Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
Vom Netzwerk:
darüber nachdenken, wie ich in diese Situation geraten sein könnte und wie ich schnell wieder herauskomme!
    Er hatte alles getan, was möglich war. Sein Anwalt hatte Antonella auf Commissario Guerrini und die Freundin von Hardenberg angesetzt, seine Familie war noch immer der Meinung, dass er sich eine Auszeit im Landhaus nahm. Noch wusste niemand da draußen, was geschehen war. Wie lange noch?
    Was ihn aber am meisten beunruhigte, war der Verlust seines «roten Telefons» und seines Tablets. Die Polizisten hatten beides konfisziert. Sein Handy hatte geblinkt, und das bedeutete, dass Antonella angerufen hatte. Es musste also etwas Wichtiges geschehen sein, sonst hätte sie nicht versucht, ihn zu erreichen. Wusste Sie etwas von Hardenberg? Von seiner Freundin? Was immer Antonella ihm hatte mitteilen wollen – jetzt wussten es die Polizisten. Für ihre Techniker war es vermutlich ein Leichtes, seinen Sicherheitscode zu knacken. Nur er selbst wusste nicht, was Antonella ihm mitgeteilt hatte.
    Wie verletzlich wir sind, dachte Massimo.
    Die Tatsache als solche war ihm immer bewusst gewesen, denn sein eigener Sicherheitsdienst hörte ebenfalls die Telefonate von Konkurrenten ab, beschattete sie oder verwanzte Büros und Konferenzräume.
    Trotzdem war er selbst sich irgendwie unverletzbar vorgekommen. Weshalb eigentlich? Diese Zelle war entsetzlich überheizt. Er schwitzte und bekam kaum Luft. Wahrscheinlich war auch das ein Teil der Vorbereitung auf die Verhöre am Morgen. Sanfte Folter. Er könnte sich beschweren, doch ihm fehlte die Kraft dazu. Vermutlich konnte man die Heizung ohnehin nicht regulieren. In den meisten alten Gebäuden des Landes liefen die Heizungen auf Volldampf, und die massiven eisernen Heizkörper waren so heiß, dass man sich an ihnen verbrennen konnte.
    Massimo ließ seinen Blick über die kahle Wand gleiten. In dicken Placken schälte sich der Putz, und dunkle Flecke deuteten auf Schimmel und Feuchtigkeit hin. Es roch nach Schweiß. War es sein eigener oder der seiner Vorgänger in dieser Zelle? Angstschweiß? Roch Angstschweiß anders als Schweiß, der von Hitze oder körperlicher Anstrengung herrührte? Er wusste es nicht.
    Da war noch ein zweiter Geruch, der ab und zu den Schweiß überlagerte. Ein scharfer, chemischer Geruch, der von der dünnen Decke aufstieg, die man Massimo zugeteilt hatte. Es war eine Mischung aus Mottenpulver, Desinfektionsmittel und feuchter Wolle. Massimo erinnerte sich an Fernsehberichte über die menschenunwürdigen Zustände in den italienischen Gefängnissen, an überfüllte Zellen, verdreckte Toiletten, schlechtes Essen, Selbstmorde. Es hatte ihn nicht sonderlich interessiert, es war eben einer der vielen Missstände. Wenn er ehrlich war, dann interessierte es ihn noch immer nicht, denn er war sicher, dass sein Anwalt ihn im Laufe des nächsten Tages freibekommen würde.
    Als das Guckloch wieder aufgeschoben wurde, schloss Massimo die Augen und stellte sich schlafend.

    «Sieht aus, als wäre er vergiftet worden.» Stirnrunzelnd betrachtete Dottor Salvia den bläulich-bleichen Körper von Leo Hardenberg. «Außerdem hat er Hämatome am ganzen Körper. Er muss ziemlich unsanft herumgestoßen worden sein. Möglicherweise nach seinem Ableben.»
    «Vergiftet womit?» Commissario Guerrini lehnte an der Wand des gekachelten Raums und vermied es, auf den Seziertisch zu schauen, vermied es auch, tief einzuatmen. Er hasste diesen mit Chemikalien vermischten Geruch des Todes. Ganz besonders nach den Phantasien der vergangenen Nacht, in der er sich selbst auf diesem Tisch hatte liegen sehen.
    «Ich weiß es noch nicht hundertprozentig, Angelo. Die ganzen Tests laufen noch. Aber ich nehme an, dass es hochdosierte Blausäure war. Deshalb auch diese bläuliche Verfärbung. Der Tod ist vor ungefähr sechsunddreißig Stunden eingetreten.»
    «Wie lange wird es dauern, bis wir die Ergebnisse haben?»
    «Was weiß ich – eine Woche, einen Monat. Toxikologische Untersuchungen brauchen ihre Zeit, Angelo.»
    «Weißt du eigentlich, dass Polizeiarbeit unendlich frustrierend ist? Wir warten die ganze Zeit – auf toxikologische Untersuchungen, auf DNA-Tests, auf die Erkenntnisse der Spurensicherung, auf die Auswertung von Handys, Navis, Computern. Manchmal frage ich mich, wie die früher Verbrechen aufgeklärt haben und ob die auch dauernd gewartet haben.» Guerrini ließ seinen Blick angewidert über den leblosen Körper des Bankers gleiten.
    «Könntest du ihn wieder zudecken,

Weitere Kostenlose Bücher