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Zeit der Sinnlichkeit

Zeit der Sinnlichkeit

Titel: Zeit der Sinnlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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sie, »ich muß hoffen oder sterben. Denn ich bin zu nichts anderem auf dieser Welt nütze. Es gibt für mich einfach nichts anderes.«
    »Dann will ich von ganzem Herzen dafür beten, daß König Charles nach Euch schickt. Aber inzwischen –«
    »Inzwischen, Merivel, laßt Euch für diese Unterkunft danken. Ich werde die meiste Zeit allein verbringen, aber wenn wir uns treffen, möge es immer so herzlich wie heute sein.«
    »Amen«, sagte ich.
    »Bloß, Merivel, erwartet nicht von mir, daß ich fröhlich bin.«
    »Das tue ich nicht.«
    »Und ich möchte Euch bitten, das Rosenzimmer, in dem Sophia und ich uns jetzt wohl fühlen, als mein privates Gemach anzusehen. Bitte tut mir den Gefallen und kommt nie in seine Nähe.«
    »Natürlich würde ich nicht …«
    »Dann werden wir es aushalten«, sagte sie, »bis bessere Zeiten kommen.«
    Daraufhin stand sie auf, um zu gehen. Ermutigt durch ihre
Ehrlichkeit und Höflichkeit, fragte ich sie, ob sie an diesem Abend mit mir speisen wolle. Sie zögerte nur einen Augenblick und stimmte dann zu.
    Ich war darüber so glücklich, daß ich gleich zur Küche hinunterging. Ich vertraute Cattleburys schöpferischen Händen folgendes Menü an: Aalpastete, danach Taubenbrüste mit spanischen Pflaumen, in Madeira geschmort, darauf gebratene Wachtel mit Fenchelsalat und als Abschluß einen Eierpudding mit gedünsteten Äpfeln. Ich gab die Anweisung, dem Reifrock das Essen oben zu servieren.
     
    Sie kam in ihrer Kutsche nach Bidnold gesprengt, und das Schnauben und Wiehern ihrer Pferde war im weiten Umkreis zu hören. Sie betrat mein Haus in ihrer ganzen wunderbaren Eleganz, mit stolz erhobenem Haupt, meine Lady Bathurst, so voller Zorn und Begierde!
    Sie verlangte mich zu sehen. Man sagte ihr, ich sei mit meiner Frau beim Abendessen. Sie drängte sich an den Dienern vorbei und rauschte in das Speisezimmer, wo Celia und ich gerade bei der Aalpastete waren. Sie blickte wild auf uns. Auf dem Kopf trug sie eine höchst bewundernswerte Samtkappe, von der senkrecht zwei Fasanenfedern aufragten, eine sehr seltsame, aber atemberaubende Mode. Ich blickte sie an.
    Ohne daß sie etwas zu sagen brauchte, wußte ich, welches Verbrechens ich beschuldigt wurde. Seit Pearces Ankunft hatte ich sie nicht ein einziges Mal besucht und ihr keinerlei Nachricht zukommen lassen. Inzwischen war die Neuigkeit, daß meine Frau eingetroffen war, sicher zu ihr gelangt, und sie nahm nun fälschlicherweise an, daß dies der Grund für meine Vernachlässigung sei.
    Ich muß Euch nun berichten, daß Violet Bathursts Spra
che, vermutlich durch den Einfluß Bathursts und der Jagd, manchmal köstlich vulgär werden konnte, und schon als Violet den Mund öffnete, wußte ich, daß dies jetzt der Fall sein würde. In meinem Bemühen, Celia Anschuldigungen zu ersparen, die ihr Kummer bereiten konnten, stand ich auf, verbeugte mich mit Entschuldigungen vor meiner Frau, packte Violet beim Handgelenk und zog sie herrisch aus dem Zimmer. Ich ließ ihre wütenden Beschimpfungen über mich ergehen und führte sie schnell zu meinem Ruhezimmer, wo ich die Tür hinter uns zuschlug, das wilde, sich wehrende Geschöpf in meine Arme nahm und sie mit beträchtlichem Kraftaufwand küßte. Ihr Körper war heiß und bebte, und die Wut schien ihre Haut mit einem so wunderbaren, unwiderstehlichen Duft parfümiert zu haben, daß ich ihr blitzschnell die Fasanenfedern vom Kopf riß, sie auf den chinesischen Teppich legte, meine Kniehose aufknöpfte und mit stärkerer Leidenschaft und Ungeduld in sie eindrang, als ich seit meinen verlorengegangenen Nachmittagen mit Rosie Pierpoint für irgendeine Frau empfunden hatte. Bei jedem Stoß meiner Lenden verfluchte Violet mich, wodurch sie sich und mich nur noch mehr erregte, so daß wir schreiend und uns gegenseitig wüst beschimpfend gleichzeitig unseren kleinen Augenblick der Ekstase erreichten, bei dem wir uns, der Ohnmacht nahe, keuchend aneinanderklammerten.
    Schließlich standen wir auf. Violet hatte zu schreien aufgehört. Ich küßte sie auf die Schultern, schwor beim Leben meiner lieben Mutter, daß ich meine Frau nicht anzurühren pflegte und dies auch niemals tun würde, und versprach ihr, sie am nächsten Abend zu besuchen und die Nacht in ihrem Bett zu verbringen. Dann würde ich ihr auch, sagte ich, mein Fernbleiben erklären, das nur dem Besuch meines Freundes
Pearce zuzuschreiben sei, mit dem ich solch ernsthaften Disput gehabt hätte, daß dadurch jeder Gedanke an Vergnügen aus

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