Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
zigmal gefährlicher.«
    Sie nickte. »Rein statistisch ist mir das alles klar.«
    »Es handelt sich also um eine Art irrationale Angst«, sagte er.
    »Vermutlich«, entgegnete sie.
    Danach herrschte Schweigen. Nur der Motor summte vor sich hin.
    »Gibt’s beim FBI viele Agenten mit irrationalen Ängsten?« , wollte er wissen.
    Sie ging nicht darauf ein. Errötete nur leicht. Er saß seinerseits schweigend da, schaute nach vorn auf die Straße. Irgendwann kam er sich mies vor, weil er sie so getriezt hatte. Sie stand unter Druck, in mehrfacher Hinsicht.
    »Die Sache mit Ihrer Schwester tut mir Leid«, begann er.
    »Wieso?«, fragte sie. »Tja, ich kann mir vorstellen, was für Sorgen Sie sich um sie machen.«
    Sie wandte den Blick nicht von der Straße. »Hat Ihnen Blake das erzählt? Als ich Kaffee gekocht habe?«
    »Er hat es erwähnt.«
    »Genau genommen, ist sie meine Stiefschwester«, sagte sie. »Und wenn ich mir ihretwegen Sorgen mache, dann nur aus beruflichen Gründen, okay?«
    »Klingt so, als ob Sie nicht allzu gut miteinander auskämen.«
    »Aha? Wieso das? Sollte ich etwa besonders betroffen sein, weil mir eines der potenziellen Opfer persönlich nahe steht?«
    »Von mir haben Sie das erwartet. Sie sind davon ausgegangen, dass ich bereit wäre, Amy Callan zu rächen, weil ich sie kannte und weil ich sie mochte.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das war Blakes Idee. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie ohnehin betroffen wären, obwohl man das in Ihrem Fall eigentlich nicht erwarten durfte, weil Sie genau dem Täterprofil entsprechen.«
    »Ihr Profil haut nicht hin. Je früher Sie das einsehen, desto eher fassen sie den Kerl.«
    »Was verstehen Sie den von Profiling?«
    »Nicht das Geringste. Aber ich habe diese Frauen nicht umgebracht, und ich wäre auch nicht dazu fähig. Deshalb verschwenden Sie nur Ihre Zeit, wenn Sie sich auf jemand wie mich versteifen. Weil ich nämlich genau der falsche Typ bin. Spricht einiges dafür, stimmt’s? Wenn man sich an die Fakten hält.«
    »Mögen Sie Fakten?«
    Er nickte. »Jedenfalls lieber als irgendwelchen Blödsinn.«
    »Okay, dann probieren Sie’s mal mit folgenden Fakten«, sagte sie. »Ich habe gerade in Colorado einen Mörder überführt, ohne dass ich auch nur einmal dagewesen bin. Eine Frau wurde vergewaltigt und ermordet, in ihrem Haus, mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen. Sie lag auf dem Rücken, hatte ein Tuch über dem Gesicht. Ein Sexualverbrechen, offenbar aus der Situation heraus im Affekt begangen. Kein Hinweis auf ein gewaltsames Eindringen, keinerlei Schäden oder Verwüstungen im Haus. Die Frau war klug, jung und hübsch. Ich habe daraus geschlossen, dass es sich bei dem Täter um einen Einheimischen handeln müsste, einen älteren Mann, der das Opfer kannte,
nicht weit weg wohnt, schon oft in dem Haus gewesen ist, das Opfer sexuell anziehend fand, aber entweder unfähig oder zu verklemmt war, um das entsprechend kundzutun.«
    »Und?«
    »Ich gab das Profil durch, und die dortige Polizei nahm innerhalb einer Stunde einen Verdächtigen fest. Er gestand augenblicklich.«
    Reacher nickte. »Es war ein Gelegenheitsarbeiter. Er hat sie mit seinem Hammer umgebracht.«
    Zum ersten Mal seit dreißig Minuten wandte sie den Blick von der Straße ab. Sie starrte ihn an. »Das können Sie unmöglich wissen. Es stand hier nirgendwo in der Zeitung.«
    Er zuckte die Achseln. »Eine Vermutung aufgrund gewisser Tatsachen. Das Tuch über dem Gesicht deutet darauf hin, dass sie einander kannten, er sich schämte und sie deshalb nicht unbedeckt liegen lassen wollte. Vermutlich machte ihm sein Gewissen zu schaffen, so als ob sie ihn aus dem Jenseits betrachtete oder so ähnlich. Dieses halb unterbewusste Verhalten weist auf einen niedrigen IQ hin. Dass er sich weder gewaltsam Zutritt verschafft noch irgendwelche Verwüstungen angerichtet hat, heißt, dass er mit der Örtlichkeit vertraut war. Er war vorher schon oft dagewesen. Das lässt sich leicht ausrechnen.«
    »Inwiefern leicht?«
    »Was für ein Typ mit einem niedrigen IQ könnte denn vorher schon öfter bei einer klugen und hübschen jungen Frau gewesen sein? Es musste ein Gärtner oder ein Gelegenheitsarbeiter sein. Ein Gärtner vermutlich nicht, weil die meist draußen arbeiten und zu zweit anrücken. Folglich kam ich auf einen Gelegenheitsarbeiter, der wahrscheinlich verrückt nach ihr war. Eines Tages hält er’s nicht mehr aus, macht ihr einen unbeholfenen Antrag, worauf sie peinlich berührt ist, ihn

Weitere Kostenlose Bücher