Zeit der Rache - Zeit der Liebe
hasse?“
Unmerklich zuckte er die Schultern und nahm den Arm von der Lehne. „Nein, daran erinnere ich mich nicht. Ah, da sind wir ja.“
Der Wagen stoppte vor dem beeindruckenden Gebäude. Es hatte zwei Stockwerke und war ein architektonisches Meisterwerk aus Stein, Glas und Holz. „Das ist in den nächsten zwei Wochen dein Zuhause.“
„Ich wohne hier?“
„Mehr oder weniger. Ich bringe dich in dem Gästehaus am See unter, weil du sicherlich lieber für dich sein möchtest. Dort hast du alles Erdenkliche, was du brauchst. Es gibt sogar ein Arbeitszimmer.“
Dass er sich Gedanken über ihr Wohlbefinden machte, überraschte sie. Genauso wie die Tatsache, dass er sich hier auszukennen schien. „Ist das dein Anwesen?“
„Eins von mehreren, ja.“
Saskia betrachtete die Fassade. „Bescheidenheit ist nicht gerade deine Stärke, stimmt’s?“
„Ich habe mir alles hart erarbeitet.“
„So kann man es wohl auch sehen.“
„ Nur so.“
Daraufhin wandte sie sich zu ihm um. „Wenn du dich dabei besser fühlst“, bemerkte sie eisig.
Alex hatte die Lider gesenkt. „Gerard bringt dich zu deiner Unterkunft. Wenn du deine Sachen ausgepackt hast, komme ich und zeige dir, wo du auf dem Grundstück hingehen darfst und wo nicht. Sagen wir, in zwei Stunden?“
Beinah hätte sie gelacht. Ihre Bedürfnisse kümmerten ihn überhaupt nicht. Ihm lag nicht daran, dass sie ungestört war, sondern er sperrte sie ein. „So lange lässt du mich allein?“
Auf seiner Seite schwang die Tür auf, als wüsste der Chauffeur, dass nun der richtige Zeitpunkt war. Kühle, von Pinienduft erfüllte Luft strömte in den Wagen, und Saskia atmete tief durch.
„In zwei Stunden“, wiederholte Alex, bevor er ausstieg.
„Ich kann es kaum erwarten“, erwiderte sie so leise, dass er es nicht hörte.
Der Chauffeur fuhr los und weiter die von Bäumen gesäumte Auffahrt entlang. Als sie um eine Kurve kamen und Saskia den von schneebedeckten Bergen gesäumten Lake Tahoe erblickte, dessen Wasser in der Sonne funkelte, stockte ihr der Atem.
Am Ufer, zwischen Bäumen eingebettet und von hohen Felsen umgeben, lag ein Gebäude, bei dem es sich um das Gästehaus handeln musste. Ebenfalls aus Naturstein, Holz und Glas erbaut, ähnelte es dem Hauptgebäude und fügte sich wie dieses harmonisch in die Landschaft ein.
Schweigend brachte Gerard ihr Gepäck herein, während sie das Haus erkundete, und zog sich diskret zurück, nachdem er sie gefragt hatte, ob sie noch etwas bräuchte. Man merkte ihm nicht an, ob er öfter Frauen ins Gästehaus brachte. Allerdings war es wahrscheinlicher, dass Alex’ Freundinnen mit ihm unter einem Dach wohnten. Vermutlich quartierte er hier nur Besucher ein, denen er nicht vertraute.
Wie sie zugeben musste, war das Haus jedoch sehr schön. Es verfügte über zwei Schlafzimmer mit eigenen Bädern sowie ein Arbeitszimmer mit Telefon und Internetzugang. So würde sie zu Hause anrufen und ihren Artikel schnell fertigstellen können.
In einem Punkt hatte Alex recht gehabt. Sie fand es gut, dass sie hier ungestört war.
Eine Stunde später hatte Saskia geduscht, sich umgezogen und den Ordner mit ihren besten Porträts herausgesucht, die sie Alex zeigen wollte. Nun legte sie mit Tränen in den Augen den Hörer auf, nachdem sie mit ihrem Vater telefoniert hatte. Er hatte kaum sprechen können, weil er gerade an einer Virusinfektion erkrankt war. Der Schwester vom Pflegedienst zufolge befand er sich allerdings schon auf dem Wege der Besserung.
Saskia war fest entschlossen, ihn so schnell wie möglich aus seiner kalten, feuchten Wohnung herauszubringen und ihm ein gutes Pflegeheim zu suchen. Vielleicht hätte es gar nicht so weit kommen müssen, wenn er nicht so stur gewesen wäre und sich nicht geweigert hätte, zu ihr zu ziehen.
Sie wischte sich die Tränen weg und versuchte, sich gedanklich auf den nächsten Anruf vorzubereiten, der vermutlich nicht viel einfacher sein würde. Nach wenigen Sekunden wurde abgenommen.
„Sir Rodney …“
„Saskia!“, begrüßte ihr Chef sie schroff. „Ihre Fotos sind in allen Zeitungen! Die Vorstandsmitglieder wollen wissen, was los ist. Ich habe ihnen gesagt, dass Sie kein gutes Verhältnis zu Alexander Koutoufides haben, um es Ihnen etwas leichter zu machen. Aber jetzt frisst er Ihnen offenbar plötzlich aus der Hand. Was haben Sie eigentlich vor?“
„Hören Sie bitte zu, Sir Rodney. Es ist nicht so, wie Sie denken …“
„Es ist völlig verrückt. Ich wollte nur
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