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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sind die so verzweifelt? Wozu die Drohungen?«
    »Eine alte Geschichte«, sagte er. »Du weißt doch, wie das ist. Jeder kämpft gegen jeden. Blake hat das gesagt. Und es stimmt. Quantico könnte in Flammen stehen, und kein MP der US-Army würde auch nur reinpissen. Wegen Vietnam und dem, was da passiert ist. Dein Vater könnte dir alles ganz genau erzählen. Er hat’s am eigenen Leib erfahren.«
    »Was ist denn in Vietnam passiert?«
    »Es gab da eine Faustregel. Für Drückeberger war das FBI zuständig, wir haben uns die Deserteure vorgenommen. Das sind zwei verschiedene Paar Stiefel, stimmt’s? Und wir wussten, wie wir mit den Deserteuren umgehen mussten. Ein paar sind im Bau gelandet, aber manche haben wir auch mit Samthandschuhen angefasst. Sie fanden den Dschungelkrieg alles andere als lustig, und bei den Musterungsstellen herrschte damals nicht grade Hochbetrieb. Deshalb hat die MP diejenigen, die halbwegs was taugten, beruhigt und zurückgeschickt. Aber in neun von zehn Fällen hat sie das FBI auf dem Weg zum Flughafen trotzdem festgenommen. Hat die MP schier zum Wahnsinn getrieben. Hoover war unerträglich. Das war vielleicht ein Kompetenzgerangel, ein Revierkampf, wie du ihn noch nicht erlebt hast. Mit dem Ergebnis, dass ein vollkommen vernünftiger Mann wie Leon nichts mehr mit dem FBI zu schaffen haben wollte. Er nahm keine Anrufe mehr entgegen, hat sich nicht den Deut darum geschert, deren Post zu beantworten.«
    »Ist das immer noch so?«
    Er nickte. »Öffentliche Institutionen haben ein gutes Gedächtnis. Das ist, als ob es gestern gewesen wäre. Nie vergeben, nie vergessen.«
    »Obwohl Frauen in Gefahr sind.«
    Er zuckte die Achseln. »Keiner hat behauptet, dass man in öffentlichen Ämtern logisch denkt.«
    »Sie brauchen also wirklich jemanden?«
    »Wenn sie irgendwie weiterkommen wollen, ja.«
    »Aber warum dich?«
    »Dafür gibt’s genug Gründe. Ich hatte mit ein paar dieser Fälle zu tun, mich konnten sie aufspüren, ich hatte einen so hohen Dienstrang, dass ich weiß, wo man gewisse Sachen suchen muss, hoch genug jedenfalls, dass mir der eine oder andere der Nachfolgegeneration noch einen Gefallen schuldig sein könnte.«
    Sie nickte. »Und wenn man das alles zusammennimmt, meinen sie es vermutlich ernst.«
    Er schwieg.
    »Was wollen wir also tun?«
    »Wir könnten zweigleisig denken?«
    »Wie?«
    »Du könntest mit mir kommen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das würden sie nicht akzeptieren. Aber ich kann ohnehin nicht. Ich muss zur Arbeit. Die Entscheidung über die Partnerschaft steht an.«
    Er nickte. »Wir könnten es auch anders regeln.«
    »Okay, wie?«
    »Ich könnte Petrosian aus dem Verkehr ziehen.«
    Sie starrte ihn an. Sagte nichts.
    »Die Drohung zieht nicht mehr«, meinte er. »Sie haben keinen Trumpf mehr in der Hand.«
    Sie blickte zur Decke und schüttelte erneut den Kopf.
    »Wir haben in der Kanzlei so eine Sache«, sagte sie. »Die so genannte Was-sonst-noch-Regel, wie wir’s bezeichnen. Angenommen, wir haben es mit jemandem zu tun, der Bankrott gegangen ist. Manchmal wühlen wir ein bisschen herum und stellen fest, dass er noch irgendwo Vermögenswerte besitzt, die er uns verschwiegen hat. Er will uns hinters Licht führen. Folglich fragen wir uns zuallererst, was macht er sonst noch? Was hat er sonst noch?«
    »Und?«
    »Und ich frage mich, was die wirklich wollen? Möglicherweise
geht es überhaupt nicht um die Frauen, sondern um Petrosian. Er ist vermutlich ein gerissener, aalglatter Typ. Vielleicht können sie ihm nichts anhängen. Haben keinerlei Beweise, keine Zeugen. Und vielleicht benutzt Cozo Blake und Lamarr nur, um dich dazu zu bringen, dass du dir Petrosian vorknöpfst. Sie haben ein Profil von dir erstellt, stimmt’s? Dich psychologisch ausgelotet? Sie wissen, wie du denkst. Sie wissen, wie du reagierst. Sie wissen, dass du sofort losziehst, wenn sie Petrosian auf mich ansetzen, und ihn dir kaufst. Dann ist er von der Straße weg, und zwar ohne Gerichtsverhandlung, bei der sie vermutlich ohnehin als Verlierer hervorgehen würden. Und keine Spur führt zum FBI zurück. Vielleicht wollen sie dich als Mörder einsetzen. Wie eine Art Lenkrakete oder so was Ähnliches. Die ziehen dich auf, und du gehst hoch.«
    Er schwieg.
    »Aber vielleicht geht’s auch um etwas Anderes«, fuhr sie fort. »Der Typ, der diese Frauen umbringt, scheint ebenfalls ziemlich gerissen zu sein, oder? Nirgendwo irgendwelche Spuren. Klingt so, als ob es ziemlich schwierig werden

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