Zeit der Jaeger
Leib wieder verschloss und aus der menschlichen Wahrnehmung verschwand.
Gemeinschaft Delta, die Himmelsdurst, ein seit Jahrzehnten an der Gleiter durch die Leere befestigtes, alterndes Landungsschiff der Leviathan-Klasse, erlitt den Hauptschaden. Die meisten Opfer gab es hier, und trotz der mehrfach karbongehärteten Verbindungsstreben barst der Andockring. Das Schiff riss sich teilweise los und wurde während des verzweifelten Ausweichmanövers von seinem Platz gezerrt. Dann schlug es gegen die Druckwelle der Materialisation, deren Gewalt entlang der gesamten Wellenfront Atome zerschmetterte, und wurde vorwärts geschleudert, erreichte für kurze Zeit eine Geschwindigkeit, die es zu seinen besten Zeiten nicht geschafft hatte. Die jahrzehntelange harte Arbeit von Seefuchsingenieuren verhinderte, dass sich das Schiff vollständig losriss, aber es bekam schwere Schlagseite. Menschen und Material wurden im Innern umhergeschleudert. Sie verwandelten sich in Projektile, als wären sie aus einer riesigen Kanone abgefeuert worden, verursachten schwere Schäden im Innern des alten Schiffes und hunderte Opfer. Auch die übrigen Landungsschiffsgemeinschaften und das Frachtschiff selbst wurden beschädigt, aber von den vierhundertdreizehn Verletzungen ereigneten sich über dreihundert in Gemeinschaft Delta, von den siebenundzwanzig Todesfällen neunzehn. Sie hatten alle noch einmal Glück gehabt.
Zum zweiten Mal in ebenso vielen Monaten glitt Petr durch die Korridore der Poseidon. Er schwamm mit der Zielsicherheit des Jägers, ohne die Menschenmenge zur Kenntnis zu nehmen, die ihn umgab. Ignorierte das Fest für die Sinne, das ihn normalerweise faszinierte.
Die Todesgefahr, in der ein beachtlicher Teil seines Aimags geschwebt war, hatte ihm die Augen geöffnet.
Wie bei seiner Erleuchtung Jesup betreffend hatte Petr die unverhohlene Wahrheit seiner Heuchelei erkannt. Eine kleine Ewigkeit war Petr überzeugt gewesen, das Beste für seinen Aimag zu tun.
Doch in Wahrheit hatte er nur für sich selbst gearbeitet.
Dass Aimag Delta unter dieser Leitung eine Blütezeit erlebt hatte, schien ohne Bedeutung. Es war diese Denkweise Shas, die sie hierher geführt hatte. An diesen Augenblick.
Das Ende heiligt die Mittel.
Die Konfrontation mit dem möglichen Untergang eines Großteils von Aimag Delta hatte alle Fassaden und nachträglichen Erklärungen davongefegt. Er konnte die Augen nicht länger vor seiner Selbstsucht verstecken. Davor, als wie selbstverständlich er seine Leute betrachtete. Ihre Wünsche, ihre Sorgen und Ängste, ihre Ehre und Leistungen für den Clan, alles das hatte er beiseite gewischt und ignoriert. Er. Ihr obKhan!
Als er sich jetzt von der letzten Haltestange abstieß und auf das Hauptbüro des saKhans an Bord der Poseidon zuflog, ignorierte er die Menschen um sich herum nicht mehr, weil ihm ihr Respekt zustand, sondern weil er eine Pflicht zu erfüllen hatte, eine Mission.
Es war nur ein kleiner Unterschied, doch der war von großer Bedeutung.
Petr klopfte laut auf die Luke, die sich fast augenblicklich öffnete. Ein eingefallenes Gesicht grüßte ihn. Er hatte saKhan Mikel Sennet noch nie so entsetzt gesehen.
»ObKhan Petr, was hier vorgefallen ist«, sagte er und hielt eine Hand erhoben, wie um einen Schlag abzufangen. Er stockte, sprach weiter. »Ich kann nicht einmal anfangen ...«
»SaKhan«, unterbrach ihn Petr. »Was hier beinahe vorgefallen wäre, war ein Unfall... Aber das ist Vergangenheit. Wir müssen uns jetzt um die Zukunft kümmern. Wir dürfen keine Zeit verlieren, oder unser Clan könnte unwiederbringlich zerfallen.«
Mit diesen Worten riskierte er viel. Man fiel saKhan Sennet nicht ohne eine ausgezeichnete Entschuldigung ins Wort, ganz gleich, wie nahe er einer unabsichtlichen Auslöschung Aimag Deltas gekommen war. Mit wütend funkelnden Augen fragte Sennet: »Wovon redest du?«
»Von obKhan Sha, saKhan. Er ist vor über einer Woche von Adhafera gestartet, und wir verfolgen ihn. Er muss aufgehalten werden.« Petr stand knapp hinter der Luke, und seine Muskeln, die endlose Tage von doppelter Schwerkraft gefoltert worden waren, verlangten nach Ruhe. Nach Schlaf.
Abscheu trat in Sennets Augen und erfasste sein ganzes Gesicht. Eine breite Hand zuckte, wie, um unsichtbaren Schmutz abzuschütteln. »Nicht das schon wieder.« Die Verachtung in seiner Stimme spiegelte den Ausdruck auf seinem Gesicht. »Du bist dieses Risiko aus einer Laune eingegangen? Weil du eine Unfähigkeit vermutetest?
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