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Zeit der Raubtiere

Zeit der Raubtiere

Titel: Zeit der Raubtiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Klaussmann
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gefunden habe, Liebling.«
    Daisy drehte sich um und sah ihre Mutter, die Tyler an der Hand mit sich zog. Er trug eine weiße Smokingjacke, sein Haar war ordentlich an den Kopf gebürstet, und er starrte unverwandt auf das hauchdünne Kleid ihrer Mutter.
    Daisy war noch immer so sehr von der Schönheit des Abends und einem allgemeinen Wohlwollen erfüllt, dass es sie nicht einmal störte, als er mehrere Sekunden brauchte, um den Blick auf sie zu richten.
    »Hallo«, sagte er lächelnd.
    »Hallo.« Daisy kam sich vor wie in einem Film, wie in dem Moment, wenn zwei sich sehen und alles auf der Welt plötzlich stimmt.
    Anita schaltete sich ein. »Hey«, sagte sie, »du siehst aber ziemlich zugeknöpft aus.«
    »Ich finde, dass er hervorragend aussieht«, entgegnete Daisys Mutter.
    »Danke, Mrs. Derringer. Sie sehen auch hervorragend aus.«
    »Das ist lieb von dir, Tyler. Wie gefällt dir Daisys Brosche?«
    »Hervorragend.« Von dem Wort kam er offenbar nicht mehr los.
    »Na, dann amüsiert euch gut, Kinder!«, sagte Daisys Mutter nach einer kurzen Pause. »Ich muss jetzt Daisys Vater suchen und dafür sorgen, dass er nicht von irgendeiner verführerischen Frau abgeschleppt wird.« Sie tätschelte Tyler an der Schulter und zwinkerte Daisy über seinen Kopf hinweg zu.
    »Bist du gerade erst gekommen?«
    »Ja, aber die Musik kann man in der ganzen North Water Street hören. Dufte Party, wirklich.«
    »Absolut zauberhaft«, fügte Anita hinzu.
    »Was trinkt ihr da?« Tyler musterte ihre Gläser.
    »Mein Vater hat dem Barkeeper gesagt, er soll uns ein bisschen Wein mit Wasser vermischt geben«, antwortete Daisy und kam sich äußerst mondän vor.
    Tyler sah zur Bar hinüber. »Dein Vater scheint ziemlich in Ordnung zu sein.«
    »Stimmt.« Daisy sandte ihrem Vater ein stilles Dankgebet.
    »Er ist ein richtiger Knüller«, sagte Anita.
    »Vorhin habe ich Peaches gesehen. Sie kommt mit ihren Eltern.«
    »Das ist mir neu«, erwiderte Daisy scharf.
    »›Mischt, ihr alle, mischt am Schwalle! Feuer, brenn’, und Kessel, walle!‹«, rezitierte Anita.
    »Sie kann es kaum erwarten, glaube ich. Ihr zwei trefft ja morgen aufeinander. Das große Match.« Tyler grinste Daisy an.
    Daisy biss sich auf die Unterlippe. »Mhm.«
    »Keine Angst, du wirst sie vernichtend schlagen.«
    »Mhm.« Sie wollte jetzt nicht an Tennis denken, an grelles Sonnenlicht und grünen Sand.
    »Kommt, wir versuchen uns Champagner zu organisieren«, sagte Tyler nach einem weiteren Blick zur Bar.
    »Daisys Mutter …«
    »Nein, ist schon gut«, sagte Daisy hastig. »Aber ich weiß nicht, wie. Ich glaube, der Barkeeper würde uns verraten.«
    »Macht nichts, es wird trotzdem lustig, auch wenn wir es nicht schaffen«, meinte Tyler.
    Während sie über den Rasen zur Bar gingen, begann die Band »Poor Little Rich Girl« zu spielen.
    You’re a bewitched girl, better take care.
    »Daisy! Huhu, Daisy!«
    Daisy erkannte die Stimme und erstarrte. Peaches näherte sich in einem blassrosa Netzgewebe, auf das die Rose in ihrem Haar genau abgestimmt war.
    »Oink, oink«, flüsterte Daisy Anita zu.
    »Sie sieht aus wie eine Riesenflasche Hustensaft«, sagte Anita.
    »Hey, Peaches.« Daisy trat von einem Fuß auf den anderen.
    Peaches schielte zu Anita hinüber und riss ein wenig die Augen auf, als sie das schwarze Kleid sah. Dann musterte sie Daisy von oben bis unten und lächelte matt. »Tja.« Sie drehte sich um und tat, als wäre sie überrascht, Tyler bei den zwei Mädchen stehen zu sehen. »Wen haben wir denn da? Ist das nicht Tyler Pierce?«
    Daisy verdrehte die Augen.
    »Hallo, Peaches«, sagte Tyler. »Deine Rose gefällt mir.«
    Peaches tätschelte sich das Haar zurecht. »Die züchtet meine Mutter. Pink Parfait. Das heißt ›Perfektes Rosa‹ auf Französisch. Letzten Sommer hat sie einen Wettbewerb damit gewonnen.« Sie lächelte Tyler an und ließ dabei Zähne sehen, die Daisy im Mondlicht an ein Pferdegebiss erinnerten. »Na, wo wolltet ihr denn gerade hingehen, Kinder?«
    »Wenn wir dich in unser Geheimnis einweihen sollen, musst du den Treueeid auf unsere Sache schwören.«
    »Ich liebe Geheimnisse«, sagte Peaches. »Erstaunlich, dass du das nicht von mir wusstest, Tyler Pierce.«
    »Prima«, sagte Tyler. »Wir wollen dem Barkeeper unter dem Hintern weg Champagner klauen. Machst du mit?«
    Peaches ergriff Tylers Arm. »Geh du voran!«
    Daisy hätte ihr am liebsten die Rose vom Kopf gerissen, um dann darauf herumzutrampeln. Sie warf Anita einen Blick

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