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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Augenblick habe ich keine Ahnung«, erwiderte er. »Lassen Sie mir zwei Stunden Zeit, vielleicht auch drei, dann finde ich möglicherweise etwas.«
    »Nicht die geringste Ahnung?«
    »Nun ja, ich hatte eine Vermutung«, sagte Stavely. »Aufgrund dessen, was ich über die anderen drei gelesen habe. Der Haken dabei ist nur, dass ich diese Vermutung für abwegig halte.«
    »Was für eine Vermutung?«
    Stavely schüttelte den Kopf. »Später, okay? Und jetzt müssen Sie gehen. Ich will sie aufmachen, und dabei kann ich Sie hier nicht gebrauchen. Wir sollten ihr ein bisschen Intimsphäre zugestehen.«

19
    Sie streiften ihre Kittel, die Handschuhe und Überschuhe an der Tür ab und warfen sie auf einen Haufen, wandten sich erst nach links und dann nach rechts, bis sie durch die
Gänge und Korridore zum Vorderausgang der Pathologie gelangten. Mit forschen Schritten gingen sie den langen Weg zum Hauptgebäude zurück, als ob sie durch die Bewegung an der frischen, kühlen Luft den Geruch nach Farbe und Tod loswerden könnten. Schweigend fuhren sie mit dem Aufzug vier Stockwerke unter die Erde, liefen den schmalen Korridor entlang und traten in den Seminarraum, wo sie Julia Lamarr vorfanden, die allein am Tisch saß und zu dem lautlosen Fernseher aufblickte.
    »Sie sollten doch längst weg sein«, sagte Blake.
    »Irgendwelche Erkenntnisse?«, fragte sie leise. »Von Stavely?«
    Blake schüttelte den Kopf. »Später. Sie sollten nach Hause gehen.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nicht nach Hause gehen kann. Ich muss auf dem Laufenden bleiben.«
    »Aber Sie sind erschöpft.«
    »Wollen Sie etwa sagen, dass ich nichts tauge?«
    Blake seufzte. »Julia, was soll das? Ich muss die Sache regeln. Wenn Sie vor Erschöpfung schlappmachen, nützen Sie mir überhaupt nichts.«
    »Dazu wird es nicht kommen.«
    »Es war ein Befehl, ist Ihnen das klar?«
    Lamarr hob die Hand, als wollte sie abwinken. Harper starrte sie an.
    »Es war ein Befehl«, wiederholte Blake.
    »Und ich habe ihn missachtet«, entgegnete Lamarr. »Was haben Sie nun vor? Wir sollten uns an die Arbeit machen. Wir müssen den Kerl in den nächsten drei Wochen fassen. Das ist nicht viel Zeit.«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Das ist eine Menge Zeit.«
    Harper starrte ihn an.
    »Wenn wir jetzt gleich über sein Motiv sprechen«, sagte er.
    Danach herrschte Stille. Lamarr erstarrte.
    »Ich denke, das Motiv ist klar«, sagte sie mit eisigem Unterton.
    Reacher wandte sich an sie, ruhig und verständnisvoll, versuchte Rücksicht darauf zu nehmen, dass sie innerhalb von zwei Tagen ihre sämtlichen Angehörigen verloren hatte.
    »Für mich nicht«, bemerkte er.
    Lamarr wandte sich zu Blake, als wollte sie ihn um Beistand bitten.
    »Wir dürfen mit dieser Diskussion nicht noch einmal von vorn anfangen«, sagte sie. »Nicht jetzt.«
    »Müssen wir aber«, versetzte Reacher.
    »Das haben wir doch schon hinter uns«, erwiderte sie.
    »Ruhig, Leute!«, rief Blake. »Ganz ruhig. Wir haben drei Wochen Zeit, und wir dürfen nicht einen einzigen Tag mit Streitereien vergeuden.«
    »Wenn Sie so weitermachen wie bisher, ist das Ganze nichts als Zeitverschwendung«, warf Reacher ein.
    Plötzlich lag eine geradezu spürbare Spannung in der Luft. Lamarr starrte auf den Tisch. Blake schwieg. Dann nickte er.
    »Sie haben drei Minuten Zeit, Reacher«, sagte er. »Erklären Sie uns, worauf Sie hinauswollen.«
    »Ihr irrt euch, was sein Motiv angeht«, erklärte Reacher. »Darauf will ich hinaus. Und deshalb sucht ihr an der falschen Stelle.«
    »Das haben wir doch bereits hinter uns«, wiederholte Lamarr.
    »Tja, dann müssen wir’s eben noch mal machen«, sagte Reacher so behutsam wie möglich. »Weil wir den Kerl nämlich nicht finden, wenn wir an der falschen Stelle nach ihm Ausschau halten. Das ist doch logisch, oder?«
    »Müssen wir uns das antun?«, fragte Lamarr.
    »Noch zwei Minuten und dreißig Sekunden«, sagte Blake. »Nennen Sie uns Ihre Gründe, Reacher.«
    Reacher holte tief Luft. »Wir haben es mit jemand zu tun, der sehr gerissen ist, stimmt’s? Sehr, sehr gerissen. Auf eine ganz besondere Art gerissen. Er hat vier Morde begangen, und zwar auf eine ganz bizarre, aufwändige Art und Weise, und er hat nicht die geringste Spur hinterlassen. Er hat nur einen Fehler gemacht, als er den Karton offen ließ. Und das war ein ziemlich unerheblicher Fehler, weil wir dadurch nicht weiterkommen. Wir haben es also mit jemand zu tun, der tausend

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