Zeit der Rache - Zeit der Liebe
ein Porträt. Stattdessen werden wir eine Einladung zu einer Hochzeit bekommen. Sie tun sich keinen Gefallen, was Ihre Beförderung angeht, nachdem Sie den Auftrag nur widerwillig angenommen haben.“
„Hören Sie bitte zu. Alexander Koutoufides und ich sind nicht verlobt.“
„Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht? Ich dachte, Sie wollten den Posten. Was haben Sie gesagt?“
„Ich sagte, wir sind nicht verlobt. Das Ganze ist nur ein Schwindel.“
„In den Zeitungen steht aber …“
„Sie kennen doch die Presse“, fiel Saskia ihm ironisch ins Wort. „Glauben Sie nichts, was in den Zeitungen steht.“
„Und was ist dann los?“
„Das ist eine lange Geschichte“, vertröstete sie ihn. „Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich an dem Artikel arbeite und Sie ihn so bald wie möglich auf dem Schreibtisch haben.“
„Na gut. Sie wissen ja, was für Sie auf dem Spiel steht. Carmen hat schon das Unmögliche geschafft und Drago Maiolos Einverständnis zu dem Porträt bekommen. Sie müssen sich also beeilen.“
Sie versuchte, die Neuigkeit über den Erfolg ihrer Kollegin zu verarbeiten. Carmen würde es leichter haben, weil ihr Interviewpartner keine Angriffsfläche bot.
„Ich will den Job“, erklärte sie.
„Dann muss ich Ihnen wohl nicht sagen, wie wichtig dieser Auftrag für Sie beide ist“, fuhr der Vorstandsvorsitzende fort. „Nur eine von Ihnen kann befördert werden. Ich möchte, dass Sie alles daransetzen, Carmen auszustechen. Vielleicht können Sie dieses seltsame Arrangement zu Ihrem Vorteil ausnutzen. Meinen Sie, dass diese sogenannte Verlobung Ihnen helfen könnte?“
„Nein“, entgegnete Saskia nachdrücklich. „Wir sind nämlich nicht verlobt. Und ich werde in dem Artikel auch kein Wort darüber schreiben. Je eher es in Vergessenheit gerät, desto besser.“
„Und was ist mit Marla? Gibt es da etwas, woraus sich möglicherweise Profit schlagen lässt? Was für ein Verhältnis haben die beiden zueinander? Wie ist es, wenn man ein erfolgreicher Geschäftsmann ist und so eine wilde Schwester hat? Hat er Angst davor, dass ihre schlechte Presse sich negativ auf seine Firma auswirkt? Der Vorstand möchte, dass Sie es herausfinden. Da muss etwas sein, sonst hätte er die verwandtschaftliche Beziehung nicht so lange geheim gehalten.“
Sie seufzte. „Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Strategie ist, Sir Rodney. Ich habe Marla kennengelernt, und sie scheint noch immer unter den Auswirkungen dieses schrecklichen Artikels in Snap! zu leiden. Außerdem weiß ich nicht einmal, wo sie momentan steckt. Alex tut alles, um sie von mir fernzuhalten.“
„Na, Sie können die Situation am besten einschätzen. Aber Sie müssen bei diesem Auftrag wirklich alle Register ziehen. Carmen will diesen Posten unbedingt, und es sieht so aus, als hätte sie einen großen Vorsprung. Wenn es Ihnen gelingt, Marla in Ihr Porträt einzubeziehen, überholen Sie sie vielleicht.“
Saskia presste die Lippen zusammen und blickte zur Decke, während sie überlegte, was sie antworten sollte. Dieser verdammte Konkurrenzkampf! Nein, aufgeben durfte sie nicht. Denn das hieße, dass Alex ungeschoren davonkommen würde. Sie musste weitermachen, wenn sie den Job haben wollte, und zwar schnell!
Aber warum hatte sie denn ausgerechnet den Kürzeren ziehen müssen, indem man ihr Alexander Koutoufides zuteilte? Vor allem wenn der Vorstand sich in ihre Arbeit einzumischen drohte.
Saskia atmete tief durch. „Ich soll also auch über Marla schreiben? Das wird Alex nicht gern sehen. Er versucht mit allen Mitteln zu verhindern, dass die Presse Kontakt zu ihr aufnimmt.“
„Wer verfasst diesen Artikel?“, hakte Sir Rodney nach. „Sie oder Alexander Koutoufides? Sie können sich nicht davor drücken, schwierige Entscheidungen zu treffen und unangenehme Fragen zu stellen, wenn Sie Chefredakteurin werden wollen.“
Das waren nicht ihre Arbeitsmethoden, und sie gedachte auch jetzt nicht damit anzufangen. Allerdings würde sie das nicht mit Sir Rodney ausdiskutieren, wo er sich ohnehin schon wegen der vermeintlichen Verlobung über sie ärgerte. Aber irgendwie würde sie einen Weg finden müssen, ein hervorragendes Porträt zu verfassen und Carmen auszustechen, ohne sich selbst zu verleugnen.
„Verstehe“, sagte sie. „Und machen Sie sich keine Sorgen. Ich schaffe es. Ich werde das beste Porträt verfassen, das Sie und die anderen Vorstandsmitglieder je gelesen haben.“
„Ich zähle darauf!“, teilte er
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