Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)
haben etwas zu besprechen, und ich will, dass Sie die Bar sofort verlassen!»
«Wir werden die Bar nicht verlassen, sondern ebenfalls etwas mit Ihnen und Frau Hardenberg besprechen!» Guerrini blickte sich suchend um. «Gibt’s hier keinen Barkeeper? Wir brauchen mehr Licht!»
«Wir haben ihn weggeschickt!» Susanne Ullmann sprach noch immer italienisch.
«Haben Sie den Barkeeper weggeschickt?», wandte sich Laura an Silvia Hardenberg.
«Nein, nein. Er ist einfach gegangen. Er hat uns zwei Drinks gebracht und ist gegangen.»
«Haben Sie gehört, dass Frau Ullmann ihn weggeschickt hat?»
«Ich kann ja kein Italienisch.»
«Hat sie mit ihm gesprochen?»
«Ja, schon …»
«Was soll denn das? Wer sind Sie überhaupt?» Susanne Ullmann rutschte von ihrem Barhocker und kam einen Schritt auf Laura zu.
«Gottberg, Kripo München.»
«Was?»
«Sie haben richtig gehört.»
«Na, endlich kümmert sich die deutsche Polizei um den armen Doktor Hardenberg. Hier passiert ja überhaupt nichts. Dabei ist die Sache doch völlig klar. Ich habe dem Commissario schon vor ein paar Tagen gesagt, dass Paolo Massimo der Mörder ist.» Sie sprach sehr schnell, atemlos, und sie sprach deutsch.
«Wie schön, dass Sie den Fall für uns geklärt haben.» Laura antwortete auf Italienisch. «Ich möchte Sie trotzdem bitten, sich wieder zu setzen und uns zu erzählen, was Sie mit Signora Hardenberg so Wichtiges zu besprechen haben.»
«Das geht Sie nichts an!»
«Es geht uns sehr wohl etwas an, Signorina. Ist Ihnen eigentlich klar, dass auch Sie unter Verdacht stehen?» Guerrini hatte endlich die Klingel für den Barkeeper gefunden und schlug zweimal so kräftig darauf, dass der schrille Ton sie alle zusammenzucken ließ.
«Ich? Wieso denn ich?» Susanne Ullmanns selbstbewusste Stimme kippte ein wenig.
Guerrini schlug ein drittes Mal auf die Klingel. Endlich öffnete sich in einer dunklen Nische der Bar eine Tür, und der Kellner eilte herbei.
«Wir brauchen mehr Licht!»
«Aber …»
«Mehr Licht, bitte!»
Der Barkeeper zuckte die Achseln, drehte an irgendwelchen Schaltern hinterm Tresen, und ganz langsam wurde es heller.
«Genug?»
«Noch ein bisschen mehr!»
«Aber das ist eine Bar!»
«Darf man in einer Bar nichts sehen? Danke, Sie können wieder gehen.»
«Wollen Sie nichts trinken?»
«Nein.»
«Aber wenn andere Gäste kommen … Ich muss hierbleiben!»
Guerrini zückte seinen Ausweis. «Bitte!»
«Aber wenn Gäste kommen. Es ist halb fünf. Da fängt die Happy Hour an.»
«Dann sage ich Ihren Gästen, dass sie mit dem ersten Drink warten müssen. Es dauert nicht lange, und es ist wichtig. Verstehen Sie?»
Der Mann hinterm Tresen zog ein komisch verzweifeltes Gesicht und hob resigniert die Hände. «Bene, fünf Minuten. Aber wenn Sie dann nicht fertig sind, ruf ich den Geschäftsführer.» Er ging, ließ aber die Tür offen.
«Tür zu!», rief Guerrini. Mit einem Knall fiel sie ins Schloss.
«Frag Signora Hardenberg, was hier besprochen wurde!» Guerrinis Stimme klang ungeduldig. «Ich hasse diese babylonische Sprachverwirrung!»
Laura fragte, doch Silvia Hardenberg schüttelte den Kopf und antwortete leise, dass sie darüber nicht reden könne. Im Licht wirkte sie blasser und ängstlicher als am Nachmittag. Sie streckte eine Hand nach ihrer Tochter aus und hielt sich an der jungen Frau fest.
«Keine von Ihnen beiden will also sagen, was hier los ist. Da es sich um etwas Schwerwiegendes handeln muss, werden wir diese Unterhaltung in Einzelgesprächen fortsetzen.» Während Laura seine Worte übersetzte, musterte Guerrini die beiden Frauen mit grimmiger Miene.
«Aber weshalb denn? Susanne Ullmann ist die Privatsekretärin meines Mannes. Es geht hier um vertrauliche geschäftliche Dinge.»
«Auch vertrauliche geschäftliche Dinge können zur Aufklärung eines Mordes nützlich sein», erwiderte Laura.
«Meine Mutter ist sehr erschöpft. Muss es wirklich sein, dass Sie verhört wird? Wir haben nicht einmal ein Zimmer, in dem sie sich ausruhen könnte.» Natali warf Laura einen zornigen Blick zu.
«Wir werden ein anderes Zimmer besorgen, und wenn die Spurensicherung mit ihrer Arbeit fertig ist, bekommen Sie auch Ihr Gepäck wieder.»
«Ist das Ihr Ernst, dass jetzt auch noch Polizisten in unseren persönlichen Dingen herumwühlen? Ich halte das nicht mehr aus! Wie konnte Leo mir das antun?» Diesmal schluchzte Silvia Hardenberg laut, jedoch eher wütend und keineswegs von Trauer überwältigt.
«Aber
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