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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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Pflicht wegen. Alles nur aus Pflichterfüllung. Sie hob sich ein drohendes Kichern zur späteren Verwendung auf.
    Am Ende der Straße drückte sie sich mit dem Rücken an die Wand und warf einen schnellen Blick um die Ecke, als ihre Zielperson vorbeiging. Um diese Zeit an einem Werktag war nur eine Hand voll Menschen auf der Straße. Das heftige Gewitter ver-anlasste die meisten halbwegs vernünftigen Leute, zu Hause zu bleiben. Doch ihr Mann blieb sechs Schritte voraus stehen, offenbar in ein Gespräch mit jemandem vertieft, den sie nicht erkannte. Der Regen fiel so dicht, dass sie nicht einmal ausmachen konnte, wie er gekleidet war.
    Sie lehnte sich zurück. Spürte den grob behauenen Stein in ihren Rücken pressen, während Regenwasser ihren Nacken hinablief. Das löste ein Ziehen in ihrer
    Schulter aus, obwohl sie inzwischen weitgehend verheilt war. Sie machte sich daran, ihre Muskulatur systematisch zu lockern, da sie wusste, dass ein Kampf bevorstand.
    Obwohl er, alles in allem, recht kurz ausfallen dürfte.
    Ihr Unterbewusstsein wählte diesen Moment, das Geschehen des Abends noch einmal vor ihr ablaufen zu lassen. Das ... beschämende Geschehen dieses Abends. Sie hasste es, den Schmerz noch einmal zu durchleben, aber wie eine Zunge, die einen schmerzenden Zahn abtastete, schaffte sie es nicht, die Verletzung ruhen zu lassen. Sie musste am Wundschorf kratzen.
    »He, Großer, von deiner Sorte hab ich hier noch keinen gesehen«, stellte Snow fest und schob sich neben dem Elementar an die Theke. Corin. Was für ein hübscher Name für einen so hübschen Körper.
    Der Hüne hob langsam den Fusionnaire an den Mund, kippte den Rest des Drinks und stellte das Glas zurück auf den Tresen. Das tat er mit einer Sanftheit, die sie fesselte. Es überraschte sie, dass ein solcher Bär von einem Mann zu dieser Sanftheit überhaupt fähig war. Sie fragte sich, ob diese Hände auch bei anderen Gelegenheiten sanft sein mochten.
    Ein Bild von endloser Haut trat vor ihr inneres Auge und wärmte sie.
    Der Barmann kam herüber. »Ich bekomme einen Wodka, ohne Eis.« Sie warf ihrem Begleiter einen schrägen Blick zu. »Und für meinen Freund hier noch mal dasselbe.« Sie warf fünf Stones auf die Bar und drehte sich wieder zu Corin um. Noch hatte sie sich nicht gesetzt, weil sie erst warten wollte, wie sich das Gespräch entwickelte. »Ah, der starke, schweigsame Typ. Die Art mag ich auch. Aber du bist nicht immer so stumm, oder?« Im Gegensatz zu ihrem Körper waren ihre Augen und Stimme die besten Waffen in dieser Arena, Instrumente, die sie durch langes Training zu höchster Präzision geschliffen hatte. Und die ihr schon oft geholfen hatten, die ... Mängel ihres Körpers auszugleichen. Ja, das war ein passendes Wort dafür.
    Corin ähnelte einem riesigen Baum: unnachgiebig, gelangweilt, reglos. Natürlich steigerte sein Widerstand ihr Interesse nur noch. Er machte sie heiß.
    Mit einer Geschmeidigkeit, die man von ihr em Körper nicht erwartet hätte, glitt sie auf einen Barhocker und lehnte sich beiläufig zurück. Ließ die Atmosphäre des Ortes auf sich wirken. Es war eine willkommene Entspannung nach dem gehetzten Sprint, um von der Straße zu kommen, bevor der Wolkenbruch sie durchnässte. Klänge und Gerüche vermischten sich in einer Melange aus Freundschaft und Kameraderie.
    Der Barmann kam zurück, knallte einen Untersetzer auf die Theke und verschüttete einen Teil des Drinks in seiner Hast, wieder zu verschwinden. Sie ignorierte seinen Widerwillen. Ihre Aufmerksamkeit war auf ein anderes Ziel konzentriert. Sie sah ihn einen zweiten Fusionnaire bringen und nahm ihn
    ihm aus der Hand, bevor er ihn abstellen konnte.
    »Bitte schön, Großer«, säuselte sie und schob das Glas vor den Elementar. Die >Medizin< erreichte ihren Empfänger mit der üblichen Geschicklichkeit -und zwar, ohne dass irgendjemand es bemerkte.
    Sie sah zu, wie er auch diesen Drink kippte, und machte es ihm mit ihrem Wodka nach. Der Schnaps schlug ihr eiskalt durch Rachen und Kehle und explodierte novaheiß in ihrem Magen: Das war fast so gut wie ein Orgasmus. Ihre Augen tränten. Sie warf Corin einen Blick von der Seite zu, blinzelte Tränen und Fantasie davon. Fast. O ja, das versprach, sehr gut zu werden.
    »Und, stellst du dich noch vor, oder muss ich das ganze Reden selbst übernehmen?« Ihre Stimme schnurrte geradezu, von dem Wodka geschmiert wie ein Avanti-Zwölfzylinder von feinstem Motoröl.
    Wieder gab er keine Antwort. Er blieb bei

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