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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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unzähligen Händen glatt gewetzt und schmutzig.
    Neben dem Barkeeper, der hinter dem Tresen stand, hielten sich acht Gäste in dem Raum auf, ausnahmslos Männer, und jeder hatte ein Bierglas vor sich stehen. Alle starrten die Neuankömmlinge an. Keiner von ihnen schien Soldat oder auch nur fürs Militär geeignet zu sein. Die einen waren zu alt, die anderen zu schwammig, ein paar hatten lange, schmutzige Haare. Ganz gewöhnliche Arbeiter. Vielleicht auch arbeitslos. Aber alle verhielten sich feindselig, schwiegen, als wären sie mitten im Gespräch gestört worden, und stierten sie an, als wollten sie Reacher und Harper einschüchtern.
    Reacher ließ den Blick über sie schweifen, musterte jeden Einzelnen lang genug, um ihm klar zu machen, dass er nicht beeindruckt war, aber wiederum nur so kurz, dass sie nicht auf die Idee kamen, er könnte etwas von ihnen wollen. Dann ging er zur Bar und rückte Harper einen Hocker zurecht.
    »Was gibt’s vom Fass?«, fragte er den Barkeeper.
    Der Typ trug ein ungewaschenes Oberhemd ohne Kragen. Abnäherfalten auf der Brust, die sich neben der Knopfleiste nach unten zogen. Er hatte ein Geschirrtuch über der Schulter hängen, war um die Fünfzig, ziemlich korpulent und grau im Gesicht. Er gab keine Antwort.
    »Was schenken Sie aus?«, fragte Reacher noch mal.
    Schweigen.
    »Hey, sind Sie taub?«, rief Harper.
    Sie saß halb auf dem Hocker, hatte den einen Fuß am Boden, den anderen auf der Sprosse stehen, und drehte sich zu ihm um, so dass ihr Jackett vorn aufklaffte. Die Haare hingen ihr offen über den Rücken.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte sie. »Sie geben uns etwas zu trinken, und wir bezahlen Sie dafür. Vielleicht
könnten Sie mit Ihrem Laden was verdienen, wie das so üblich ist, wenn man eine Kneipe führt.«
    Der Typ wandte sich an sie.
    »Ich hab euch hier noch nie gesehn«, stellte er fest.
    Harper lächelte. »Wir sind eben neue Gäste. Aber genau darauf kommt es doch an, wenn man was verdienen will. Man muss zusehen, dass man seinen Gästestamm erweitert, oder? Wenn Sie das richtig anstellen, sind Sie in null Komma nichts der Kneipenkönig von New Jersey.«
    »Was wollt ihr?«, fragte der Typ.
    »Zwei Bier«, antwortete Reacher.
    »Was sonst noch?«
    »Tja, wir genießen bereits die Atmosphäre und den freundlichen Empfang.«
    »Leute wie ihr kehren nicht in meinem Laden ein, wenn sie nicht irgendwas wollen.«
    »Wir warten auf Bob«, meinte Harper.
    »Was für einen Bob?«
    »Einen gewissen Bob mit ganz kurzen Haaren und einem Cadillac DeVille«, sagte Reacher. »Einen Bob von der Army, der jeden Abend um acht hier einkehrt.«
    »Auf den wartet ihr?«
    »Ja, auf den warten wir«, entgegnete Harper.
    Der Typ lächelte. Er hatte gelbe Zähne, zwischen denen etliche Lücken klafften.
    »Tja, da könnt ihr lange warten«, sagte er.
    »Wieso?«
    »Bestellt euch was, dann verrat ich’s euch.«
    »Wir wollen schon seit fünf Minuten etwas bestellen«, versetzte Reacher.
    »Was wollt ihr?«
    »Zwei Bier«, sagte Reacher. »Was zapfen Sie hier?«
    »Bud oder Bud Lite.«
    »Von jedem eins, okay?«
    Der Typ holte zwei Gläser von dem Gestell, das über der
Bar hing, und füllte sie. Ringsum herrschte nach wie vor Schweigen. Reacher spürte, dass acht Augenpaare auf seinen Rücken gerichtet waren. Der Barkeeper stellte die beiden Gläser, auf denen eine etwa zweieinhalb Zentimeter hohe Schaumkrone stand, auf den Tresen, pulte zwei Servietten aus einem Spender und teilte sie aus, als wären es Spielkarten. Harper zückte ihre Brieftasche und legte einen Zehner zwischen die beiden Gläser.
    »Behalten Sie das Wechselgeld«, sagte sie. »Wieso können wir lange auf Bob warten?«
    Der Typ lächelte erneut und nahm den Zehner, faltete ihn zusammen und steckte ihn in die Tasche.
    »Weil Bob im Knast sitzt, soweit ich weiß«, erwiderte er.
    »Weshalb?«
    »Hat was mit der Army zu tun«, meinte der Typ. »Ich weiß nichts Näheres und will es auch gar nicht wissen. Nichts für ungut, Miss, aber so läuft das nämlich, wenn man hier in der Gegend eine Kneipe führt, und nicht so, wie Sie sich das vorstellen.«
    »Was ist passiert?«, fragte Reacher
    »Die Militärpolizei ist reingekommen und hat ihn sich geschnappt, hier im Lokal.«
    »Wann?«, fragte Reacher
    »Sechs Mann mussten die aufbieten, um ihn zu überwältigen. Haben einen Tisch zertrümmert. Ich hab grade einen Scheck von der Army gekriegt. Direkt aus Washington. Vom Pentagon. Mit der Post.«
    »Wann war

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