Zeit der Rache - Zeit der Liebe
richtig Angst. „Worüber?“
„Es heißt, Sie könnten einen Rückzieher machen.“
„Warum sollte ich das tun? Ich habe die letzten zwölf Monate auf die Beförderung hingearbeitet. Wieso sollte ich plötzlich alles hinwerfen?“
„Immerhin ist es ein sehr anspruchsvoller Vollzeitjob, und vielleicht haben Sie ja vor, aus London wegzuziehen und eine Familie zu gründen. Sicher ist Ihnen klar, dass die Stelle sich nicht für jemanden eignet, der nur Teilzeit arbeiten kann oder pendelt. Natürlich wäre es nicht fair, Sie deswegen zu benachteiligen. Aber wir können Sie fragen, ob Sie noch ernsthaftes Interesse daran haben. Wenn nicht, wäre es klüger auszusteigen.“
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Saskia glaubte, sich verhört zu haben.
„Nein, nein, Sir Rodney. Ich habe Ihnen schon alles erklärt. Ich werde nicht heiraten. Alex hat die Verlobung nur vorgetäuscht, um die Presse von Marla abzulenken. Anscheinend mit Erfolg, wenn sogar die Vorstandsmitglieder das glauben.“
„Ich weiß, was Sie gesagt haben.“ Sir Rodney klang alles andere als überzeugt. „Allerdings haben Sie etwas vergessen. Carmen hat Sie zusammen auf dem Ball der Baxter Foundation gesehen und hatte einen ganz anderen Eindruck. Und nun steht in den Zeitungen, Alex hätte verkündet, dass Sie beide so schnell wie möglich heiraten wollten. Man munkelt sogar, dass Sie vielleicht schon ein Baby erwarten.“
Seine Worte ließen sie erstarren. Es gab keinen Zweifel daran, wer diese Gerüchte in die Welt gesetzt hatte. „Hat Carmen Ihnen das erzählt? Sie hat mir nämlich gesagt, sie würde alles daransetzen, den Job zu bekommen. Merken Sie denn nicht, was sie vorhat?“
„Spielt es eine Rolle, woher ich es weiß? Immerhin scheint es die Vermutungen der Vorstandsmitglieder zu bestätigen.“
„Natürlich tut es das! Bitte glauben Sie mir, Sir Rodney. Es wird keine Hochzeit geben! Die Verlobung ist nur eine Farce.“
„Es tut mir leid, Saskia.“ Sir Rodney klang nun ungeduldig. „Mir ist klar, wie viel Ihnen diese Beförderung bedeutet und wie hart Sie darauf hingearbeitet haben. Aber die Vorstandsmitglieder können sich nicht vorstellen, dass ein Mann wie Alexander Koutoufides eine Verlobung nur vortäuscht. Es ergibt einfach keinen Sinn. Sie wollen keine Entscheidung treffen und dann erfahren, dass Sie sich gegen den Job entschieden haben.“
„Das würde ich doch nie tun!“
„Außerdem hat Carmen bereits einen Entwurf eingereicht. Er ist hervorragend – genau das, was wir wollen. Ehrlich gesagt, fragen wir uns, ob es einen Sinn hat, den Wettbewerb weiterlaufen zu lassen.“
„Aber Sir Rodney …“
Ihr Gesprächspartner zögerte einen Moment. „Es tut mir wirklich leid, Saskia. Vielleicht ist es das Beste, wenn der Vorstand Sie bald darüber informiert, dass Sie aus dem Rennen sind.“
Selbst nachdem Sir Rodney aufgelegt hatte, hielt Saskia sich den Hörer weiterhin ans Ohr, weil sie das Gefühl hatte, auf diese Weise noch an ihrem Traum festhalten zu können. Es durfte einfach nicht vorbei sein.
Sie hatte alles darangesetzt, diese Stelle zu bekommen. Sie hatte sich bereit erklärt, einen Artikel über den Menschen zu schreiben, den sie am meisten verabscheute, den Mann, der ihre Familie zerstört hatte und den sie für den schlechten Gesundheitszustand ihres Vaters verantwortlich machte. Sie hatte den Auftrag angenommen, weil die Beförderung für sie die einzige Möglichkeit war, ihrem Vater zu helfen und seine Lebenssituation zu verbessern.
Und trotzdem war es nicht genug. Wieder einmal waren ihre Hoffnungen und Träume wie eine Seifenblase geplatzt.
Und daran war nur ein einziger Mensch schuld.
Der Mann, der ihr gegenübersaß.
Alexander Koutoufides!
Saskia atmete tief durch, bevor sie sich mit dem Stuhl umdrehte und den Hörer auflegte. Sie musste sich den Tatsachen stellen, dass es keinen Ausweg gab, keinen edlen Ritter, der sie retten würde. Das hier war das wirkliche Leben, und sie musste sich selbst helfen.
„Was ist los?“, fragte Alex. „Was ist passiert?“
Als sie ihn ansah, war sie erstaunt über den besorgten Ausdruck in seinen Augen – allerdings nur vorübergehend. Er meinte es nicht so. Sie und vor allem ihr Vater waren ihm egal. Wieder einmal hatte er sie nur benutzt, und es hatte wieder in einer Katastrophe geendet. Carmen Rivers hatte zwar aus allem Profit geschlagen, doch Alex war an allem schuld.
Unfähig, noch länger still zu sitzen, und außer sich vor Wut, sprang Saskia
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