstücke ihrer Overalls kennzeichneten ihre Unterkasten: gelb für Lehrer, grün für Mediziner, rot für Eugeniker und so weiter - ein Blumenbeet der hellsten Köpfe des Clans -, Genie, Arroganz und Naivität an einem einzigen Platz konzentriert.
    Letztere Eigenschaft war der Grund für Petrs Anwesenheit.
    Gelegentlich kam ihm der Gedanke, es wäre möglicherweise besser, alle Kasten würden die rigorose Ausbildung durchlaufen, der sich die Krieger unterziehen mussten. Das strenge körperliche und geistige Training ab dem siebten Lebensjahr ließ ebenso wenig Platz für Naivität wie die gnadenlosen Prügel eines Pulk-Trainers, der einen neuen Krieger für die ihm bestimmte Zukunft formte.
    Jesup glitt in den Raum. Der Mann schoss auf ihn zu, fasste dieselbe Stange, die Petr benutzt hatte, und wirbelte hinter den Sessel. Das leise Klirren der Magnetsohlen auf dem Deckboden bestätigte, dass er in Position war.
    »Bist du jemals nicht zu früh, o Vorausschauender?«, spottete Jesup.
    Petr lächelte. »Vielleicht verspäte ich mich eines Tages doch, aber ich hoffe, dass du es nicht bemerkst.« Beide lachten, dann, als Wissenschaftler Kif erschien, wurden sie wieder ernst. Der Mann schien in den vierzehn Tagen seit dem katastrophalen Ausgang seines Experiments um zehn Jahre gealtert.
    »Ich vermute, er ist bereit für eine Solahma-Einheit«, bemerkte Jesup in einem Tonfall, der zwischen Belustigung und Entsetzen schwankte.
    »Ich habe noch nie von einer wissenschaftlichen Solahma-Einheit gehört. Das Alter behindert sie nicht so wie uns. Schließlich können sie nicht wie ein Krieger bei einem letzten Versuch in den Tod gehen, um für den Clan, den sie enttäuscht haben, Ruhm und Ehre zu erringen.«
    »Aber sicher könnten sie das. Zum Beispiel hätte Kif an Bord des Schiffes sein können, das er zerstört hat«, entgegnete Jesup nüchtern.
    Petr drehte sich so schnell um, dass er fast die statische Ladung durchbrochen hätte und davongeschwebt wäre. In den Augen des anderen bemerkte er Belustigung, aber eine leichte Falte auf Jesups Stirn ließ Petr vermuten, dass Jesup sehr wohl der Ansicht war, Kif
    - oder vielleicht jeder? War das eine weitere Stichelei? - gehörte in eine Position, in der er die Konsequenzen seines Handelns unmittelbar erfuhr und sie weder ignorieren noch auf andere abwälzen konnte.
    Langsam schüttelte er den Kopf und kämpfte gegen ein Grinsen an. Die Vorstellung, Kif könnte mit seinem Schiff untergehen, amüsierte ihn. »Eines Tages wirst du zu weit gehen, Jesup.«
    Sein Adjutant verbeugte sich mit großer Geste. »Wie immer es dir beliebt, o Mächtiger.«
    »Aber bis dahin gibst du den Hofnarren für mich, als wäre ich ein Sphärentyrann?« Petr blickte Jesup fragend an.
    Jesup schluckte und wirkte etwas verlegen.
    »Wie, fehlen dir die Worte?«
    »Natürlich nicht, obKhan, nur ... wir sind bereit für den Test.«
    Petr wandte sich zu den zwei Bänken unmittelbar vor sich um. Wissenschaftlerin Jonnic war bereits anwesend. Die wartende Menge schaute stumm zu ihm herauf. Er warf Jesup einen tadelnden Blick zu, dann stand er auf.
    Erst vergewisserte er sich, dass die Magnetschuhe festen Kontakt mit dem Deckboden hatten, dann verbeugte er sich förmlich wie der Seefuchs, eine Geste des Respekts für die Anwesenden. »Wissenschaftler, wir haben uns heute zu einem Konflikttest versammelt. Da beide Teilnehmer aus

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