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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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angepasst, Petr. Wir sind nie davor zurückgeschreckt, zu tun, was nötig war. Um unser Überleben zu sichern, müssen wir tun, was nötig ist. Verstehst du?«
    Petr stellte fest, dass er wieder auf dem Bett lag, ohne zu wissen, wie er dorthin gekommen war. Ein weiches Licht löste alles in einen Nebel aus sich langsam bewegenden Formen und gedämpften Klängen auf. Er versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was Sha sagte, sah vage die Schwester mit Sha reden. Sie klang verärgert. Gestikulierte. Zu Petr. Zur Tür. Sie hatte ihm eine Spritze verpasst. Der Gedanke hätte ihn wütend machen sollen, stattdessen aber wärmte er ihn.
    Sein Sichtfeld verengte sich, doch er konzentrierte sich auf Shas Gesicht. Auf seinen Mund, der plötzlich das ganze Universum ausfüllte. Er grub die Hände in Shas Worte, um nicht in seinen persönlichen Abgrund zu stürzen.
    »Wir haben immer getan, was nötig war, um zu überleben«, sagte Sha. »Wir treffen die Entscheidungen, die notwendig sind, um unser Überleben zu sichern, ohne Rücksicht auf die Folgen. Zu viele Clans sind untergegangen, weil sie sich nicht anpassen konnten. Wir passen uns an. Wir überleben. Wir müssen uns weiter anpassen. Dabei kannst du mir helfen. Was wir gemeinsam nicht alles erreichen könnten ...«
    Die Welt versank.
    Krankenrevier, nahe Halifax, Vanderfox, Adhafera Präfektur VII, Republik der Sphäre
    22. Juli 3134
    Das Training tat gut.
    Schweiß strömte wie aus einem offenen Wasserhahn über seinen Körper. Es war ein säuberndes Gefühl, das seinen Schmerz abwusch, seine Wut, sein Dunkel. Und unerwünschte Gedanken auf Distanz hielt. Der kleine Übungsraum hätte ebenso gut gar nicht existieren können. Seine beiden anderen Benutzer nahm er nicht wahr. Ihre Entschlossenheit, die Verletzungen zu überwinden, verblasste vor seiner wie Kerzen neben der Antriebsflamme eines Landungsschiffes in einer mondlos schwarzen Nacht.
    Es war erstaunlich, was der Hass auf einen Feind ausrichten konnte.
    Petr verstärkte seine Bemühungen. Vermutlich würde die Hexe bald auftauchen und mit ihm schimpfen. Ihm sagen, er solle es langsamer beginnen, sich Zeit nehmen. Wie konnte er das? Er hatte das Gefühl, vom Rest des Universums abgeschnitten zu sein. Es ging Bedeutendes vor, wichtige Entwicklungen für seinen Clan und möglicherweise für den
    Rest der Inneren Sphäre. Und er war nicht dabei. Saß auf der Bank.
    Das war inakzeptabel.
    Fast zwanzig Minuten vergingen. Erschöpfung und Flüssigkeitsverlust zehrten an ihm. Endlich gab er Ruhe, zufrieden, Körper und Geist bis an den Rand des Möglichen belastet zu haben. Er stieg schwer atmend von der Maschine, saugte die stickige Luft ein, den Geruch des eigenes Schweißes. Allmählich wurde er sich bewusst, dass noch jemand im Raum war, dass sie ihn bereits zweimal angesprochen hatte, ohne dass er reagierte. Er überlegte, wie er sich deswegen fühlen sollte. Zuckte die Achseln und spürte nur ein dumpfes Echo der Schmerzen, die diese Bewegung noch drei Tage zuvor ausgelöst hatte. Dann ging er die vier Schritte zur Wasserflasche, einem Talisman, zu dem er erst nach dreißig Minuten ununterbrochener Anstrengung griff. Eine derartige Konzentration, seine Fähigkeit, den Rest der Wirklichkeit im Zwang, sich neu zu erschaffen, völlig auszublenden, verdiente Anerkennung. Es war die Konzentration eines Kriegers. Die Konzentration eines obKhans. Er nickte.
    »Händler-saFaktorin Tia. Was gibt es Neues?« Ihre strahlend blauen Augen zeigten nicht die geringste Überraschung, bevor sie antwortete. Wiesen auf überhaupt keine Reaktion auf sein neues, verbessertes Ich hin.
    Andererseits zeigte sie diese Miene vermutlich auch bei der Paarung. Geschäftsmäßig. Das Geschäft ging vor, alles andere war eine Ablenkung, die keine Aufmerksamkeit verdiente.
    »Die Verhandlungen verlaufen zügig«, stellte sie schnörkellos wie immer fest. »Aber Aimag Beta hat erhebliche Fortschritte gemacht und steht unserem Gebot in keinem Punkt nach. Diese Einmischung zieht die Verhandlungen endlos in die Länge. Es ist keine Schlussvereinbarung absehbar.«
    »Wie konnte das passieren? Wir haben die Verhandlungen begonnen, Tage bevor Aimag Beta auch nur das System erreicht hat. Wie konnten sie so schnell aufholen?«
    »Ihr saFaktor ist... begabt.«
    Ihre Miene blieb unbewegt, aber Petr verstand, dass dies das größte Kompliment war, das sie irgendeinem anderen Händler zu machen bereit war. Selbst mit einem überschweren Mech hätte er nicht

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