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Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition)

Titel: Zeit der Skorpione: Laura Gottberg ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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erneut ab. Der Anwalt – er war ziemlich prominent und hieß Dottor Adriano Fattori – erhöhte auf zwei Millionen Euro, Richter Passalaqua forderte genervt zweieinhalb Millionen. Er bekam sie, und Massimo durfte gehen, allerdings mit der Auflage, in sein Landhaus zurückzukehren und es nicht zu verlassen. Man werde zwei Polizisten zur Bewachung abstellen.
    Daraufhin forderte Paolo Massimo sein Mobiltelefon zurück, doch es wurde ihm erneut verweigert, was ihn offensichtlich in große Erregung versetzte, die er nur mühsam unterdrückte.
    «Ich brauche mein Telefon. Wir stecken mitten in einer Weltwirtschaftskrise! Ich muss erreichbar sein! Auf genau diesem Telefon! Meine Assistentin Antonella leitet alle wichtigen Anrufe auf dieses Telefon um.»
    «Sobald wir mit der Analyse der Anrufe fertig sind, bekommen Sie es zurück», erwiderte der Richter. «Bis dahin müssen Sie leider ein anderes Telefon benutzen.»
    «Sie würden also unten ähnlichen Umständen auch das rote Telefon des … sagen wir … des amerikanischen Präsidenten, beschlagnahmen?»
    «Ich glaube, dass Sie sich in der Verhältnismäßigkeit ein wenig täuschen, Dottor Massimo», entgegnete der Richter.
    Paolo Massimos Backenknochen schienen plötzlich hervorzutreten, doch es lag wohl daran, dass er seine Wangen nach innen zog, als würde er auf ihnen herumkauen. Beruhigend legte der Anwalt eine Hand auf den Arm seines Mandanten. All das beobachtete Commissario Guerrini und äußerte erneut Bedenken gegen die Freilassung des Bankdirektors. Trotzdem durfte Massimo kurz darauf mit seinem Anwalt die Questura verlassen.
    «Zweieinhalb Millionen», murmelte Guerrini noch in Hörweite von Richter Passalaqua. «Ein armer Schlucker in seiner Situation hätte keine Chance.»
    «Danke, dass Sie mich daran erinnern, Commissario!» Passalaqua gab nicht einmal vor, Guerrinis Bemerkung überhört zu haben.
    «Genau das war meine Absicht», knurrte Guerrini, doch der Richter war bereits an der Tür, und Tommasini, der neben dem Commissario stand, hob einen Finger an seine Lippen und machte kaum hörbar: Schsch …

«Wir fahren sofort nach Florenz! Ich will mit dieser Freundin von Hardenberg reden. Außerdem möchte ich mir die Zentrale der Banca libera ansehen und diese Assistentin, von der Massimo gesprochen hat. Schau, dass du einen Dienstwagen organisierst, Tommasini.»
    «Was ist mit einer Presseerklärung?» Tommasini öffnete zwei Knöpfe seiner Uniformjacke. Er hatte ein bisschen zugenommen, und sie saß über seinem Bauch zu eng.
    «Zieh sie aus», knurrte Guerrini. «Wir fahren in Zivil. Beide. Und: keine Presseerklärung. Ich werde das später selbst in die Hand nehmen, sonst können die doch den Mund nicht halten. Ich will nicht, dass irgendwas an die Medien geht, ehe wir eine ungefähre Ahnung haben, was da passiert sein könnte.»
    «Santa Caterina sei mit Ihnen, Commissario», entgegnete Tommasini und öffnete die restlichen Knöpfe seiner Jacke.
    «Die Nachricht ist schon draußen?»
    «Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es waren eine Menge Leute dabei, nicht wahr? Und es gibt viele Journalisten, die ganz wild auf gute Geschichten sind. Sie zahlen sogar dafür, dass sie gute Geschichten bekommen, weil sie davon leben müssen. Und es gibt viele Leute, die sich gern ein bisschen was dazuverdienen. Sogar bei der Polizei. Aber das wissen Sie ja selbst, Commissario.» Tommasini ordnete wieder einmal die wenigen Haare auf seiner hohen Stirn und schaute so sorgenvoll auf den Boden, dass auch Guerrini nachsah, ob sich eventuell ein Riss in den alten Fliesen aufgetan hatte.
    «Es gibt auch Journalisten, die gar keine sind. Sie sehen doch auch das Telegiornale, Commissario. Ist Ihnen dieser Typ aufgefallen, der immer ganz nah bei den Politikern steht, wenn die irgendwas in der Öffentlichkeit sagen? Da ist immer dieser eine Mann – mal hält er einen billigen Rekorder hin, der aussieht, als hätte er ihn vom Sperrmüll, mal hat er einen kleinen Block in der Hand und einen Stift im Mund. Letztes Mal hat er sogar seinen Arm um Bersanis Kopf herumgestreckt und das Mikrophon eines anderen Reporters näher an Bersanis Mund geschoben. Der war ganz schockiert, wirklich schockiert, Commissario. Ich hab es genau gesehen. Es ist immer derselbe Mann, und wenn Sie mich fragen, Commissario, dann stimmt mit dem etwas nicht. Entweder ist er verrückt, oder er ist einer von denen, die frei arbeiten und die für eine gute Geschichte alles tun.»
    «Schschsch …»,

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