Zeit der Jaeger
wirkte fast zu groß für den Körperbau des Eindringlings, doch Petr bezweifelte keine Sekunde, dass er sie mit schrecklicher Genauigkeit einzusetzen in der Lage war. Jede Bewegung strahlte Können und Gefahr aus.
Der Tod in Person.
Obwohl die Augen des Eindringlings im Schattenspiel der Türöffnung schwer zu erkennen waren, schienen sie sichtbar zu sein.
Rauchgraue Augen.
»Savashri«, keuchte Petr, unfähig, es zurückzuhalten. Er hatte von Anfang an gewusst, was sie mit großer Sicherheit war, auch wenn er sich geweigert hatte, es sich einzugestehen. Und ihr Profil, ihr Körper, der ganz und gar nicht zu den Bewegungen passte, hatten ihm das Verleugnen leicht gemacht. Ihm gestattet, sich etwas vorzumachen.
Jetzt allerdings verschmolzen die seltsamen Gefühlsregungen, die er bei ihrem letzten Treffen empfunden hatte, zu mehr. Zu etwas, das er nicht ignorieren konnte. Respekt? Bewunderung? Wertschätzung?
Pos. Und mehr.
Obwohl der traditionelle ClanKrieger in ihm sich gegen den Anblick der offensichtlichen Kommandosoldatin sträubte, weil er die unehrenhaften Taktiken solcher Sphäreneinheiten verachtete, respektierte der erfahrene Händler-Krieger Können in jeder Ausprägung und unter allen Umständen.
Und Können besaß sie im Übermaß.
»Ich sehe, du erkennst mich wieder, Schätzchen.« Ihr schwüler, beinahe erotischer Ton und das atemlose Lachen, das die Worte begleitete, standen in derartigem Widerspruch zu dem Bild der Meuchelmörderin in der Türöffnung, dass er ein Lachen nicht zurückhalten konnte.
Sie warf einen deutlichen Blick hinüber zu Jesup.
Petr stand auf, wandte sich zu seinem Adjutanten um und sah Verwirrung und Entsetzen auf dessen Gesicht miteinander ringen.
Was, in des Gründers Namen, geht hier vor? Jesups unausgesprochene Frage hallte förmlich durch die Stille.
Die Implikationen seiner Reaktion schlugen über Petr wie eine Flutwelle zusammen. Er teilte ein kokettes Kichern mit einer offensichtlichen Komman-dotruppen-Agentin der Inneren Sphäre? Einer ehrlosen Attentäterin? Pos, das würde seinem Aimag sehr gefallen. Wenn es Jesup schon so schwer fiel, damit fertig zu werden, schauderte ihm bei dem Gedanken, wie der Rest dieses Verhalten aufnehmen würde.
Aber er war schon so weit gegangen, hatte ihr so sehr vertraut. Der Lauf der Ereignisse war zu rasant, um ihm noch Zeit für einen Rückzug zu lassen. Wie ein echter Clanner ergriff er die sich bietende Gelegenheit. Möglicherweise war ihr plötzliches Erscheinen ein Zeichen dafür, dass er endlich handeln konnte statt nur zu reagieren.
Er drehte sich wieder zu ihr um. »Warum bist du gekommen, Snow?«
Sie zog die Kapuze ab, und ihr nasses Haar rahmte das vertraute Gesicht und diese erstaunlichen Augen ein. Ein Grunzen hinter ihm veranlasste Petr, sich umzudrehen, und er sah den angewiderten Ausdruck auf Jesups Gesicht.
Langsam wandte er sich wieder um, und in dieser Bewegung hatte er eine Erleuchtung. Zu seinem eigenen Erstaunen hatte er irgendwann aufgehört, sie mit denselben Augen wie bei ihrer ersten Begegnung zu betrachten. Obwohl sie sich erst zum dritten Mal begegneten, hatten ihr Geplauder, ihre unübersehbare Intelligenz und ihre militärischen Fähigkeiten sein Bild von ihr geändert. Sie war nicht schön oder auch nur hübsch und würde es auch nie sein. Aber sie hatte es geschafft, seinen anfänglichen Eindruck von hässlich zu ... faszinierend zu verändern.
Diese rauchgrauen Augen.
Ihr sanftes Lächeln verriet ihm, dass sie seine Gefühle gerade vom Gesicht ablas. Und da kein Clanner sein Gesicht sehen konnte, gestattete er sich, das Lächeln kurz zu erwidern.
Das beiderseitige Versprechen einer Zukunft, von der sie beide wussten, dass sie unmöglich war.
Das Donnern setzte leise ein und steigerte sich rapide zu einem Creszendo, das das fahrbare HQ erschütterte. Draußen wurde es kurz taghell, dann allmählich wieder dunkler. Das zweite abhebende Landungsschiff holte sie beide zurück in die Wirklichkeit. In das Hier und Jetzt und die Verantwortung, die sie nicht ignorieren konnten.
»Was hast du für mich?«
»Oh, ein hübsches Hochzeitsgeschenk, Schätzchen. Ein wirklich hübsches Geschenk. Warte einen Moment, ich bin gleich zurück.« Sie glitt in die Nacht wie ein Schatten. Die plötzliche Stille wirkte lauter als der Lärm der Triebwerke des Landungsschiffs.
»Das ...«, brach Jesup das Schweigen nach wenigen Atemzügen, »... ist deine Informationsquelle.« >Schätzchen< hing zwischen
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