Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)
ging und schloss die Tür hinter sich.
«Was passiert jetzt? Darf sich meine Mutter endlich ausruhen?» Natali warf ihre große Tasche in einen der Sessel.
«Bald», sagte Laura. «Ich möchte Sie bitten, ins Schlafzimmer zu gehen, solange wir mit Ihrer Mutter sprechen.»
«Wieso denn das?»
«Wir haben unsere Gründe.»
«Sie behandeln uns wie Verbrecher. Das dürfen Sie nicht! Ich werde jetzt unseren Anwalt anrufen, und bis er hier ist, lassen Sie meine Mutter gefälligst in Ruhe!»
«Natürlich können Sie Ihren Anwalt rufen. Aber Sie irren sich, wir behandeln Sie nicht wie Verbrecher. Wir würden Sie nur gern vor bestimmten Bedrohungen schützen und Ihre Mutter ebenfalls. Frau Hardenberg … wollen Sie mit uns reden, oder bestehen Sie auf der Anwesenheit Ihres Anwalts? Sie werden übrigens keineswegs verdächtigt, etwas mit dem Tod Ihres Mannes zu tun zu haben.»
«Was wollen Sie denn sonst von ihr?» Natali ballte ihre Fäuste.
«Nur ein paar Informationen, die bei der Suche nach den Tätern hilfreich sein könnten. Mehr nicht. Und je schneller Sie dieses Zimmer verlassen, desto eher kann sich Ihre Mutter ausruhen. Außerdem kann Ihre Mutter sehr gut für sich selbst sprechen.» Laura sah Silvia Hardenberg an. «Wollen Sie mit uns reden?»
«Ja, ich denke … es wird wohl das Beste sein, wenn ich mit Ihnen rede. Ich verstehe nämlich überhaupt nichts mehr … Bitte, geh doch in das andere Zimmer, Natali …»
«Du willst auch, dass ich rausgehe?»
«Ja, ich will das auch.»
«Aber wieso denn?»
«Weil ich dich schützen will.»
«Und wahrscheinlich dich selbst, oder?» Natalis Stimme überschlug sich.
«Bitte geh einfach. Ich werde später versuchen, dir zu erklären …»
«Lass es! Den Anwalt ruf ich trotzdem an.»
«Ich brauch ihn nicht!»
«Das soll er entscheiden.»
Plötzlich richtete sich Silvia Hardenberg sehr gerade auf, streckte den Arm aus und wies auf die Tür zum Schlafzimmer. «Halt jetzt endlich den Mund und geh raus!»
Natali starrte ihre Mutter an, schluchzte dann auf, riss ihre Tasche an sich und rannte in den Nebenraum. Leise schloss Guerrini die Tür.
«Wollen Sie sich nicht setzen?»
«Doch … nein, ich bin zu unruhig.»
«Gibt es etwas, das für unsere Ermittlungen von Bedeutung sein könnte?» Laura öffnete die Tür des antiken Schränkchens, hinter der sich ein Kühlschrank verbarg, und nahm eine Flasche Mineralwasser heraus. Ihr war bewusst, dass sowohl Silvia Hardenberg als auch Angelo sie beobachteten. Der Drehverschluss der Flasche bereitete ihr Schwierigkeiten. Als sie ihn endlich aufbekam, zischte es laut. Sie füllte ein Glas mit dem sprudelnden Wasser und reichte es Silvia Hardenberg. Die bedankte sich und stellte das Glas auf dem Fenstersims ab, ohne getrunken zu haben. Sie wandte Guerrini und Laura den Rücken zu, schien völlig abwesend zu sein.
Sie warteten.
Als Guerrini sich räusperte und etwas sagen wollte, legte Laura einen Finger an die Lippen. Er zuckte die Achseln und schwieg.
«Sie wissen es natürlich.» Silvia Hardenberg sprach zum Fenster hinaus, zu den Dächern von Florenz, den Tauben und Wolken.
«Natürlich wissen Sie es. Oder?»
«Was wissen wir?»
«Dass Susanne Ullmann die Geliebte meines Mannes war.»
«Ja, das wissen wir.»
«Ich habe es nicht wissen wollen.»
«Und jetzt?»
«Jetzt weiß ich es.»
«Haben Sie mit ihr darüber gesprochen?»
«Nein.»
Guerrini lehnte sich an die Wand neben der Tür zum Schlafzimmer und sah Laura fragend an. Wieder legte sie einen Finger an die Lippen. Als Laura keine Frage stellte, drehte Silvia sich kurz um, sah aber gleich darauf wieder aus dem Fenster.
«Es ging um etwas ganz anderes», sagte sie leise.
«Ich kann und darf nicht darüber sprechen. Es ist zu gefährlich.»
«Für wen?»
«Für uns alle.»
Wieder wartete Laura, fragte nicht weiter. Diesmal hielt Silvia Hardenberg das Schweigen nicht lange aus. Sie fuhr herum und konnte nur mit Mühe ihre Stimme kontrollieren. Gepresst stieß sie ihre Worte hervor.
«Was wollen Sie denn von mir? Sie stehen herum und sagen nichts! Ist das eine Verhörmethode? Ich habe meinen Mann verloren, ich werde bedroht, und Sie machen alles noch schlimmer, statt mir zu helfen!»
«Wer bedroht Sie, Frau Hardenberg?»
«Niemand bedroht mich … ich … ich habe mich versprochen, es ist … ich weiß nicht, was ich sagen wollte …»
«Hat Susanne Ullmann Sie bedroht?»
«Nein!»
«Wollen Sie sich nicht doch setzen?»
«Ich will
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