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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Entscheidungen treffen, auf tausend noch so kleine Einzelheiten achten muss, und das unter ständigem Druck und Stress, aber trotzdem schafft er es. Er hat vier Frauen umgebracht, und bislang wissen wir nicht einmal, wie .«
    »Und?«, wollte Blake wissen. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Auf seine Intelligenz«, erwiderte Reacher. »Es handelt sich um einen ganz speziellen Typ. Er ist praktisch veranlagt, tüchtig, ganz von dieser Welt. Er steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Er plant alles ganz genau, und er ist pragmatisch. Er wird mit jedem Problem fertig. Er ist äußerst rational. Er stellt sich der Realität.«
    »Und?«, sagte Blake erneut.
    »Und ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Haben Sie etwas gegen Schwarze?«
    »Was?«
    »Beantworten Sie einfach die Frage.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Sie sind genauso gut oder schlecht wie jeder andere, nicht?«
    »Klar. Genauso gut oder schlecht.«
    »Was ist mit Frauen? Genauso gut oder schlecht wie jeder andere, ja?«
    Blake nickte. »Klar.«
    »Und was ist, wenn jemand zu Ihnen sagt, dass Schwarze oder Frauen nichts taugen?«
    »Ich würde sagen, dass er Unrecht hat.«
    »Sie würden sagen , dass er Unrecht hat, und Sie wüssten auch, dass er Unrecht hat, weil Sie sich genau darüber im Klaren sind, dass es nicht den Tatsachen entspricht.«
    Blake nickte erneut. »Klar. Und?«
    »Und das entspricht auch meiner Erfahrung. Rassisten haben grundsätzlich Unrecht. Sexisten ebenfalls. Daran gibt es nichts zu rütteln. Es handelt sich um eine von Grund auf irrationale Haltung. Nun denken Sie mal drüber nach. Jemand, der einen Wutanfall kriegt, weil sich Frauen wegen sexueller Belästigung beschweren, hat Unrecht . Jemand, der den Opfern die Schuld gibt, hat Unrecht . Und jemand, der durch die Gegend zieht und sich an den Opfern rächen will, hat völlig Unrecht. Bei dem ist eine Schraube locker. Er tickt nicht ganz richtig. Er ist nicht rational. Er stellt sich nicht der Realität. Er kann es gar nicht. Im Grunde genommen handelt es sich um einen Schwachsinnigen.«
    »Und?«
    »Unser Mann ist aber kein Schwachsinniger. Wir haben uns gerade darauf geeinigt, dass er sehr gerissen ist. Nicht verschroben oder versponnen, sondern schlau und nüchtern, rational, pragmatisch und praktisch veranlagt. Er stellt sich der Realität. Darauf haben wir uns gerade geeinigt.«
    »Und?«
    »Und daher kann es nicht die Wut auf diese Frauen sein, die ihn antreibt. Das geht nicht. Es ist nicht möglich. Man kann nicht nüchtern und schlau sein und gleichzeitig blöde. Man kann nicht rational und irrational zugleich sein. Man kann sich nicht einerseits der Realität stellen und sich andererseits dagegen sperren.«
    Danach herrschte Schweigen.
    »Wir wissen , was er für ein Motiv hat«, sagte Lamarr. »Was könnte es denn sonst sein? Die Opfer sind zu gezielt ausgewählt, als dass es sich um etwas anderes handeln könnte.«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Auch wenn es Ihnen nicht passt, aber mit Ihrer Erklärung für sein Motiv stellen Sie ihn als verrückt hin. Ein Verrückter aber könnte diese Taten nicht begehen.«
    Lamarr biss die Zähne zusammen. Reacher hörte sie knirschen. Sie schüttelte den Kopf. Ihre dünnen Haare, die steif wirkten, wie mit Lack getränkt, bewegten sich kaum.
    »Und was ist sein eigentliches Motiv, Sie Schlauberger?«, fragte sie leise.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Reacher.
    »Sie wissen es nicht? Das meinen Sie doch hoffentlich nicht ernst. Sie stellen meine Sachkenntnis in Frage, wissen aber selbst nicht weiter?«
    »Es dürfte sich um etwas ganz Einfaches handeln. In neunundneunzig von hundert Fällen ist die einfachste Lösung die richtige. Vielleicht sieht das hier bei euch anders aus, aber draußen in der Welt läuft es normalerweise darauf hinaus.«
    Niemand sagte ein Wort. Dann ging die Tür auf, und Poulton kam herein, den Mund zu einem Lächeln verzogen. Das Lächeln verschwand, sobald er die Stimmung im Raum wahrnahm. Schweigend nahm er neben Lamarr Platz und zog einen Stapel heran, als wollte er sich dahinter verschanzen.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Der Schlauberger da will es uns eben erklären. Sie kommen gerade rechtzeitig zum Vortrag unseres Sachverständigen.«
    »Was ist mit dem Schraubenzieher?«, fragte Reacher. »Irgendwelche Erkenntnisse?«
    Poulton lächelte wieder. »Die Deckel wurden mit diesem Schraubenzieher aufgestemmt. Die Materialspuren stimmen genau überein. Aber was soll dieses Gerede über das

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