Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)
die Hand hob. Maltempo schickte die beiden Zivilpolizisten auf die zu observierenden Stockwerke, dann schlenderte er neben Guerrini zu Laura hinüber, die noch immer mit der jungen Frau redete.
«Commissario Laura Gottberg, Capitano Maltempo», stellte Guerrini die beiden einander vor und wusste, noch während er sprach, was kommen würde.
Aber es kam nicht.
Laura sah auf, lächelte den Capitano an, streckte ihm die Hand hin und sagte einfach «Buona sera, Capitano. In Italien gibt es so wunderbare Titel. Bei uns klingt das immer viel prosaischer.»
Guerrini hätte geschworen, dass sie gegen den Commissario, als den er sie vorgestellt hatte, protestieren würde. Es machte sie normalerweise wütend, dass in Italien so selten die weibliche Form eines Titels benutzt wurde.
«Buona sera, Commissario», fügte sie jetzt sachlich hinzu, als hätten sie ausschließlich beruflich miteinander zu tun. «Um Sie beide schnell ins Bild zu setzen: Das hier ist Natali Hardenberg, die Tochter von Leo Hardenberg.» Natali nickte den beiden Männern kurz zu, ihre große Ledertasche nervös mit beiden Händen umfassend. «Ihre Mutter ist dort drüben in der Bar und spricht gerade mit Susanne Ullmann. Das Zimmer von Frau Hardenberg und ihrer Tochter ist in ihrer Abwesenheit durchsucht worden. Wenn sich ein Polizist in der Nähe befunden hätte, dann wäre das vermutlich nicht passiert. Es wäre deshalb sinnvoll, wenn Sie die Spurensicherung rufen würden. Vielleicht finden wir Hinweise auf den oder die Täter.»
«Wurde etwas gestohlen?» Maltempo beugte sich zu Natali, während Guerrini fassungslos Lauras kühler Berichterstattung samt Seitenhieb zuhörte. Sachlich übersetzte Laura Maltempos Frage und auch Natalis Antwort.
«Nein, ich weiß nicht. Wir haben noch nicht nachgesehen, ob etwas fehlt.»
«Und warum spricht Signora Hardenberg mit Signorina Ullmann?» Guerrini versuchte, vollkommen gelassen zu wirken.
«Weil sie es unbedingt wollte, Commissario Guerrini.»
«Entschuldige, Umberto, ich möchte Commissario Gottberg kurz allein sprechen.» Kindisch, dachte Guerrini bei seinen eigenen Worten. Total kindisch. Warum versuche ich sie zu provozieren? Er war heilfroh darüber, dass er Tommasini nach Hause geschickt hatte. Diese Vorstellung wäre unter seinen wissenden Augen vollkommen unerträglich gewesen.
«Sì, naturalmente», lächelte Maltempo und sprach im nächsten Moment bereits mit der Einsatzzentrale, um die Spurensicherung anzufordern.
Laura erhob sich und folgte Guerrini zu einem der Fenster und hinter ein riesiges Blumengebinde.
«Du hast doch mit den Hardenbergs geredet! Ich habe es geahnt. Und jetzt redest du wie eine besserwisserische Deutsche! Was ist los, Laura?»
«Ich habe nicht mit den Hardenbergs geredet. Ich wollte mich nur vor ihre Tür setzen, als sie zurückkamen, und dann haben sie das verwüstete Zimmer entdeckt. Aber ich habe trotzdem nicht mit ihnen geredet. Also, ich habe nicht ermittelt, wenn dich das beruhigt!»
«Wieso redet sie jetzt mit der Geliebten ihres Mannes? Wenigstens das hättest du verhindern können!»
«Und weshalb? Signora Hardenberg ist ein freier Mensch und kann frei entscheiden. Sie glaubt, dass Susanne Ullmann die Privatsekretärin ihres Mannes war, jedenfalls tut sie so. Wieso hat Frau Hardenberg ihren toten Mann bisher nicht sehen dürfen?»
«Ich weiß es nicht. Ich habe erst durch deine E-Mail an Tommasini erfahren, dass sie in Florenz ist.»
«Bravo!»
«Was heißt hier bravo, eh?»
«Hervorragende Kommunikation zwischen euren hochkomplizierten …»
«Du hast bisher nicht eine von Staatsanwalt Cichettos Fragen beantwortet! Er hat sich heute früh bei mir beschwert!»
«Und ich habe von dir nicht einen einzigen Hinweis bekommen, worum es eigentlich geht. Dabei wusste ich, dass du mit dem Fall befasst bist!»
«Santa Caterina, es gibt Zeiten im Leben, da funktioniert man nicht so, wie das deutsche Pflichtbewusstsein es vorschreibt.»
«Ah, das ist der erste Satz, den ich verstehen kann. Ascoltami, Angelo, pass mal auf: Streiten wir später weiter. Ich glaube, wir sollten jetzt unseren Verstand zusammenhalten und richtig arbeiten. Wenn ich recht habe mit meinen Vermutungen, dann wird es gleich losgehen.»
«Was geht los?»
«In diesem Hotel läuft mindestens ein falscher Bulle rum, der mit irgendwelchen Leuten außerhalb Kontakt hält. Ich bin sicher, dass er mich erkannt hat, wieso, ist mir unklar. Ich jedenfalls hab ihn noch nie gesehn. Er könnte das
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