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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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rasch näher kam. Der Mann lief flott, marschierte regelrecht auf ihn zu.
    Etwa einen Meter vor dem rechten Scheinwerfer des Streifenwagens blieb er auf dem Gehsteig stehen und blickte hinauf zu Scimecas Haus. Der Polizist ließ das Fenster auf der Beifahrerseite herunter. Er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Einen Einheimischen hätte er einfach angeherrscht und zu sich zitiert. Aber hier hatte er es mit einem Geistlichen zu tun, einem Colonel zumal. Einem Gentleman also.
    »Entschuldigen Sie bitte?«, rief er.
    Der Colonel sah sich um, kam zum Wagen, bückte sich, legte eine Hand auf das Autodach und die andere auf den Fensterrahmen, zog den Kopf ein und schaute ins Innere.
    »Officer«, sagte er.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Cop.
    »Ich möchte der Dame des Hauses eines Besuch abstatten«, sagte der Geistliche.
    »Sie ist zurzeit nicht zu Hause«, erwiderte der Cop. »Außerdem sind wir hier an einem Einsatzort.«
    »Einem Einsatzort?«
    »Sie steht unter Bewachung. Den Grund darf ich Ihnen nicht verraten. Aber ich muss Sie darum bitten, in den Wagen zu steigen und sich auszuweisen.«
    Der Colonel zögerte einen Moment. Dann richtete er sich auf, öffnete die Beifahrertür, quetschte sich auf den Sitz und schob die Hand in seine Jacke. Holte eine Brieftasche heraus, entnahm ihr einen abgewetzten Wehrpass und reichte ihn dem Polizisten. Der Cop studierte ihn und betrachtete
das Foto, verglich es mit dem Gesicht des Mannes, der neben ihm saß. Dann gab er ihn zurück und nickte.
    »Okay, Colonel«, meinte er. »Sie können hier drin warten, wenn Sie wollen. Ich glaube, draußen ist es ziemlich kalt.«
    »So ist es«, entgegnete der Colonel, obwohl der Cop feststellte, dass er leicht schwitzte. Vermutlich von dem flotten Marsch bergauf, dachte er.
     
    »Ich komme nicht weiter«, sagte Harper.
    Die Maschine befand sich im Sinkflug. Reacher spürte es in den Ohren. Er bemerkte es auch an den scharfen Kurven, die sie flog. Der Pilot war beim Militär, deshalb setzte er das Seitenruder ein. Zivilpiloten verzichten zumeist darauf; denn wenn man mit dem Seitenruder steuert, kippt die Maschine jäh weg, wie ein Auto, das ins Schleudern gerät. Fluggäste finden das äußerst unangenehm. Deshalb erhöhen Zivilpiloten die Schubkraft der Triebwerke auf der einen Seite und nehmen sie auf der anderen zurück, wenn sie eine Kurve fliegen, damit die Maschine ruhig in der Luft liegt. Aber Militärpiloten scheren sich nicht um das Wohlbefinden ihrer Passagiere. Schließlich haben sie keinen Flugschein erworben.
    »Denken Sie an Poultons Bericht aus Spokane«, sagte er.
    »Was ist damit?«
    »Das ist der Schlüssel. Riesengroß und nahe liegend.«
     
    Sie bog von der Hauptstraße erst nach links und dann nach rechts in ihre Straße ab. Der Cop stand wieder vor der Einfahrt. Irgendjemand saß neben ihm auf dem Beifahrersitz. Sie hielt an und setzte den Blinker, hoffte, dass er den Wink verstand und sie vorbeiließ. Doch stattdessen öffnete er die Tür und stieg aus, als müsste er mit ihr reden. Mit steifen Schritten kam er näher. Sie öffnete das Fenster, worauf er sich hineinbeugte und einen Blick auf die Einkaufstüten auf dem Rücksitz warf.
    »Haben Sie alles bekommen, was Sie brauchen?«, fragte er.
    Sie nickte.
    »Keinerlei Vorfälle?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Da drüben ist jemand, der Sie sprechen möchte«, sagte er. »Ein Militärgeistlicher, von der Army.«
    »Der Mann, der in Ihrem Wagen sitzt?«, fragte sie, als wollte sie nur etwas sagen.
    »Irgendein Colonel«, meinte der Polizist. »Sein Ausweis ist in Ordnung.«
    »Schicken Sie ihn weg«, sagte sie.
    Der Cop war verdutzt.
    »Er ist extra aus Washington gekommen«, entgegnete er. »In seinem Ausweis steht, dass er dort stationiert ist.«
    »Ist mir doch egal, wo er stationiert ist. Ich möchte nicht mit ihm sprechen.«
    Der Cop schwieg. Warf nur einen Blick zurück. Der Colonel zwängte sich gerade aus dem Wagen. Dann kam er auf sie zu. Scimeca ließ den Motor laufen, öffnete die Tür und stieg aus. Blieb neben ihrem Auto stehen, zog der Kälte wegen ihre Jacke enger um den Körper und wartete.
    »Rita Scimeca?«, fragte der Feldgeistliche, als er nah genug war.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich wollte mich überzeugen, ob mit Ihnen alles in Ordnung ist?«
    »In Ordnung?«, wiederholte sie.
    »Ob Sie alles gut überstanden haben«, sagte er. »Nach dem Vorfall.«
    »Dem Vorfall?«
    »Nach dem Übergriff.«
    »Und wenn dem nicht so

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