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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Das kann drei Jahre dauern. Wir haben aber nur drei Wochen Zeit.«
    »Und was soll dann die Farbe?«, wollte Poulton wissen. »Wenn jemand Zeugen beseitigen will, geht er hin und verpasst ihnen mit einer Zweiundzwanziger mit Schalldämpfer einen Kopfschuss. Er schert sich nicht um das andere Zeug. Dieses ganze Ritual deutet auf einen typischen Serienmörder hin.«
    Reacher sah ihn an.
    »Genau«, sagte er. »Eure Vorstellung von seinem Motiv leitet sich aus der Art und Weise ab, wie er tötet. Denkt mal darüber nach. Was hättet ihr denn vermutet, wenn sie alle mit einer gedämpften Zweiundzwanziger per Kopfschuss erledigt worden wären?«
    Poulton erwiderte nichts. Aber sein Blick verriet, dass er nicht überzeugt war. Blake beugte sich vor und legte die Hände auf den Tisch.
    »Wir hätten von Hinrichtungen gesprochen«, entgegnete er. »Aber an unserer Einschätzung hinsichtlich des Motivs hätte sich dadurch nichts geändert.«
    »Nein, seid mal ehrlich«, sagte Reacher. »Ich glaube, ihr wärt ein wenig aufgeschlossener gewesen. Ihr hättet das Netz ein bisschen weiter ausgeworfen. Natürlich hättet ihr auch die sexuelle Belästigung als Tatmotiv in Betracht gezogen,
aber andere Dinge ebenso. Gewöhnlichere Dinge. Wenn sie mit einem Kopfschuss umgebracht worden wären, hättet ihr meiner Meinung nach auch einen der üblichen Gründe ins Auge gefasst.«
    Blake saß unschlüssig da und schwieg, was auf ein Eingeständnis hinauslief.
    »Ein Schuss in den Kopf ist irgendwie üblich , stimmt’s?«, sagte Reacher. »In eurem Gewerbe jedenfalls. Ihr hättet also auch nach den üblichen Motiven gesucht. Zum Beispiel, dass jemand Zeugen eines Verbrechens beseitigen will. Wenn sie durch einen Schuss in den Kopf getötet worden wären, würdet ihr euch in diesem Augenblick sämtliche Schiebereien und schwarzen Geschäfte bei der Army vornehmen und Ausschau nach einem Killer halten, der darin verwickelt ist. Aber der Kerl hat euch mit seinem Brimborium, diesem ganzen bizarren Blödsinn davon abgelenkt. Er hat sein wahres Motiv kaschiert. Er hat es verschleiert. Getarnt. Er hat euch aufs Glatteis geführt, euch zu dieser abwegigen Psychologie verleitet. Er hat euch manipuliert, weil er so gerissen ist.«
    Blake schwieg weiter.
    »Allzu sehr anstrengen musste er sich dabei allerdings nicht«, meinte Reacher.
    »Das ist doch reine Spekulation«, versetzte Blake.
    Reacher nickte. »Selbstverständlich. Ich habe doch gesagt, es ist nur eine Vermutung. Aber genau das macht ihr doch hier unten, oder? Ihr hockt den ganzen Tag herum, wetzt euch den Hosenboden ab und verlasst euch auf Vermutungen, Spekulationen und halbgare Ideen.«
    »Das ist Unsinn«, warf Blake ein.
    Reacher nickte erneut. »Ja, vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht handelt es sich um jemand bei der Army, der mit irgendwelchen Schiebereien dicke Kohle macht, und diese Frauen wussten darüber Bescheid. Und nun nutzt er aus, dass sie sich wegen sexueller Belästigung beschwert haben,
treibt allerlei Hokuspokus und stellt es so hin, als ob ein Psychopath umgeht. Er wusste, dass ihr euch sofort darauf stürzt. Er wusste, dass er euch dazu verleiten kann, an der falschen Stelle zu suchen. Weil er so gerissen ist.«
    Schweigen.
    »Ihr seid dran«, sagte Reacher.
    Immer noch Stille.
    »Julia?«, fragte Blake.
    Nach wie vor Schweigen. Dann nickte Lamarr langsam. »Es wäre eine Möglichkeit. Vielleicht sogar mehr als nur eine Möglichkeit. Könnte durchaus sein, dass er Recht hat. Ich finde, wir sollten dem unverzüglich nachgehen, mit vollem Einsatz, und nicht noch mehr Zeit vergeuden.«
    Wieder kehrte Stille ein.
    »Aber er irrt sich«, widersprach Poulton.
    Er blätterte in seinen Papieren herum.
    »Er irrt sich in Bezug auf Caroline Cooke!«, rief er laut. »Sie war beim Planungsstab der Nato. Auf einem hohen Verwaltungsposten. Mit Waffen, Nachschublagern oder Feldzeugmeistern hatte sie nicht das Geringste zu tun.«
    Reacher schwieg. Dann wurde die Tür aufgerissen, und Stavely kam aufgeregt hereingestürmt, als wäre er in höchster Eile. Er trug einen weißen Laborkittel, und seine Unterarme waren stellenweise mit grüner Farbe verschmiert. Lamarr starrte auf die Flecken und wurde weißer als sein Kittel. Sie blickte eine ganze Weile darauf, schloss dann die Augen und schwankte, als fiele sie jeden Moment in Ohnmacht. Sie hielt sich an der Tischplatte fest.
    »Ich möchte jetzt nach Hause gehen«, sagte

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