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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Radio herum, bis er einen Verkehrssender fand und ihm eine Frauenstimme mitteilte, wie lange sie sich gedulden mussten. Etwa vierzig bis fünfundvierzig Minuten. Zu Fuß bräuchte er halb so lang, und genau danach war ihm auch zumute.
    Im Schritttempo krochen sie tief unter dem Hudson voran. Vierzig Meilen weiter flussaufwärts lag sein Grundstück. Er saß da und schritt es noch einmal in Gedanken ab, überprüfte seine Entscheidung. Ein schöner Garten, soweit ein Garten überhaupt schön sein kann. Mit Sicherheit fruchtbar. Ehe man sich versah, war das Gras schon wieder einen halben Meter hoch gewachsen. Dazu gab es allerhand Bäume. Ahornbäume, die prächtig ausgesehen hatten, als der Herbst anbrach. Zedern in kleinen Gruppen, die Leon offenbar selbst gepflanzt hatte, da sie fachkundig auf dem ganzen Grundstück verteilt waren. Die Ahornbäume warfen ihre Blätter ab, und von den Zedern fielen kleine rote Beeren. Wenn das Laub abgefallen war, hatte man freie Sicht auf das gegenüberliegende Flussufer. West Point war dort drüben, und West Point hatte in Reachers Leben eine wichtige Rolle gespielt.
    Aber er war nicht der Typ, der in Erinnerungen schwelgt. Wenn man eine Landstreichernatur ist, blickt man nicht zurück, sondern schaut nach vorn. Er war fest davon überzeugt, dass er vor allem deshalb nach vorn schaute, weil er
etwas Neues suchte. Orte, an denen er noch nie gewesen war, Dinge, die er nie gesehen hatte. Und obwohl er im Lauf seines Lebens schon in der ganzen Welt herumgekommen war, hatte er das Gefühl, eine Menge versäumt zu haben. Wenn man beim Militär dient, nimmt man seine Umgebung nur mit einer Art Tunnelblick wahr. Dabei gäbe es ringsum so viel zu entdecken. Jetzt wollte er das tun, kreuz und quer durch die Welt ziehen, wann immer ihm danach zumute war, egal, wohin.
    Doch mit einem festen Wohnsitz war das nicht möglich. Er hatte also die richtige Entscheidung getroffen. Er sagte sich vor: Verkauf das Haus. Das Haus ist ausgeschrieben. Das Haus steht zum Verkauf. Das Haus ist verkauft. Er murmelte es vor sich hin und hatte mit einem Mal das Gefühl, als fiele eine schwere Last von ihm ab. Es war nicht nur die unmittelbare Belastung, die er loswurde – keinerlei Kopfzerbrechen mehr, dass die Rohre lecken könnten, keine Rechnungen mehr, keine Ölkosten oder Versicherungsbeiträge. Es war eine regelrechte Erlösung. Als stünde er endlich wieder mit beiden Beinen mitten im Leben, ohne jede Bürde. Er war wieder frei, bereit zum Aufbruch, so als ginge plötzlich eine Tür auf, und die Sonne schien herein. Er lächelte vor sich hin, während er mit Harper durch den dunklen Tunnel kroch.
    »Genießen Sie das hier etwa?«, fragte sie.
    »Die schönste Strecke meines Lebens«, erwiderte er.
     
    Du wartest und liegst auf der Lauer, Stunde um Stunde. Du bist eben ein Perfektionist, wie es keinen zweiten gibt. Aber du musst weiter auf der Hut, dir völlig sicher sein. Und inzwischen bist du dir sicher, dass sich der Cop da unten nicht von der Stelle bewegt. Du überlegst dir, ob du ihn dir womöglich schnappen solltest, morgen früh vielleicht, kurz vor acht, um danach an seiner Statt zum Dienst anzutreten. Du könntest eine Zeit lang im Wagen sitzen bleiben, dann
an Scimecas Tür klopfen, als ob du müsstest. Du denkst einen Moment lang darüber nach und verwirfst den Gedanken natürlich. Seine Uniform würde dir nicht passen. Und außerdem müsstest du bei der Wachablösung um acht ein paar Worte mit dem FBI-Mann wechseln. Er würde auf Anhieb merken, dass etwas nicht stimmt. Schließlich gibt ’ s hier nicht allzu viele Polizisten – hier kann man sich nicht in der schieren Masse verstecken wie in New York oder Los Angeles.
    Du musst also entweder dafür sorgen, dass sich der Cop verzieht, oder zusehen, wie du an ihm vorbeikommst. Zunächst spielst du eine Zeit lang mit dem Gedanken, ihn abzulenken. Womit könntest du ihn von dort weglocken? Vielleicht durch einen schweren Autounfall unten an der Straßenkreuzung. Durch einen Brand in der Schule womöglich. Aber soweit du weißt, gibt es in der Ortschaft keine Schule. Du hast die gelben Busse in Richtung Portland fahren sehen. Die Schule befindet sich also möglicherweise in einem anderen Bezirk. Und ein Autounfall lässt sich nicht so ohne weiteres bewerkstelligen. Du darfst jedenfalls auf keinen Fall darin verwickelt sein. Wie also willst du das deichseln?
    Vielleicht mit einer Bombendrohung. Aber wo soll die Bombe versteckt sein? Im

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