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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Schrittes den Fußweg entlangliefen, flackerten nach und nach die Lampen links und rechts des Pfades auf. Sie setzten sich an einen Tisch für zwei Personen im hinteren Teil der Cafeteria und aßen zu Abend. Draußen herrschte bereits finstere Nacht, als sie zum Hauptgebäude zurückkehrten. Sie fuhren mit dem Aufzug nach oben, wo sie die Tür zu seinem Zimmer aufschloss.
    »Danke für die Anregung«, sagte sie.
    Er schwieg.
    »Und vielen Dank für den Nachhilfeunterricht im Schießen«, fügte sie hinzu.
    Er nickte. »War mir ein Vergnügen.«
    »Das war nicht schlecht.«
    »Ein alter Master Sergeant hat mir das beigebracht.«
    Sie lächelte. »Nein, nicht die Schusstechnik. Die Anleitung.«
    Wieder nickte er, dachte daran, wie sie sich mit dem Rücken an seine Brust gelehnt, die Hüfte an ihn gedrückt hatte, an das Gefühl, als er den Duft ihrer Haare wahrgenommen hatte.
    »Zeigen ist immer besser als Erklären«, sagte er.
    »Unübertrefflich«, erwiderte sie.
    Sie schloss die Tür und ging.

14
    Er wachte früh auf, noch vor Tagesanbruch, stand in ein Handtuch gehüllt am Fenster und schaute hinaus in die Dunkelheit. Es war wieder kalt. Er duschte und rasierte sich. Das vom FBI zur Verfügung gestellte Shampoo war halb leer. Er zog sich neben dem Bett an, holte seinen Mantel aus dem Kleiderschrank und hängte ihn sich um. Huschte noch mal ins Badezimmer und verstaute seine Zahnbürste in der Innentasche. Nur für den Fall, dass heute sein Tag gekommen war.
    Er setzte sich aufs Bett, wickelte sich wegen der Kälte in den Mantel und wartete auf Harper. Doch es war nicht Harper, die vor ihm stand, als die Tür sich öffnete, sondern Poulton. Er blickte ihn mit betont ausdrucksloser Miene an. Bei Reacher regte sich ein leises Triumphgefühl.
    »Wo ist Harper?«, fragte er.
    »Abgezogen.«
    »Hat sie mit Blake geredet?«
    »Gestern Abend.«
    »Und?«
    Poulton zuckte die Achseln. »Nichts und.«
    »Geht ihr nicht auf meine Anregung ein?«
    »Sie sind nicht dazu da, um uns Anregungen zu geben.«
    Reacher nickte. »Okay. Bereit fürs Frühstück?«
    Poulton nickte ebenfalls. »Klar.«
    Die Sonne ging auf und färbte den Himmel im Osten rot. Nirgendwo war eine Wolke zu sehen. Kein Regen. Kein Wind. Der kurze Fußmarsch in der Morgendämmerung war angenehm. Auf dem Gelände herrschte wieder mehr Betrieb – Montagmorgen, der Beginn einer neuen Woche. Blake saß am üblichen Tisch in der Cafeteria, drüben am Fenster. Lamarr leistete ihm Gesellschaft. Sie trug eine schwarze Bluse anstelle der cremefarbenen, die sie gewöhnlich
anhatte. Die war leicht verblichen, so als wäre sie schon oft gewaschen worden. Die Kaffeekanne samt Tassen standen auf dem Tisch, dazu Milch, Zucker und Donuts. Aber nirgendwo lagen Zeitungen herum.
    »Mein Beileid«, sagte Reacher. »Ich habe die Nachricht aus Spokane gehört.«
    Lamarr nickte schweigend.
    »Ich habe ihr angeboten, freizunehmen«, sagte Blake. »Sie hat ein Recht auf Urlaub aus dringenden familiären Gründen.«
    »Sie müssen sich mir gegenüber nicht rechtfertigen«, meinte Reacher.
    »Der Tod gehört zum Leben«, sagte Lamarr. »Das lernt man hier ziemlich schnell.«
    »Gehen Sie nicht zur Beerdigung?«
    Lamarr nahm einen Teelöffel und legte ihn quer über den Zeigefinger, balancierte ihn. Starrte darauf.
    »Alison hat mich nicht angerufen«, sagte sie. »Ich weiß nicht, welche Vorbereitungen sie getroffen hat.«
    »Haben Sie sich nicht bei ihr gemeldet?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich käme mir aufdringlich vor.«
    »Ich glaube, Alison wäre da anderer Meinung.«
    Sie wandte sich unmittelbar an ihn. »Aber ich weiß es einfach nicht.«
    Danach herrschte Schweigen. Reacher drehte eine Tasse um und goss sich Kaffee ein.
    »Wir müssen uns an die Arbeit machen«, sagte Blake.
    »Sie halten nichts von meiner Theorie?«, fragte Reacher.
    »Das ist reines Rätselraten, aber keine Theorie«, entgegnete Blake. »Raten können wir alle, so viel wir wollen. Aber wir können nicht einfach achtzig Frauen links liegen lassen, nur weil wir gern Rätsel raten.«
    »Würden die das überhaupt mitbekommen?«, wollte Reacher wissen.
    Er nahm einen großen Schluck Kaffee und betrachtete die
Donuts. Sie waren hart und verschrumpelt. Stammten vermutlich vom Sonnabend.
    »Sie wollen sich also nicht darauf einlassen?«, fragte er.
    Blake zuckte die Achseln. »Ich habe darüber nachgedacht.«
    »Tja, dann denken Sie mal weiter. Denn die nächste Frau, die stirbt, wird eine von diesen elf sein,

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