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Zeit der Jaeger

Zeit der Jaeger

Titel: Zeit der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randall Bill
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Ich habe noch nie einen solchen
    Fehler begangen, aber du ... ein Konflikttest, hier und jetzt, ist deine einzige Chance, dieses Desaster zu überleben.« Die Lautstärke blieb unverändert, aber seine Stimme wurde hart wie der Endostahl aus einer der vielen Orbitalfabriken des Clans. An derartiger Entschiedenheit konnten Welten zerschellen.
    Petr steckte die peitschenden Worte ohne ein Wimpernzucken ein und ging mit leise scheppernden Magnetstiefeln an saKhan Sennet vorbei zu dessen Schreibtisch. Er griff in einen Beutel an seiner Hüfte und zog den Gefechts-ROM-Speicher und ein kleines Lesegerät hervor. Das Gerät stellte er auf den Schreibtisch, wo es sich hörbar festsaugte. Dann steckte er das Gefechts-ROM der Elementarrüstung hinein, warf einen Schalter um und trat zurück. Er drehte sich nicht zum saKhan um, wollte dessen Überraschung nicht sehen.
    Er hoffte, dass es Überraschung war.
    Petr wagte nicht daran zu denken, was es bedeutet hätte, wenn Sennet nicht überrascht war. An den schnellen und schmerzhaften Tod von der Hand des saKhans, der ihn erwartete, falls er sich geirrt hatte.
    Die Szene lief vor ihm ab. Er hatte sie sich erst ein einziges Mal ansehen können. Sie stellte ein Meisterwerk dar.
    Wagemutig. Brillant. Brutal. Schrecklich und erschreckend.
    Shas Plan enthielt alles, was ein Clan-SeefuchsHändler bewunderte und anstrebte. Hundert Generationen Ausbildung und Fortschritt hatten dieses Er-gebnis geformt. Das schiere Genie des Plans war atemberaubend.
    Aber zugleich war es Hochverrat. Zerstörerisch. Die Zerschlagung all dessen, was Clan Seefuchs ausmachte.
    Als die Aufnahme endete und sich das Gerät automatisch abschaltete, drehte sich Petr langsam um. Einen kurzen Moment kribbelte sein Nacken, als warte er auf den Hieb, der seinem Leben ein abruptes Ende bereitete.
    Entsetzen zeichnete Mikel Sennets Züge in harten Linien nach. Petr stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er hatte die Luft angehalten, ohne sich dessen bewusst zu werden. Obwohl alle Seefüchse es -wie Händler überall - verstanden, ihre wahren Gefühle zu verbergen, konnte Petr nicht glauben, dass diese Reaktion vorgetäuscht war. Dafür war sie zu grundlegend. Sennet war wahrhaft entsetzt.
    Seine Augen fixierten Petr wie lasergesteuerte Landehilfen. In ihren Tiefen stand der ungläubige Schock wie mit 50-Punkt-Lettern geschrieben, noch von der anderen Seite des Zimmers aus deutlich zu lesen. Der Mann wankte regelrecht, suchte nach Halt und schaffte es, dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Er wedelte nutzlos mit Armen und Beinen. Eine unter allen anderen Umständen peinliche Ungeschicklichkeit, die ihm nicht einmal bewusst wurde, so sehr wurde sein Geist davon beansprucht, zu verarbeiten, was er gerade gesehen hatte. Für Feinmotorik blieb einfach kein Platz.
    Nach einer bedeutungsschwangeren Pause voller unterdrückter Wut und Ungläubigkeit brach Petr das Schweigen. »Mein saKhan«, setzte er an: Das war die förmlichste Anrede, die er Khan Sennet gegenüber je benutzt hatte. »Jetzt ist nur noch eine Möglichkeit offen.
    Wir müssen den Khan finden. Wir müssen die uns verfügbare Flotte mobilisieren und uns von einem System zum nächsten seinen vermutlichen Flugweg entlangarbeiten.«
    Sennet fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und nickte langsam. Ein Kind, das mit dem plötzlichen Wissen aus der Dunkelheit zurückkommt, dass es das Licht einschalten kann. Er konnte handeln.
    Petr drängte es nachzusetzen, doch ihm war klar, dass er nicht zu schnell zu weit gehen durfte. Er musste Sennet gestatten, die Situation zu verarbeiten. Selbst zu erkennen, wie groß die Gefahr war, und zu einer Entscheidung zu kommen.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch dann antwortete Sennet. »Pos. Ja. Wir müssen den Khan beschützen.« Er fand wieder Halt, bekam sich erneut in die Gewalt. Brachte seine Gefühle unter Kontrolle und legte die undurchschaubare Händlermaske eines Seefuchses über seine Züge. »Und was wird aus Sha?«, fragte er. Seine Stimme klang wieder so hart wie die Nickeleisenkugel eines Gaussgeschützes, und sein Blick stand ihr in nichts nach.
    Petrs Blick war ebenso wild, seine Stimme ein Vernichtungsurteil. »Ein Scout-Sprungschiff. Mein persönlicher Trinärstern. Er gehört mir.«
    Raumhafen Stewart, New Edinburgh, Lothian, Stewart Präfektur VII, Republik der Sphäre
    24. September 3134
    Eine neue Welt mit neuen Möglichkeiten.
    ObKhan Sha Clarke hatte sich seit Tagen nicht mehr so selbstsicher

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