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Zeit der Raubtiere

Zeit der Raubtiere

Titel: Zeit der Raubtiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Klaussmann
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jetzt mal im Ernst. Ich wette zehn zu eins, dass Frank seine Hand unter dem Rock dieses Mädchens hatte.«
    »Dolly!«, zischte Mrs. Smith-Thompson.
    »Sei doch nicht so naiv, Caro. Wir kennen doch alle seinen Hang zum Personal.«
    »Das stimmt«, warf Mr. Pritchard ein. »Dolly hat recht. Frank hat es auch immer alles andere als diskret behandelt.«
    »Das gebe ich zu«, sagte Mr. Smith-Thompson. »Und er kann sehr jähzornig sein. Als ich ihn letzten Sommer beim Rommé-Turnier im Lesezimmer besiegte, dachte ich, er würde mir gleich eins auf die Nase geben.«
    »Falls du glaubst, etwas verpasst zu haben, kannst du gern sofort von mir eins auf die Nase kriegen«, sagte Daisys Vater lachend.
    »Ich finde, ihr seid unfair«, erklärte Mrs. Smith-Thompson. »Mir gegenüber hat sich Frank stets wie ein Gentleman verhalten.«
    Mrs. Pritchard stieß einen prustenden Laut aus.
    »Und was meinst du, Hughes?«, fragte Mr. Pritchard.
    Daisys Vater ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Schließlich sagte er leise, aber bestimmt: »Ich glaube, das Mädchen und er hatten eindeutig etwas miteinander.«
    »Aha«, rief Mrs. Pritchard. »Wusste ich’s doch!«
    »Wie kannst du das mit solcher Bestimmtheit behaupten?«, fragte Daisys Mutter.
    »Weißt du noch, wie ich im Juni da war, um das Boot herzurichten?«
    »Ja …«
    »Also, hinterher bin ich auf einen Drink ins Lesezimmer gegangen.«
    »Tja, so was macht durstig.« Mr. Pritchard lachte.
    »Jetzt lass ihn doch reden, Rory!«, rief Mrs. Pritchard.
    »Als ich so gegen zehn nach Hause ging, kam ich am Hideaway vorbei.«
    »Sag bloß nicht, du bist Stammgast im Hideaway, Hughes«, warf Mrs. Thompson-Smith ein.
    »Das ist lächerlich, Caro«, erklärte Mr. Smith-Thompson. »Niemand, den wir kennen, ist Stammgast im Hideaway.«
    »Du kannst dich beruhigen, Caro, ich habe in meinem ganzen Leben nicht einmal einen Fuß in dieses Etablissement gesetzt«, sagte Daisys Vater. »Ich ging einfach auf dem Heimweg durch die Simpson’s Lane, als vor mir Frank und dieses Mädchen dort herauskamen. Frank sollte nicht merken, dass ich ihn gesehen hatte, deshalb ging ich sofort langsamer und blieb so weit hinter ihnen zurück wie möglich.«
    Die Härchen an Daisys Armen sträubten sich, während sie ihrem Vater lauschte. Sie dachte an Eds Streichhölzer aus dem Hideaway. Und dann blitzte die fleckige Karodecke vor ihr auf, die Frau, die geleeartige violette Masse, die aus ihrem Kopf gelaufen war, und sie musste sich die Hand vor den Mund halten, um wieder ruhiger zu atmen. Sie sah Ed an, aber der stand nur sehr blass da und starrte auf die Tür.
    »Warum hast du mir das nie erzählt?« Daisys Mutter klang schockiert.
    »Das ist ja ungeheuerlich!«, sagte Mrs. Smith-Thompson. »Also, den laden wir nicht mehr zum Essen ein.«
    »Worauf du Gift nehmen kannst«, meinte Mr. Smith-Thompson.
    »Trotzdem, Frank war bestimmt nicht der Einzige«, gab Mrs. Smith-Thompson zu bedenken. »Man weiß doch, wie diese Mädchen sind. Sie wollte sich eben einen dicken Fisch an Land ziehen. Aber eine ganze Menge kleine Fische gab es da mit Sicherheit auch noch.«
    »Das ist gemein.« Daisys Mutter klang verärgert. »Das arme dumme Mädchen hat ihn wahrscheinlich geliebt.«
    Es wurde still.
    »Außerdem geht es doch gar nicht um Frank Wilcox, oder?«, fügte ihre Mutter mit brüchiger Stimme hinzu.
    »Nick hat recht«, sagte Mrs. Pritchard. »Immerhin befindet sich ein Mörder in unserer Mitte.«
    »Schauderhaft«, sagte Mrs. Smith-Thompson, »einfach schauderhaft. Aber …«
    »Ich bin auf dieser Insel aufgewachsen«, unterbrach sie Daisys Mutter. »Genau wie Helena. Wir haben hier geheiratet, Hughes. Hier war immer alles gut … Es hätte nie so kommen dürfen.« Sie schwieg. »Was passiert denn da mit uns?«
    »Nick, meine Liebe«, sagte Mrs. Pritchard, »sie finden bestimmt heraus, wer es war.«
    »Dolly hat recht«, erklärte Mrs. Smith-Thompson. »Und in der Zwischenzeit sollten wir nicht mehr darüber reden, finde ich. Jedenfalls nicht an einem so wunderschönen Abend.«
    »Nein, wir sollten nicht mehr darüber reden.« Daisys Mutter sprach jetzt ein wenig zu laut. »Denn sonst müssten wir ja darüber nachdenken. Darüber nachdenken, mit wem wir da zusammenleben …«
    »Wer möchte noch Wein?«, fragte ihr Vater aufgeräumt. »Caro, dein Glas wirkt ein bisschen arg leer. Rory?«
    Daisy hörte etwas knarzen. Als sie sich umwandte, sah sie, dass Ed sich davonschlich. Sie wollte ihm

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